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Iran-Zwist verunsichert Ölmärkte

Am Dienstag kündigte die US-Regierung das Nuklearabkommen mit Iran auf. Unter diesem Plan reduzierte Teheran sein Atomprogramm drastisch, um im Gegenzug die Aufhebung mehrerer westlicher Wirtschaftssanktionen zu erreichen. Die Drohung, dass sowohl direkte wie sekundäre Sanktionen wieder eingeführt werden können, bewirkt grosse Verunsicherung; die Zusammenarbeit mit dem Iran dürfte schwierig werden.

Die Sekundärsanktionen verbieten selbst nichtamerikanischen Unternehmen den Zugang zum US-Markt, falls sie weiterhin mit Iran Geschäfte betreiben. Ein Beispiel ist die französische Bank BNP Paribas, die 2014 mit 9 Mrd. $ gebüsst wurde, weil sie Sanktionen gegenüber Iran, Kuba und Sudan ignorierte.

Deshalb reagierte der Erdölmarkt  stark auf Washingtons Aufkündigung des Abkommens: Brent überstieg 77 $ und WTI schnellte auf über 71 $ hoch.

Seit der Aufhebung der Sanktionen 2015 hat Iran seine Produktion stark gesteigert. Die Exporte erreichten im vergangenen April 2,6 Mio. Fass pro Tag (b/d). Dies ist relevant, weil das Angebot auf dem globalen Ölmarkt gegenwärtig knapp ist. Seit 2017 hat eine Allianz zwischen der Opec und zehn Nicht-Opec-Staaten ihre Förderung um 1,8 Mio. b/d eingeschränkt. Das hat dazu geführt, dass die OECD-Erdöllager über die vergangenen anderthalb Jahre mehr als 300 Mio. Fass reduziert wurden und nun wieder nahe beim Fünfjahresdurchschnitt liegen. Der dramatische Produktionsrückgang in Venezuela und die unzuverlässige Produktion aus Nigeria und Libyen tragen ferner zu den Sorgen um das Angebot bei. Deshalb reagieren die Märkte auf jeden Angebotsrückgang stark. Die Frage stellt sich nun, wie stark iranische Exporte tatsächlich zurückgehen werden und wer in die Bresche springen könnte.

Die grössten Importeure iranischen Öls sind China, Indien und die Türkei. Sie werden sich zwar vielleicht nicht sehr um das US-Embargo scheren, doch will der Erdölhandel finanziert sein und die Banken schätzen die Gefahren wohl grösser ein. Da die Situation gegenwärtig schwer zu beurteilen ist, gehen die Expertenmeinungen zu einem potenziellen Rückgang iranischer Exporte weit auseinander, von  200 000 bis 1 Mio. b/d.

Andere Produzenten sind in der Lage, und – wie die Saudis – willens, einen allfälligen Rückgang iranischer Exporte zu kompensieren. So verfügt Saudi-Arabien über eine Kapazität von mehr als 11 Mio. b/d, produziert derzeit aber nur 9,9 Mio. b/d. Die Nicht-Opec-Staaten werden laut der Internationalen Energieagentur 2018 auch etwa 800 000 b/d mehr fördern.

Alles in allem dürften die Märkte eine Weile hektisch auf die neue Situation reagieren. Ob sie sich beruhigen werden, hängt davon ab, wie stark die iranischen Erdölexporte wirklich gedrosselt werden müssen und inwieweit andere Produzenten, vor allem eben Saudi-Arabien, einspringen werden, denn die Nachfrage ist in der aktuellen Wirtschaftslage mit einem Wachstum von 1,5 Mio. b/d im laufenden Jahr stark.