Intel holt sich für 15 Mrd. $ ein Stückchen Zukunft
Der Chiphersteller übernimmt Mobileye, einen Spezialisten für autonome Autos – im Kampf gegen Rivalen.
Intel-CEO Brian Krzanich setzt Milliarden auf das autonome Auto. Für 15,3 Mrd. $ kauft der weltweit grösste Chiphersteller das israelische Unternehmen Mobileye. Es hat sich spezialisiert auf Kamerasysteme für Roboterwagen. «Die wissenschaftlichen Forschungen rund ums autonome Fahren sind weit fortgeschritten – die Technologie ist teilweise noch nicht so weit», sagte Amron Shashua, Gründer und Technikchef von Mobileye, noch im Januar gegenüber «Finanz und Wirtschaft». Ein perfekter Zeitpunkt für den Verkauf.
Die Autoindustrie steht vor einem Paradigmenwechsel, auf den sich alle Spieler der Branche vorbereiten. «In den nächsten fünf Jahren werden wir in unserer Industrie mehr Veränderungen sehen als in den vergangenen dreissig», erklärt Klaus Fröhlich, Entwicklungschef von BMW. Die Zahl der autonomen Autos soll rasant steigen. Der Münchner Autobauer gehört wie 26 andere Unternehmen der Automobilindustrie zur Klientel von Mobileye. An den Israelis kommt keiner vorbei, wenn es um das mobile Fahren geht. Keiner ausser Tesla. Im Streit über einen Unfall gingen Tesla und Mobileye vergangenes Jahr auseinander. Für Intel ist es nach dem Halbleiterspezialisten Altera der zweitteuerste Kauf in der Geschichte – und die teuerste Übernahme in Israel jemals. Der Aufschlag auf den Schlusskurs von Mobileye von vergangenem Freitag beträgt 34%. Das Geschäft wird mit der entsprechenden Intel-Division zusammengelegt. Shashua wird den neuen Bereich führen. Er geniesst hohes Ansehen in der Auto- und der Tech-Industrie.
Für Intel ist es der Versuch, die Abhängigkeit vom lahmenden PC-Geschäft weiter abzubauen. Zum Umsatz wird das Geschäft allerdings noch nicht viel beitragen. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Intel einen Erlös von 59 Mrd. $, Mobileye kam auf gerade einmal 358 Mio. $.
Und doch hat der Schritt Gewicht: Rivale Qualcomm hat einen besseren Stand als Intel in Zukunftsmärkten. Vergangenes Jahr hat er für 47 Mrd. $ Mitbewerber NXP geschluckt. Dazu kommen agile, neue Rivalen wie Google-Mutter Alphabet, die über die Tochter Waymo in den Markt vordringt. Der Bereich soll 2030 weltweit gemäss Intel-Schätzung einen Umsatz von 30 Mrd. $ erwirtschaften. Intel kommt auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis 2017 von 13, Qualcomm erreicht 14. Trotzdem warten Anleger, bis sich die Initiativen von Intel-CEO Brian Krzanich auszahlen.
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