Stellen Sie sich vor, Sie sitzen stundenlang in einem stillen Raum. Plötzlich klingelt das Telefon – es wird zuerst unerträglich laut erscheinen. Die Märkte für Aktien, wie auch für Währungen und Anleihen glichen in den vergangenen Monaten diesem stillen Raum . Die Preisausschläge waren sehr klein, trotz politischer Widrigkeiten wie dem Brexit-Gezeter, sich stetig verschlechternder Wirtschaftsdaten oder dem Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China.
Umso mehr erschrecken nun die sinkenden Kurse. Die schwankenden Börsen sind ungewohnt, die Unsicherheit tut weh. Die Marktteilnehmer blicken wieder einmal auf die Notenbanken – in der Hoffnung, dass sich diese ausdrücklich zu einer geldpolitischen Lockerung verpflichten. Damit sollen sie schnell für Stabilität sorgen.
Die Schmerztoleranz an den Märkten ist gering. Die Notenbanken haben gute Arbeit geleistet und die Märkte nach der Finanzkrise mit viel Liquidität aufgepäppelt. Kritiker bemängeln, dass dank niedriger Zinsen und hoher Liquidität unproduktive Unternehmen am Leben erhalten würden, und dass das Anlegerverhalten fehlgeleitet werde. Stimmt das, dann ist die Stabilität an den Finanzmärkten eine künstliche Ruhe und kein gutes Zeichen, dass alles in Ordnung ist.
Denn wenn die Geldpolitik den Investor verlässlich vor möglichen Verlusten schützt, dann wird er das als kostenlose Versicherung verstehen. Die Risiken werden nicht mehr richtig eingeschätzt und bewertet, es wird in das Falsche investiert. Die Stabilität gebiert neue Instabilität, wie es der amerikanische Ökonom Hyman Minsky einst formulierte.
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Keine Schmerztoleranz
Die Notenbanken haben die Märkte nach der Finanzkrise mit viel Liquidität aufgepäppelt. Ein Kommentar von FuW-Redaktor Alexander Trentin.