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Innovation braucht Strukturwandel

Es ist Innovation, die den Qualitätsvorsprung schafft, der kaufkräftige Nachfrage anspricht und höhere Gewinnspannen ermöglicht. Wertschöpfung und Einkommen nehmen zu. So kann ein Land in der internationalen Arbeitsteilung einen komparativen Vorteil in den innovativen und wertschöpfungsintensiven Branchen erzielen und seinen Reichtum ausbauen.

Damit das gelingt, müssen die Unternehmen den Qualitätswettbewerb gewinnen. Wem es an Kreativität und Innovation mangelt, der ist dem weltweiten Preiswettbewerb ausgeliefert. Da haben China, Indien und andere lohngünstige Schwellenländer eindeutig die besseren Karten.

Innovation heisst kreative Zerstörung. Neues ersetzt Altes. Unternehmen mit überkommenem Geschäftsmodell schrumpfen oder scheiden aus. Innovative Wachstumsgesellschaften saugen die Beschäftigung auf und ziehen das Kapital an. Sie bieten höhere Renditen, bessere Löhne und attraktivere Karriereperspektiven.

Ein Unternehmen, das nicht mehr wettbewerbsfähig ist und laufend Markteinteile einbüsst, kann seinen Mitarbeitern weder sichere Jobs noch gute Löhne bieten. Auch um die Aufstiegschancen ist es dort schlecht bestellt. Um vom Wandel zu profitieren, müssen Arbeit und Kapital wandern.

Der ständige Neueinsatz von Arbeit und Kapital ist die Voraussetzung dafür, dass Innovation sich durchsetzt und Produktivität und Einkommen steigen. Die Länder unterscheiden sich in ihrer Fähigkeit, den Strukturwandel zu bewältigen und Arbeit und Kapital in die wertschöpfungsintensiven Branchen zu lenken.

Aber der Strukturwandel produziert Gewinner und Verlierer. Wenn Unternehmen schrumpfen oder ganze Branchen niedergehen, drohen Arbeitslosigkeit, Insolvenzen und hohe Verluste an Kapital und Vermögen, während anderswo Löhne und Gewinne rasch zunehmen. Kann inklusives Wachstum gelingen?

Banken spielen eine zentrale Rolle

Investoren, Unternehmer und Manager müssen Kapital dorthin lenken, wo die Renditen hoch sind, und aus unrentablen Bereichen abziehen. Das steigert die Kapitalproduktivität. Damit dieser Prozess gut gelingt, braucht es Rahmenbedingungen, die den Finanzierungsstopp wie auch die neue Finanzierung ermöglichen.

Ein leistungsfähiges Insolvenzrecht hilft, das Kapital in unproduktiven Bereichen möglichst ressourcenschonend freizusetzen. Anlagen und Ausrüstung werden gegen einen Abschlag an gesunde Unternehmen verkauft, die eine rentablere Nutzung haben. Das Insolvenzrecht soll die Gläubiger schützen, aber auch den Unternehmern eine zweite Chance gewähren und den Neustart erleichtern.

Radikale Innovationen passieren eher in Start-ups und in jungen Wachstumsunternehmen. Sie haben grossen Finanzierungsbedarf, aber wenig Selbstfinanzierungskraft und unternehmerische Erfahrung. Damit profitable Investitionen nicht an der Finanzierung scheitern, braucht es nichts dringender als risikotragendes Eigenkapital. Eigenkapital ist die Voraussetzung für weiteren Kredit.

Die Wagnisfinanciers bieten Risikokapital, strategische Beratung und Kontrolle aus einer Hand und trimmen die Unternehmen auf Wachstum. Deshalb wachsen wagnisfinanzierte Unternehmen schneller als ihre Konkurrenten und dominieren die neuen Märkte. Ein aktiver Sektor für Wagnisfinanzierung treibt den Strukturwandel voran und beschleunigt die Erneuerung der Wirtschaft durch Innovation.

Die Banken spielen eine zentrale Rolle. Die Kreditwürdigkeitsprüfung soll eine sichere Rückzahlung gewährleisten und den Fehleinsatz von Kapital vermeiden. Wenn jedoch Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren und Kunden sich abwenden, müssen die Banken Kredite fällig stellen, um ihre Sparer vor noch grösseren Schäden durch verschleppte Insolvenzen zu schützen.

