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Kaffee mit…

«Einfach unschlagbar praktisch» sei das Gebäude der Swiss Re für sie, begründet Maya Bundt die Wahl des eher ungewöhnlichen Treffpunkts für diese Kolumne. Zudem sei der Kaffee sehr gut. Tatsächlich lohnt sich ein Besuch in den offenen Büroräumlichkeiten im sechsten Stockwerk am Mythenquai. Durch die grossen Fenster blickt man direkt auf den vom Regen aufgewühlten Zürichsee. Bundt wählt dann aber lieber einen Tee. «Ich hoffe, das geht auch. Kaffee trinke ich genug.»

Bundt hat den grössten Teil ihrer Karriere beim Schweizer Rückversicherer verbracht.  «Ich habe nie das Gefühl, bereits sechzehn Jahre beim selben Unternehmen zu sein», sagt sie. Sie habe in so viele unterschiedliche Bereiche hineingesehen und Aufgaben innegehabt, an Abwechslung habe es ihr nie gemangelt. Zudem pflegten die einzelnen Abteilungen der Swiss Re starke Subkulturen, die sich voneinander unterschieden. Seit Januar 2016 ist sie Chefin der Abteilung Cyber & Digital Solutions. Von aussen betrachtet sieht der Karriereweg der 48-Jährigen beispielhaft aus. «Das täuscht. Natürlich gab es auch tiefe Täler.» Doch das könne Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten schaffen. Zu wissen, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen, sei wichtig, um weiterzukommen. Als Erfolgsfaktor dürfe man das Glück nicht vergessen – und die Freude.

«Nur wenn man sich für etwas begeistern kann, wird man richtig gut darin und fällt auf», ist sie überzeugt. Tue man etwas, woran man glaube, könne man sich neue Bereiche eröffnen. Nach dem Abitur wollte die gebürtige Deutsche Biologie studieren. Doch ihr Umfeld warnte sie davor, «eine weitere arbeitslose Biologin zu werden». So habe sie sich nach der Schule eine Auszeit gegönnt. Sie liess sich aber nicht von ihrem Weg abbringen und studierte schliesslich nach einer sorgfältigen Auswahl in Bayreuth Geoökologie. «Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich würde das Gleiche sofort wieder studieren», sagt sie, ohne zu zögern.

Diese Begeisterungsfähigkeit verbindet Bundt mit viel Pragmatismus. Der Schritt in die Privatwirtschaft nach der Promotion bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft sei ein ganz bewusster gewesen: «Ich wollte mir Freiheitsgrade schaffen.» Die Arbeit in der Wissenschaft habe ihr zwar sehr gefallen, aber die Stellen seien sehr beschränkt. «Wenn ein Jobangebot kommt, hat man keine Wahl.» Mitgenommen habe sie die Denkweise und die Arbeitseinstellung.

Neben ihrer Vollzeitstelle bei der Swiss Re, die auch Mandate bei vier Tochtergesellschaften des Rückversicherers umfasst, ist Bundt seit 2017 Verwaltungsrätin bei der Bank Valiant. Das Gremium ist wegen der Geschlechterparität – vier Frauen arbeiten hier zusammen mit vier Männern – eine Seltenheit in der Schweizer Unternehmenslandschaft. «Dem liegt ein bewusster Entscheid zugrunde», ist Bundt überzeugt. Ohnehin sei es für den Verwaltungsrat vorteilhaft, wenn er wie derjenige von Valiant durchmischt sei. «Das betrifft auch das Alter und den Hintergrund der Mitglieder.» Daraus ergäben sich andere Sichtweisen. Wichtig für ein effektives Kontrollgremium sei ausserdem, wie der Verwaltungsrat als Team funktioniere, vor allem wie diskutiert werde. «Man muss bereit sein, auch die unbequemen Fragen zu stellen.» Die Arbeit im Verwaltungsrat bedeute natürlich auch einen gewissen Zeitaufwand. Sie verstehe nicht, wie jemand neben einer exekutiven Position gleichzeitig noch eine Vielzahl von externen Verwaltungsratsposten wahrnehmen könne. «Ich bin mit meiner derzeitigen Position bei der Swiss Re und dem Valiant-Mandat gut ausgelastet», sagt Bundt.

Wie bei vielen Unternehmen ist die Geschäftsleitung aber auch bei Valiant männlich dominiert. «Solange die Gleichstellung nicht erreicht ist, werde ich nicht müde, mich für die Sache zu engagieren», sagt Bundt. Ein Kulturwandel finde nur langsam statt – gerade in der Schweiz. Sie empfindet das Land als wertkonservativ, was sich etwa zeige, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehe. «Noch immer werden Frauen mit einem Vollzeitpensum regelmässig darauf angesprochen, wie sie das mit den Kindern unter einen Hut bringen. Männern wird diese Frage so eher nicht gestellt.» Politisch wichtig sei zudem die Abschaffung der Heiratsstrafe, die vor allem dann einschenkt, wenn beide Partner verdienen.

Für Bundt war es eine klare Entscheidung, als sie sich vor ein paar Jahren um den roten Pass bewarb. «Hier sind meine Familie und mein Lebensmittelpunkt. Ich wollte abstimmen und wählen können.» Mittlerweile fühle sie sich ohnehin als Schweizerin. «Nur das mit dem Schweizerdeutsch klappt noch nicht.»

Neben der Vollzeitstelle und der Familie – Bundt ist Mutter von drei Söhnen – sei die Freizeit beschränkt. Als Ausgleich macht sie Sport. Laufen, Fussball und Skifahren gehören für sie zum Programm. «Ich muss mich bewegen, sonst werde ich unzufrieden, und meine Mitarbeiter oder meine Familie müssen darunter leiden», sagt sie lachend. Wettbewerbe bestreite sie keine. «Ich wäre zu ehrgeizig, und dafür fehlt mir schlicht die Zeit.» Aber auch im Sport zeigt die Managerin, dass sie dranbleibt: Bundt hat den schwarzen Gürtel im Karate.

Maya Bundt ist eine von drei für den Women’s Board Award nominierten Verwaltungsrätinnen. Die Verleihung findet am 24. Juni statt.