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Jornod: «Wir werden sicher bis 2025 jährlich wachsen»

Etienne Jornod ist sicher, dass Vifor Pharma dank der Expertise im Bereich Nierenleiden eine erfolgreiche Zukunft bevorsteht.

Seit rund sechzehn Monaten ist Vifor Pharma ein reines Pharma-Unternehmen. Im Interview mit «Finanz und Wirtschaft» sagt Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod, welche Fortschritte Vifor Pharma erzielt hat und wie es um die Zukunft der Gesellschaft steht.

Herr Jornod, Vifor Pharma und Galenica Santé gehen seit April 2017 getrennte Wege. Sind sie bislang zufrieden mit der Performance von Vifor Pharma? - Ich bin sehr zufrieden. Mit dem Geld durch den Verkauf von Galenica Santé am Markt konnten wir Relypsa kaufen, die uns mit Veltassa ein rasch wachsendes Produkt und gleichzeitig eine eigene US-Vertriebsorganisation brachte. 2017 haben wir alle Ziele erreicht. 2018 sind wir ebenfalls auf Kurs. Alles läuft wie geplant.

Auf was sind Sie besonders stolz? - Wir haben heute eine einmalige Expertise in der Bearbeitung junger Gesundheitsmärkte. Auch verfügen wir dank unseres Partners, Fresenius Medical Care, über einen ausgezeichneten Marktzugang im Bereich der Dialyse. Wir können unsere Produkte den Patienten direkt über die Kliniken von Fresenius Medical Care verabreichen. Darauf bin ich stolz.

Wie wichtig ist die Partnerschaft mit Fresenius Medical Care für Vifor Pharma? - Sie ist sehr wichtig. Wir hätten ohne diese Partnerschaft heute nicht die Pipeline, die wir haben. Alle wollen unter anderem ­wegen des einmaligen Marktzugangs via Fresenius Medical Care mit uns zusammenarbeiten. Hinzu kommt, dass wir dank Fresenius Medical Care bei den ­Nephrologen heute über einen hohen ­Bekanntheitsgrad verfügen.

Das macht Sie aber auch abhängig von ­Fresenius Medical Care … - Nicht nur wir sind abhängig von Fresenius Medical Care. Auch Fresenius Medical Care ist wegen des Gewinnanteils von 45% an der Partnerschaft interessiert. Wir bringen zudem viel Expertise im Pharma-Bereich und zahlreiche Innovationen zum Vorteil der Dialyse-Patienten mit. Ich würde sagen, es ist eine Win-Win-Situation, sowohl für die Patienten, für Fresenius Medical Care als auch für Vifor Pharma.

Welche der Produkte, die Sie gegenwärtig in der Pipeline haben, werden künftig auch über die Dialyse-Center von Fresenius Medical Care verkauft? - Ein bedeutender Anteil. Dieser Ansatz ist konsistent mit unserem Ziel, ein Portfolio in Nephrologie aufzubauen. Die Partnerschaft mit Fresenius Medical Care ist dabei nur ein Teil unserer Gesamtstrategie.

Bis 2020 wollen Sie mit Vifor einen Umsatz von 2 Mrd. Fr. erzielen. Sind Sie nach wie vor überzeugt, dass Sie dieses Ziel erreichen können? - Absolut. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass wir das Ziel verfehlen werden.

Werden Sie auch nach 2020 weiter ­wachsen? - Wir haben ausgezeichnete Produkte, einmaliges Wissen und einmalige Kontakte in der Nephrologie, im Eisenmarkt und im kardiorenalen Bereich. Ich bin deshalb überzeugt, dass Vifor Pharma bis mindestens 2025 jedes Jahr wachsen wird. Wir sind 22 Jahre lang  dank des selben Unternehmergeistes  gewachsen. Wir können das  weiter schaffen. Wir arbeiten derzeit an einem Plan, wie wir den Umsatz nach 2020 weiter steigern können.

