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Kaffee mit…

Er gilt als eine Ausnahmeerscheinung: Sowohl als Sportler wie auch als Banker hat es Martin Kout weit gebracht. Im Schweizer Eishockey zählt der 45-Jährige zu den grossen Spielern der jüngeren Vergangenheit – und das, obwohl ihm der Durchbruch in der Schweizer Nationalmannschaft in seinen «statistisch besten Jahren» verwehrt wurde. Die geringe Anzahl an Einsätzen im Nationaldress, sieben sind es an der Zahl, belegt dies. Auf Klubebene war der Schweizer mit tschechischen Wurzeln bei den Kloten Flyers sowie bei den ZSC Lions mit insgesamt fünf Meistertiteln dagegen wesentlich erfolgreicher.

Ich treffe Martin Kout an einem kühlen Herbsttag in der Aya Bar in Zürich-West. Er hat gerade ein Meeting hinter sich. Der frühere Eishockeyspieler leitet heute ein Team im Investment Banking der Zürcher Kantonalbank. Während seiner Sportlerlaufbahn war er unter anderem für UBS tätig. Zwei Jahre nachdem er seine Schlittschuhe an den Nagel gehängt hatte, und inmitten der Finanzkrise, wechselte er 2009 zu einer renommierten Privatbank. Diese Zeit beschreibt Kout als «sehr intensiv».

«Mehrmals habe ich mich gefragt, ob mein Karriereende zum passenden Zeitpunkt kam, denn im Team wies ich nach wie vor die besten Konditionswerte auf. So musste ich mir eintrichtern, dass ich die richtige Entscheidung gefällt habe.» Rückblickend zeigt er sich aber mehr als zufrieden. «Für den Rücktritt hätte es kein besseres Timing geben können. Zum einen wollte ich in Bestform aufhören. Zum anderen übertrug mir UBS kurz nach Ausbruch der Finanzkrise 2007 eine grosse Verantwortung, indem ich im Investment Banking ein neues Team übernehmen durfte. Somit konnte ich mich in der Finanzbranche voll einbringen.»

Dies allein habe aber nicht geholfen, sich vom Profisport zu lösen. «Es war ein Prozess, der nur langsam vonstattenging. In der Saison nach meinem Rücktritt war ich sehr selten im Hallenstadion zugegen und wollte bewusst nichts von der laufenden Spielzeit wissen.» Doch am 10. April 2008, als die ZSC Lions gegen Genf-Servette ihren sechsten Meistertitel in einer denkwürdigen Finalserie feierten, durfte auch Kout nicht fehlen, wie er lachend zugibt. Es ist nämlich der Zürcher Stadtklub, zu dem er sich mehr hingezogen fühlt. Noch heute trifft er sich mit Teamkollegen von damals, zuletzt beim Abschiedsspiel von Mathias Seger. Es habe sich wie ein Klassentreffen angefühlt, schwärmt er.

Seine Eishockeylaufbahn lancierte der grossgewachsene Verteidiger 1991 beim Kantonsrivalen EHC Kloten – dies auf furiose Art und Weise. Im Starensemble um Felix Hollenstein, Anders Eldebrink und Verteidigungspartner sowie Nati-Captain Fausto Mazzoleni war Kout an den ersten drei der vier direkt aufeinanderfolgenden Meistertitel massgeblich beteiligt.

1995 wechselte er vom Schluefweg nach Zürich-Oerlikon, wo er seinen Palmarès 2000 und 2001 mit zwei weiteren Meistertiteln anreicherte. Im Trikot der ZSC Lions verteidigte er unter anderem an der Seite von Mark Streit – einer weiteren Eishockeylegende. Zum grossen Schritt in die amerikanische NHL kam es dennoch nie. Etliche Verletzungen warfen Kout immer wieder zurück. Heute fühlt er sich beschwerdefrei. Das ist nicht selbstverständlich für einen ehemaligen Eishockeyprofi mit einer solch langen Krankheits- und Verletzungshistorie: Scharlach, Knochenabsplitterungen, fast ein Dutzend Schulterluxationen waren dabei, einmal spielte er mehrere Wochen mit zwei gebrochenen Wirbeln. Diese verletzte er sich «in einer Schlacht gegen den HC Davos», in der wenige Minuten zuvor sein Teamkollege Andrew McKim nach einem Crosscheck eine schwere Gehirnerschütterung erlitt, die ihn zwang, seine Karriere zu beenden.

Trotz all diesen Rückschlägen war Kout stets mit Leidenschaft und Herzblut mit von der Partie. Das war auch der Schlüssel, um in beiden Welten gleichzeitig zu bestehen, denn «egal, was man macht: Ohne diese beiden Elemente klappt nichts. Die Priorität lag bei mir stets beim Sport. Doch dass beides funktioniert, liegt an der guten Organisation.» Wichtig sei auch gewesen, dass die Bank Verständnis für seine Sportlerlaufbahn gezeigt und sie mit flexiblen Arbeitszeiten unterstützt habe.

Ob so was heute noch möglich sei? «In einem gewissen Rahmen ja», meint Kout. Ein Beispiel dafür ist Andri Stoffel. Während seiner Aktivkarriere schloss er einen Master in Betriebspsychologie ab und war zum Schluss noch bei Swiss Life tätig.