Die teilweise Rückzahlung aus dem Insolvenzerlös steht dann für die Kreditvergabe an neue Unternehmen mit besseren Aussichten zur Verfügung. Nur starke Banken können Kreditverluste wegstecken und für eine Neuvergabe von Krediten sorgen. Schwache Banken mit wenig Eigenkapital neigen dazu, die Kredite an unrentable Gesellschaften zu verlängern. Sie wollen Kreditabschreibungen vermeiden, um ihr knappes Eigenkapital zu schonen. Damit halten sie unrentable Zombie-Unternehmen am Leben, die den leistungsfähigen Konkurrenten die Marktanteile stehlen und den produktivitätssteigernden Strukturwandel blockieren.

Ohne qualifizierte Arbeit gibt es keine innovative Produktion und keine Kapitalrendite. Um vom Wandel zu profitieren, muss die Arbeit dorthin wandern, wo die Löhne gut und die Jobperspektiven günstig sind. Ein nachhaltiger Sozialstaat soll den Wandel unterstützen und nicht behindern. Dies gelingt am ehesten mit drei Stossrichtungen: Der Kündigungsschutz soll moderat bleiben, damit er nicht den Strukturwandel blockiert.

Ein allzu rigider Schutz verlängert unproduktive Jobs, die den Mitarbeitern weder Sicherheit noch gute Löhne bieten. Leistungsfähige Unternehmen schaffen weniger neue Stellen, wenn sie später nur mit hohen Kosten beenden können, was nicht mehr profitabel ist. Ein rigider Schutz ist unfair, weil er die bisher Beschäftigten auf Kosten derjenigen schützt, die neue Beschäftigung suchen.

Es ist besser, die Mitarbeiter mit einer gut ausgebauten Arbeitslosenversicherung vor den Risiken in einer schnelllebigen Wirtschaft zu schützen. Im Vertrauen auf diese Sicherheit sind sie eher bereit, in innovativen und dem internationalen Wettbewerb ausgesetzten Branchen zu arbeiten. Die Arbeitslosenversicherung gibt Zeit, für jede Qualifikation die Stelle mit dem richtigen Anforderungsprofil zu finden, damit die Arbeit möglichst gut zum Einsatz kommt.

Das dritte Element ist eine aktive Arbeitsmarktpolitik, die die Menschen unterstützt, eine neue Beschäftigung mit besseren Perspektiven zu finden. Dazu gehören Informations- und Vermittlungsdienste, Massnahmen für Qualifikation und Umschulung, und finanzielle Anreize sowie Sanktionen bei Missbrauch auf Kosten der Allgemeinheit.

Konkurrenz statt Monopole

Die Umlenkung der Arbeit bei raschem Strukturwandel gelingt umso leichter, je besser die Basisausbildung ist und je mehr Unternehmen und Mitarbeiter mit lebenslangem Lernen ihre Qualifikationen laufend aktualisieren und erneuern. Überall einsetzbares Basiswissen erleichtert den Stellenwechsel und die Ergänzung mit betriebs- und branchenspezifischen Qualifikationen.

Freier Marktzugang und fairer Wettbewerb ermöglichen innovativen Unternehmen rasches Wachstum, solange Arbeit und Kapital dorthin wandern, wo die Wertschöpfung zunimmt. Je besser der Strukturwandel gelingt, desto eher erwächst Monopolisten und Rentiers Konkurrenz und desto geringer ist das Problem mit dem obersten 1% der Einkommen.

Innovation, Globalisierung und Strukturwandel müssen nicht zu mehr Ungleichheit führen. Erfolgreiche Karrieren und sozialer Aufstieg gelingen nicht in niedergehenden Branchen und Unternehmen, sondern mit dem Wechsel zu den innovativen Firmen mit den zukunftsträchtigen Stellen.

Je häufiger Karrieren nach dem Muster «arm mit zwanzig und reich mit sechzig» stattfinden, desto eher ist der Zusammenhalt in der Gesellschaft gesichert. Hohe soziale Mobilität mindert das Verlangen nach allzu aggressiver und konfliktträchtiger Umverteilung.

Wer realistisch auf persönlichen Aufstieg hoffen kann, wird eher eine massvolle Ungleichheit akzeptieren. Es kann dem Zusammenhalt nur dienen, wenn mehr der reichen Sechzigjährigen sich an ihre knappen Tage zu Beginn der Laufbahn erinnern. So können rascher Wandel durch Innovation, sozialer Aufstieg und inklusives Wachstum zusammengehen.