Welche Produkte werden das Wachstum nach 2020 tragen? - Sowohl bei Ferinject als auch bei Veltassa rechnen wir damit, dass Vifor Pharma ­allein einst je 1 Mrd. Fr. Umsatz erzielen wird. Das ist nur eine Frage der Zeit.

Sie haben aber nicht ewig Zeit. Bei Ferinject läuft das Patent in Europa in 2023 ab. In Amerika steht der Ablauf im Jahr 2026 mit einer Patenterweiterung aus. - Ferinject basiert zwar nicht auf Antikörpern. Dennoch ist die Struktur des Medikaments äusserst komplex. Deshalb werden die Gesundheitsbehörden von den Generika-Herstellern wie bei den Biosimilars umfangreiche klinische Tests vor der Zulassung verlangen. Die Hürden für die Generika-Konzerne sind also hoch. Deshalb glauben wir, dass Ferinject selbst nach dem Patentablauf Potenzial hat.

Auch ohne Konkurrenz von Generika müssen Sie für 1 Mrd. Fr. Umsatz bei Ferinject noch einen starken Effort leisten. Wie wollen Sie das Eisenpräparat bei den Ärzten noch beliebter machen? - Klar, Ferinject ist kein Selbstläufer, wie das gewisse Krebsmedikamente sind. Wir müssen stets darauf hinweisen, welche medizinischen Konsequenzen und körperlichen Beeinträchtigungen Eisenmangel haben kann. In zahlreichen Studien zeigen wir deshalb auch auf, dass die Behandlung von Eisenmangel bedeutende medizinische Vorteile für die Patienten bietet. Genau das ist unsere Kernkompetenz.

Bei Veltassa sind Sie von Ihrem Langfristziel noch viel weiter entfernt. Das Mittel gegen Hyperkaliämie bei Nieren- und Herzpatienten erzielte 2017 erst rund 50 Mio. Fr. Umsatz. Wie kommen Sie bei Veltassa voran? - Veltassa ist wie Ferinject kein Selbstläufer. Auch auf die Gefahren von Hyperkaliämie müssen wir die Ärzte immer wieder hinweisen. Wir sind überzeugt, dass Veltassa ein Blockbuster wird. Veltassa entwickelt sich in den USA derzeit sogar etwas schneller, als Ferinject das bei der Lancierung getan hat.

Seit Anfang dieses Jahres verkaufen Sie das Epo-Mittel Mircera von Roche nebst Fresenius Medical Care auch an andere Dialyse-Center-Anbieter. Wie ist die Nachfrage dieser Kliniken bisher? - Auch hier kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass wir auf Kurs sind. Ich kann Ihnen derzeit keine konkreten Zahlen nennen. Wir werden zum Halbjahresergebnis jedoch mehr darüber erzählen.

Zur Bedrohung werden könnten bei Mircera neue orale Medikamente. Wie gehen Sie mit diesem Risiko um? - Derzeit ist nicht klar, ob diese Produkte gleich gut sind wie Epos und welche Wirksamkeit und Sicherheit sie haben werden. Noch befinden sie sich in der Entwicklung. Zur Sicherheit haben wir jedoch ein ähnliches Produkt von der Biotech-Gesellschaft Akebia einlizenziert.

Auch AstraZeneca will zum führenden Anbieter von Medikamenten gegen Nierenleiden und kardio-renale Krankheiten werden. Wie verteidigen Sie ihre Position gegen diesen mächtigen Angreifer? - Unsere Produkte sind sehr gut. Veltassa beispielsweise hat wegen seiner physikalisch-chemischen Eigenschaften und seines Wirkmechanismus ein ausgezeichnetes Sicherheitsprofil. Wir haben die Partnerschaft mit Fresenius Medical Care. Wir fürchten keine Konkurrenz. Im Gegenteil. Ich finde es toll, dass ein solch grosses Unternehmen eine ähnliche Vision hat wie wir. Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Angenommen, Veltassa würde ihre ­Erwartungen nicht erfüllen. Wie rasch könnten Sie die Vertriebs- und Marketingkosten für das Produkt senken? - Wir könnten das sehr schnell tun. Das wollen wir allerdings nicht. Auch wenn der Umsatz weniger rasch steigen würde wie geplant, sind wir vom Patientenbedürfnis und damit vom langfristigen Potenzial von Veltassa überzeugt. Deshalb steht für uns eine Kostenreduktion beim Vertrieb und beim Marketing nicht zur Diskussion.

