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IWF warnt vor Wachstums-Risiko

«Der Ausblick könnte sich leicht ändern, je nachdem was für politische Massnahmen umgesetzt werden», meint der IWF. Die Risiken würden gar überwiegen.

Auch an den Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist es nicht vorbeigegangen: «Der Wachstumsausblick hat sich verbessert.» Geholfen habe der globale zyklische Aufschwung in der Industrie und im Welthandel.

Besonders die Industrie in den entwickelten Ländern (Advanced Economies) hat gemäss den Einkaufsmanagerindizes (PMI) einen Schub bekommen. Für die Schwellenländer (Emerging Economies) hat sich die Exportsituation verbessert.

Einkaufsmanagerindizes und Exportwachstum - Quelle: Internationaler Währungsfonds

Doch der Bericht «Globale Aussichten und Politikherausforderungen» sieht auch grosse Risiken. Der IWF legt den Bericht den Finanzministern und Notenbankgouverneuren der zwanzig wichtigsten Volkswirtschaften (G-20) vor. Sie treffen sich am Freitag in Baden-Baden, Deutschland. Die deutsche Regierung hat dieses Jahr die Präsidentschaft der G-20 inne.

«Der Ausblick könnte sich leicht ändern, je nachdem was für politische Massnahmen umgesetzt werden», meint der IWF. Die Risiken würden gar überwiegen.

Optimistische Annahmen

Hinter den Prognosen des IWF von anhaltendem Wachstum stehen einige optimistische Annahmen. Das Momentum würde besonders an den USA hängen, heisst es im IWF-Bericht. Für die Vereinigten Staaten nehmen die Ökonomen an, dass mehr Infrastrukturausgaben und eine Reform der Unternehmenssteuern die Kapazität der Wirtschaft ausbauen sollten. Gleichzeitig sollte die Staatsverschuldung im Griff behalten werden.

Und für China nimmt der IWF an, dass dort der Übergang zu einem niedrigeren Wachstum «gut gemanagt» würde. Besonders der Stimulus durch immer weiter anwachsende Kredite müsse eingeschränkt werden, ohne dass es zu einem Wachstumseinbruch käme.

Grosse Anzahl von Risiken

Ein ganzer Katalog von Risiken könnten laut Währungsfonds diese kurzfristigen Annahmen zunichte machen:

  • Ganz vorne bei den Risiken steht die Fragmentierung des weltweiten Handels und der Kapitalströme. Protektionismus würde globale Wertschöpfungsketten unterbrechen, Investitionen abschrecken und die Produktivität senken lassen. Weniger Handel würde niemandem nützen – stattdessen würden Einkommen sinken und die Lebenskosten steigen.

  • Die Schwellenländer könnten durch Kapitalabflüsse empfindlich getroffen werden. Länder mit hohen Schulden im öffentlichen oder im privaten Sektor könnten besonders betroffen sein, wenn die US-Notenbank ihren Kurs stetig steigender Leitzinsen fortsetzt.

  • Auch die Banken der Eurozone bereiten weiterhin Sorgen. Mangelnde Anstrengungen zur Bereinigung notleidender Kredite, niedrige Profitabilität und hohe Verschuldung könnten Druck auf die Finanzinstitute ausüben.

  • Das Wachstum in China könnte plötzlich absacken. Die lockere Kreditvergabe und der Mangel an entschiedenen Reformen in der Volksrepublik machen die Wirtschaft anfällig. Eine Krise in China würde sich durch den Handel und die Rohstoffpreise in der ganzen Welt bemerkbar machen.

  • Und laut IWF hängen geopolitische Risiken, Seuchen und Terrorismus als Damoklesschwert über der Weltwirtschaft.

Produktivität bleibt langfristig ein Problem

Und selbst wenn es kurz- und mittelfristig gut läuft, bleiben langfristige Probleme bestehen. Besonders das Produktivitätswachstum ist für die IWF-Ökonomen ein ungelöstes Problem. In den Schwellenländern wie auch in den entwickelten Volkswirtschaften ist es deutlich tiefer als vor einigen Jahren.

In den Industrieländern seien weniger Innovationen, eine alternde Bevölkerung und eine langsamere wirtschaftliche Integration durch Handel als Gründe identifiziert. In den Schwellenländern wäre der Effekt von Strukturreformen und der Übergang der Wertschöpfung von weniger zu hoch produktiven Sektoren ausgelaufen.

In den Industrieländern würde der politische Widerstand gegen einen regelgebundenen Rahmen für den Welthandel «eine Gefahr für die kritische Quelle des Produktivitätswachstums» darstellen. Handel würde die effiziente Spezialisierung von Ländern, den Zugang zu einer grossen Anzahl von hochqualitativen Betriebsmitteln, die Ausbreitung technologischen Fortschritts und die Verstärkung des Wettbewerbs fördern. Das sei nun in Gefahr.

Die Nachfrage ankurbeln

Der Rat für den Club der G-20 ist daher klar. Der IWF sieht die Regierungen in der Pflicht, das Wachstum weiterhin anzukurbeln. Dazu sollten Strukturreformen eingesetzt werden, aber auch der Nachfrage müsse nachgeholfen werden.

Die Geldpolitik solle in der Eurozone und in Japan weiterhin expansiv bleiben. Eine Kombination von kurzfristigem Stimulus und Strukturreformen sei in vielen Ländern nötig, wo die Geldpolitik an ihre Grenzen gestossen ist. Auch dort wo die Staatsschulden zu hoch seien, müsste die Sparpolitik so «wachstumsfreundlich wie möglich» gestaltet werden.

Und in Ländern, in denen die Wirtschaft rund läuft – namentlich werden die USA und Deutschland genannt – sollten Staatsausgaben so eingesetzt werden, dass sie die Kapazität der Volkswirtschaft ausbauen.

Der IWF-Report fordert von den G-20-Ländern, dass sie das Wachstum breiter in ihrer Bevölkerung verteilen. Technische Veränderungen würde die Verteilung des Einkommens beeinflussen. Um dem entgegenzuwirken, seien politische Massnahmen nötig. Dazu sollen sie niedrig qualifizierte Arbeitskräfte mit Weiterbildungen unterstützen und für ein gut ausgebautes Sozialnetz sorgen.

Europäer müssen Bilanzen reparieren

Um langfristig Wachstum zu ermöglichen, sei in der Eurozone eine Reparatur der Bilanzen von Unternehmen und Banken nötig. Dies könne durch eine bessere Aufsicht, eine Reform des Insolvenzrechts und einen Markt für notleidende Kredite angegangen werden. So könne man die Kreditversorgung und damit die Investitionen anstossen.

Die Schwellenländer sollen sich vor einem Austrocknen der globalen Liquidität schützen, indem sie etwa flexible Wechselkurse zulassen und die Verschuldung eindämmen. China und Indien müssten die Verschuldung ihrer Unternehmen und Banken besser kontrollieren. Und in Brasilien und Mexiko müsse der Staat seine Verschuldung in den Griff bekommen.