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Jahresendspezial 2018 – Die Städte Europas: Barcelona

Kolumbus, hier auf dem Monumento a Colón in Barcelona, wies den Weg gen Westen.

1492 war die Reconquista abgeschlossen. 1493 begann die Conquista.

Im selben Jahr, als das Emirat Granada fiel, der letzte muslimische Staat auf iberischem Boden, segelte der Genuese Christoph Kolumbus (Cristóbal Colón) über den Atlantik; die Reyes Católicos, Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón, finanzierten seine Suche nach Asien auf dem unerprobten Westkurs. Kolumbus fand tatsächlich Land, wenngleich nicht Asien. Dass die Erde eine Kugel war, wurde in Europa kaum noch bezweifelt, doch Kolumbus unterschätzte die Distanz nach Asien «hintenrum» – die hätte er nie bewältigt. Von den dazwischen liegenden gewaltigen Landmassen hatte er keine Ahnung (die Wikinger hatten es gewusst, doch das war längst vergessen).

Im Frühling 1493 präsentierte Kolumbus seinen königlichen Sponsoren Mitbringsel aus der Karibik: Getier, Pflanzen, Handwerk, Menschen. Die herbeigeschleppten «Indios» aus der Karibik wurden, so schrieb ein paar Jahrzehnte darauf der Historiker Francisco López de Gomara, flugs getauft; die gekrönten Häupter standen Pate.

Das Treffen der «alten» mit der «neuen» Welt fand in Barcelona statt – oder, die Quellen sind nicht klar, unweit davon im Kloster San Jerónimo de la Murtra. Jedenfalls steht am Hafen von Barcelona eine mächtige Kolumbus-Säule, die an seine schicksalhafte Berichterstattung an die Monarchen Spaniens erinnert. Diese bedurften keiner weiteren Überzeugungsarbeit, was das Potenzial der vermeintlich asiatischen Inseln betraf; Kolumbus konnte wieder lossegeln. Sein Brief an die Majestäten wurde gedruckt und machte in ganz Europa Furore. Es gab fortan kein Halten mehr an den Atlantikhäfen.

Die hartgesottenen, abenteuerlustigen, glaubensfesten, doch auch an weltlichen Gütern lebhaft interessierten Krieger der Reconquista waren der richtige Menschenschlag, um westwärts Ostasien zu erobern. Dass es sich um einen «neuen Doppelkontinent» handelte, erkannten Kartografen kurz nach Kolumbus’ Tod 1506. Die Ehre des Namenspatrons fiel dem Seefahrer Amerigo Vespucci zu, doch Amerikas Zeitalter vor Kolumbus heisst seither das präkolumbianische.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts beherrschten die Spanier grösste Teile Mittel- und Südamerikas. Die Portugiesen, die auf die Route um Afrika gesetzt hatten, werden sich geärgert haben (Kolumbus landete auf der Rückfahrt von der ersten Reise zunächst in Lissabon und erzählte König Johann von seinen Entdeckungen –  Dom João II. gehörte zu den Fürsten, die Kolumbus vergebens von seinem «Investment Case» zu überzeugen versucht hatte). Im Vertrag von Tordesillas von 1494 verständigten sich Kastilien-Aragon und Portugal über ihre Interessensphären. Portugal nahm sich, simpel gesagt, das, was heute Brasilien ist, Spanien sonst alles.

Aus der «neuen Welt» wurde binnen Jahrzehnten Lateinamerika – ein gewalttätiger Prozess. Die beiden Königreiche in der Südwestecke Europas eröffneten den Ausgriff des Kontinents, Europas Kolonialismus, den Welthandel. Edelmetall aus Amerika bezahlte Gewürze aus Asien. Die Globalisierung bekam buchstäblich Wind in die Segel.