Vifor bieten weiterhin Potenzial

Investorenlegende Warren Buffet sagte einst: Jene Unternehmen, die einen nachhaltigen Burggraben um sich haben, werden jene Unternehmen sein, die dem Investor nachhaltig Gewinne bescheren. Mit Burggraben meinte Buffet damals die Fähigkeit, Wettbewerbsvorteile über lange Zeit zu verteidigen. Vifor Pharma dürfte ein Unternehmen sein, das über eine solche Verteidigungslinie verfügt.

Das Unternehmen hat dank einer Partnerschaft mit dem Dialyse-Center-Betreiber Fresenius Medical Care im Markt für Medikamente im Bereich Dialyse eine einmalige Stellung. Während sich die meisten Pharma-Unternehmen teure Vertriebs- und Marketingabteilungen leisten müssen, damit die Ärzte ihre Medikamente verschreiben, ist Vifor Pharma nicht nur Wirkstoffhersteller, sondern verfügt über Fresenius Medical Care in gewissen Therapiegebieten zugleich indirekt über die Verschreibungshoheit. Weiter wird Vifor Pharma so als Lizenznehmer für andere Pharma-Unternehmen interessant, die sich so den Zugang zu den Dialyse-Patienten für ihre Präparate sichern. Das Produkt, das derzeit am meisten von der Partnerschaft profitiert, ist das Roche-Epo-Mittel Mircera, an dem Vifor Pharma die Rechte besitzt.

Die zweite Kernkompetenz von Vifor ist die Vermarktung von Wirkstoffen gegen Nierenleiden ausserhalb der Dialyse. Da die meisten Pharma-Konzerne das Therapiegebiet in der Vergangenheit vernachlässigt haben, sind sich auch die Ärzte der Folgen von Krankheiten wie Eisenmangel und Hyperkaliämie häufig nicht bewusst.

Mit Ferinject, einem rasch wirksamen Eisenmittel, ist es der Gesellschaft zusammen mit ihrem Vermarktungspartner Daiichi Sankyo in den letzten Jahren gelungen, das Bewusstsein der Ärzte zu steigern. Seither steigt der Verkauf stark an. Nun will sie die Erfolgsstrategie bei Veltassa gegen Hyperkaliämie wiederholen. Analysten sind überzeugt, dass auch dieses Präparat starkes Wachstum aufweisen wird.

In den Besitz von Veltassa ist Vifor durch den Kauf der Gesellschaft Relypsa gekommen. Das Geld dazu hatte sie aus dem Verkauf der Apothekensparte Santé 2017. Vifor Pharma tauschte damals ein Geschäft mit tiefem gegen ein Geschäft mit potenziell hohem Gewinn.

Die Aktien bleiben kaufenswert, auch wenn das KGV für 2018 rund 95 beträgt. Der Gewinn je Aktie wird laut den Analystenschätzungen in den nächsten Jahren rasch steigen und 2019 oder spätestens 2020 ein Niveau erreichen, das über jenem vor dem Verkauf von Santé sein dürfte. Die Schätzungen basieren auf den Zielen von Vifor, die 2020 einen Umsatz von über 2 Mrd. Fr. und einen Ebitda im hohen dreistelligen Millionenbereich in Aussicht stellt.

Die komplette Historie zu Vifor Pharma finden Sie hier. »

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