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Sport überwindet Grenzen – und führt Menschen zusammen, die unter anderen Umständen womöglich gar nie in Kontakt gekommen wären. Dieser Gedanke steht im Zentrum von Sportegration, einem Verein, der die Eingliederung von Asylsuchenden und Flüchtlingen fördern will.

Was 2016 in Zürich seine zarten Anfänge nahm, hat inzwischen bereits Ableger in Wil und Winterthur erhalten. «Der Hauptzweck von Sportegration besteht darin, die soziale Integration von Asylsuchenden und Flüchtlingen über den Sport zu fördern», erzählt Annina Largo beim Gespräch im Zürcher Café «La Stanza». Die 36-jährige Juristin hat ihre Stelle in einer Anwaltskanzlei inzwischen ganz aufgegeben, um sich vollamtlich der Leitung der Non-Profit-Organisation widmen zu können.

Mittlerweile zählt Sportegration allein in Zürich rund fünfzig Trainer und Helfer und hat bereits Hunderte von Teilnehmern betreut. Zum Angebot, das von Asylsuchenden und Flüchtlingen mit Ausweis N oder F kostenlos genutzt werden kann, gehört etwa eine Mischung aus Fitboxen, Ausdauer- und Krafttraining. Zudem finden Freiluftaktivitäten wie Joggen statt und werden Schwimm-, Basketball- oder Yogakurse offeriert.

Die Idee für Sportegration kam Largo, als sie in ihrer Freizeit in einem Fitnesscenter Kurse gab – just in einer Phase, als die Flüchtlingskrise in Europa ihren Höhepunkt erreichte. «Damals fiel mir auf, dass es kaum Begegnungsstätten gibt.» Der Alltag der einheimischen Bevölkerung auf der einen Seite und derjenige der Asylsuchenden auf der anderen Seite würden sich zumeist deutlich unterscheiden. «Doch ohne Berührungspunkte zwischen den zwei Gruppen ist eine Integration kaum möglich.» Zudem schaffe diese Separierung einen Nährboden für Vorurteile.

Abgesehen von ihrem Sozialberater oder Lehrpersonen hätten viele Teilnehmer erst durch Sportegration die ersten «richtigen» Schweizer kennengelernt. Dass die Annäherung über sportliche Aktivitäten geschehe, biete zahlreiche Vorteile: «Man muss nicht perfekt Deutsch sprechen können, um bei uns mitzumachen», erzählt Largo. Und doch gebe es den Teilnehmern eine gute Gelegenheit, die Sprache im Alltag zu praktizieren. «Für jedes Sportangebot haben wir einen spezifischen Chat eingerichtet, in dem ausschliesslich auf Deutsch kommuniziert wird. Wir behalten uns vor, die Teilnehmer bei Schreibfehlern auch schon mal zu korrigieren», sagt Largo schmunzelnd.

«Zu Beginn war geplant, vielleicht mal an einem Abend einen Kurs zu geben, um den Kontakt zwischen den Gruppen anzustossen», blickt Largo auf die Anfangstage zurück. Dass der Verein irgendwann einmal die heutige Grösse erreiche, war allerdings nie angedacht. Gibt es denn weitere Expansionspläne? Ein Ausbau des Angebots und der geografischen Präsenz sei durchaus willkommen, erklärt Largo. Spezifische Absichten gebe es allerdings keine. Man schaue sich die Möglichkeiten opportunistisch an. Die weitere Entwicklung stehe und falle mit Personen, die mithelfen wollen oder Trainingsräume zur Verfügung stellen können. Zudem sei die Expansion von den Finanzen abhängig. «Am schönsten wäre es natürlich, wenn wir Geldgeber finden würden, die regelmässig grössere Beträge spenden. Wir kontaktieren gegenwärtig vor allem Stiftungen.» Dabei helfe es, dass die Steuerbefreiung des Vereins inzwischen behördlich bestätigt wurde. Aber auch private Gönner wolle man beibehalten.

Ein grosser Teil der Arbeit, den Largo für den Verein unentgeltlich erledigt, bestehe gegenwärtig denn auch im Fundraising sowie in der Koordination des laufenden Betriebs. So müssen etwa neue Betreuer instruiert und der Trainerpool koordiniert werden.

Obwohl die Flüchtlinge und die Asylsuchenden oft aus unterschiedlichen kulturellen Sphären stammen, sind bislang kaum je Schwierigkeiten aufgetreten. «Probleme hatten wir bislang nicht. Im Gegenteil: Wir haben immer sehr viel gegenseitigen Respekt erlebt. Wir stellen strikte Regeln auf, die wir von Beginn weg klar kommunizieren. Sie werden von den Teilnehmern akzeptiert und eingehalten», erzählt Largo.

Wie stark wird denn die unterschiedliche Herkunft im Alltag berücksichtigt? «Wir versuchen, die richtige Balance zu finden. Einerseits akzeptieren wir die kulturellen Eigenheiten der Teilnehmer natürlich schon. Doch es gibt andererseits auch Bereiche, wo wir keine spezielle Rücksicht nehmen wollen. Nur weil gerade Ramadan ist und jemand nicht teilnehmen kann, werden wir die Durchführung eines Lauftrainings nicht verschieben. Wer will, soll kommen. Wer nicht will, soll halt pausieren.»

Largo ist mit dem bisher Erreichten durchaus zufrieden. «Wir haben schon viele Male den integrativen Effekt miterlebt – so etwa Freundschaften, die sich unter den Teilnehmern oder zwischen Teilnehmern und den Helfern entwickelt haben. Oder dass man sich gegenseitig zum Abendessen eingeladen oder angerufen hat, um einfach mal über alltägliche Probleme zu sprechen.» Der Erfolg bei wichtigen Aufgaben wie etwa der Stellen- oder der Wohnungssuche sei oft von persönlichen Kontakten abhängig. Sportegration habe bereits mehrfach als Türöffner fungiert: Über hier gemachte Bekanntschaften hätten junge Asylsuchende schon eine Lehrstelle vermittelt bekommen, erzählt Largo zufrieden.