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Kaffee mit...

Sein erstes Unternehmen brachte Michael Bornhaeusser vor zwanzig Jahren an die Börse – auf dem Höhepunkt der Internet-Blase. Der damals grösste deutsche Webentwickler Pixelpark legte ein Milliarden-IPO hin, und der Aktienkurs schoss durchs Dach. Dann platzte die Blase, die Titel waren nur noch einen Bruchteil wert und Bornhaeusser lernte: «Werde niemals gierig, es ist noch keiner arm geworden, weil er zu früh verkauft hat.» Bornhaeusser lacht, macht es sich auf einem Sessel in der Goethe Bar bequem und nimmt einen Schluck seines Café Crème. Draussen auf dem Sechseläutenplatz gibt der Frühling ein kurzes Gastspiel.

Gierig wirkt der drahtige Mittfünfziger nicht, hungrig dagegen schon. Die Welt der schnell wachsenden jungen Technologieunternehmen ist die seine geblieben. Seit Jahren bewegt er sich dabei auf der Seite des Investors – auf Du und Du mit den grossen US-Wagniskapitalgebern. Das Jahr hat gut für ihn und seine neue Gesellschaft Bulb Capital angefangen. Mitte Januar verkauften er und Mitinvestoren den US-Streamingdienst Pluto TV in Los Angeles für 340 Mio. $ an Viacom. Drei Monate zuvor brachte er mit Partnern den Onlineshop für Luxusmode, Farfetch, an die New Yorker Börse. Das Unternehmen ist jetzt mit über 6 Mrd. $ bewertet. «Das war der perfekte Start für Bulb Capital», sagt Bornhaeusser. Die Gesellschaft ist das ehemalige Private-Equity-Geschäft der Sallfort Privatbank in Basel, das Bornhaeusser bei Gründung der Bank 2012 als Partner aufgebaut hat. Sallfort fusionierte zu Jahresbeginn mit der Genfer Banque Heritage. «Für mich war das eine gute Gelegenheit auszusteigen.» Mit seiner alten Bank arbeitet Bornhaeusser weiterhin zusammen, die Kunden sind bei seinen Club Deals dabei, in deren Rahmen Bornhaeusser Kapital von privaten Geldgebern mobilisiert.

Nicht schlecht für einen ehemaligen Moderator. Bornhaeusser begann seine berufliche Laufbahn als Journalist beim privaten Lokalradio in seiner Heimatstadt Karlsruhe. Später wurde er Geschäftsführer und hatte 42 Stationen in Baden-Württemberg unter sich. Mit Aufkommen des Internets gründete er mit Partnern in der Schweiz den Webentwickler MMK, der später zu Pixelpark Switzerland wurde. Den ersten Auftrag, den Aufbau einer Firmenwebsite, erhielten sie von Hans Bär, Patron der Bank Julius Bär, persönlich. Es folgten Post, Credit Suisse und UBS. Daneben gründete Bornhaeusser zwei weitere Softwarefirmen. SDC, die er 2007 an die US-Gesellschaft PacketVideo verkaufte. Und DWS, die er 2008 an den japanischen Telekomriesen NTT Docomo veräusserte.

Damals machte er den Sprung auf die Investorenseite. Die Wagniskapitalgeberin, Advent Venture Partners, bot ihm einen Verwaltungsratssitz in einer ihrer Beteiligungen an. Er willigte ein – unter der Bedingung, selbst investieren zu dürfen. «Im Verwaltungsrat sitzen und schlau daherreden hat mir nicht gereicht.» Advent gab ihm die Möglichkeit, 5 Mio. $ in das britische Telco Ubiquisys zu investieren. «Das war ein bisschen viel», sagt Bornhaeusser und holte Freunde mit ins Boot. Es war der Beginn seines Club-Deal-Modells. «Die besten Ideen entstehen durch Zufälle.» Der Zufall wollte es auch, dass im Ubiquisys-VR das Who’s who der US-Wagniskapitalszene sass: Neben Advent waren dies Accel Partners und Atlas Venture. Später verhandelte Bornhaeusser für alle den Preis, als Ubiquisys 2013 für 310 Mio. $ an Cisco verkauft wurde. «In dem Moment war ich im Silicon Valley angekommen.» Bis heute baut er auf dieses Netzwerk.

«Ich wollte Venture Capital demokratisieren», sagt Bornhaeusser. Man kann zwar heute in diverse Fonds investieren. «Da muss ich aber mindestens eine Million reinlegen und dann ist das Ding zehn Jahre lang blockiert.» Bei ihm ist man ab 250 000 Fr. dabei, und zehn Jahre mutet er seinen Club-Investoren nicht zu. «Wir zielen darauf, dass unsere Unternehmen in drei Jahren dreimal so gross sind, dann streben wir den Exit an.» So steigt Bornhaeusser, der immer auch sein eigenes Vermögen investiert, nur in bereits reifere Unternehmen mit mindestens 10 Mio. $ Umsatz ein. Darum liegt sein geografischer Schwerpunkt zwangsläufig in den USA und Grossbritannien. In der Schweiz betrage der durchschnittliche Verkaufspreis eines Start-ups 20 Mio. $, Bulb Capital steige aber erst bei einem Unternehmenswert von 75 Mio. $ ein.

Aber auch dann braucht es einen klaren Fokus: «Ich investiere nur in das, womit ich mich auskenne.» In Bornhaeussers Fall sind das digitale Medien und Dienstleistungen. Zudem müssen die Unternehmen führend oder einzigartig in ihrem Geschäftsbereich sein. Im Rahmen seiner Club Deals hat er so bis heute 120 Mio. Fr. von 94 Partnern in elf Gesellschaften investiert. Dabei sind bekannte Persönlichkeiten der Schweizer Banken- und Unternehmenslandschaft, die ungenannt bleiben sollen. Aus sieben Investments ist er bisher erfolgreich ausgestiegen, fünf wurden an Grössere verkauft, zwei gingen an die Börse. «Vier Investments haben wir noch und die laufen super, bisher hatten wir nicht einen Abschreiber.» Regelmässig ist er in Kontakt mit den jungen Gründern und CEO. Bornhaeusser sieht sich als ihr Coach und Sparringspartner. Er will ihnen seine Erfahrung weitergeben und wenn es nur die eine ist, die er in der Internetblase gemacht hat: hungrig bleiben, aber nicht gierig werden.