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US-Grossbanken sind mehrfach gefordert

Vor allem im Investment Banking lief das Geschäft besser als erwartet: Der Hauptsitz von J.P. Morgan in New York.

Die US-Grossbanken kommen immer besser in Form. Doch das neue Zinsumfeld, strengere regulatorische Auflagen und die gedämpfte Nachfrage nach Krediten halten die Branche auf Trab, wie der Leistungsausweis von J. P. Morgan und Wells Fargo für das zweite Quartal zeigt. Die Zahlen der beiden Marktleader geben einen Anhaltspunkt, was Anleger in der anrollenden Berichtssaison im Finanzsektor erwartet.

Jamie Dimon strotzt wieder vor Selbstvertrauen. Nach dem mehr als 6 Mrd. $ teuren Trading-Skandal vom letzten Jahr hat der Chef von J. P. Morgan Chase nun am Freitag ein Konzernergebnis präsentiert, das besser als erwartet ausfiel. Die Einnahmen wuchsen zur Vorjahresperiode 13% auf rund 26 Mrd. $, und der Gewinn stieg gut 30% auf 6,5 Mrd. $ (1.60 $ je Aktie). Erheblich dazu beigetragen hat ­allerdings die Auflösung von Rückstellungen für Kreditausfälle von 1,5 Mrd. $ oder 15 Cent pro Titel. Analysten hatten ein Ergebnis von 1.45 $ je Aktie prognostiziert.

Schwaches Kreditwachstum

Insgesamt hat sich J. P. Morgan damit in einem anspruchsvollen Umfeld respektabel gehalten. Gut gemeistert hat die mit einer Bilanzsumme von über 2400 Mrd. $ grösste Bank Amerikas die Turbulenzen am Bondmarkt, wo die Renditen auf zehnjährige US-Staatsanleihen seit Ende März von 1,85 auf 2,55% geklettert sind.

Davon profitiert hat das bedeutende Geschäft im Investment Banking. So sind die Einnahmen im Handel mit festverzinslichen Wertschriften im Vorjahresvergleich 18% gestiegen. Im klassischen Geschäft mit der Vergabe von Bankdarlehen ging der Umsatz jedoch leicht zurück. «Das Kreditwachstum bleibt über die gesamte Branche hinweg schwach, worin sich die vorsichtige Haltung der Konsumenten und Unternehmen spiegelt», meinte Dimon.

Einen ersten Eindruck über die Entwicklung im Immobiliensektor geben die Zahlen von Wells Fargo. Der konservative Finanzriese aus San Francisco, dessen Marktanteil sich im Geschäft mit Hypotheken auf über ein Fünftel beläuft, hat den Gewinn 19% auf 5,5 Mrd. $ oder 98 Cent pro Aktie gesteigert. An Wallstreet wurde mit 93 Cent gerechnet. Massgeb­lich zur Ergebnisverbesserung beigetragen haben Kostensenkungen, zumal die Einnahmen auf 21,4 Mrd. $ stagnierten. An der Börse wurden die Nachrichten freundlich aufgenommen. Wells Fargo avancierten am Freitagmorgen zunächst mehr als 2%, während sich J. P. Morgan knapp 1% im Plus bewegten.

Fokus auf Sparmassnahmen

Angenehm überrascht hat, dass sich Wells Fargo auch in einem Markt mit steigenden Hypothekarzinsen wacker geschlagen hat. Gemäss der Hypothekarbank Freddie Mac notiert die Rendite auf eine dreissigjährige Standardhypothek historisch betrachtet zwar nach wie vor auf einem vergleichsweise tiefen Niveau. Sie ist aber seit Ende März von 3,57 auf 4,51% gestiegen. Dennoch konnte die Grossbank, an der der legendäre Substanzinvestor Warren Buffett eine namhafte Beteiligung hält, den operativen Gewinn im Immobiliengeschäft mit 2,8 Mrd. $ nahezu konstant halten.

Für das zweite Halbjahr gibt Konzernchef John Stumpf einen vorsichtigen Ausblick. Vor dem Hintergrund der höheren Zinsen rechnet er damit, dass sich das Hypothekargeschäft abkühlen wird, und er will deshalb das Hauptaugenmerk weiterhin auf Sparmassnahmen richten.

Die Resultate geben einen ersten Vorgeschmack auf die weiteren Resultate der US-Grossbanken. Am Montag wartet Citigroup mit den Zahlen auf, dann folgen Goldman Sachs (Dienstag), Bank of America (Mittwoch) und Morgan Stanley (Donnerstag). Investoren sollten darauf achten, wie sich der Zinsanstieg auf die ­Investmentportfolios ausgewirkt hat. Im Fall von Wells Fargo etwa haben sich die unrealisierten Gewinne auf den als jederzeit verkäuflich bilanzierten Wertschriften (Available for Sale) seit Ende März von 11 auf 5 Mrd. $ reduziert. Über die gesamte Branche hinweg sind die Buchgewinne in dieser Bilanzkategorie von 35 auf 6 Mrd. $ geschmolzen, wie aus Daten des Federal Reserve hervorgeht (vgl. Grafik unten).

Diese Entwicklung ist mit Blick auf strengere Kapitalanforderungen bedeutsam. In den USA müssen Banken Wertberichtigungen auf den Available-for-Sale-Portfolios nicht in der Erfolgsrechnung zeigen, sie schlagen sich aber direkt auf das Eigenkapital durch. Entsprechend bleiben weniger Mittel für Ausschüttungen. Auch ist nicht ausgeschlossen, dass der Zinssprung das eine oder andere Institut auf dem falschen Fuss erwischt hat. Obwohl sich steigende Renditen mittelfristig vorteilhaft auf die Margen im Kreditgeschäft auswirken, spricht das vorläufig für Vorsicht bei ­Engagements im US-Finanzsektor.

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