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Illusionen zur Elektromobilität

«Alternative Antriebe: Alles auf Grün.» Mit diesem schon fast euphorischen Titel hat der Verband der Automobilimporteure, Auto-Schweiz, seine jüngste Medienmitteilung überschrieben. Er meldet darin einen Rekord von gut 21 000 neuen Zulassungen von Personenwagen mit alternativem Antrieb 2018. Damit erreichten Elektro-, Hybrid-, CNG- und Wasserstofffahrzeuge einen Marktanteil von 7,2%. Der Anteil von reinen Elektrofahrzeugen liegt allerdings unter 2%.

Neben dem durch die teureren alternativen Antriebe erhöhten Umsatz reitet Auto-Schweiz auf dem Mainstream zur Förderung der Elektroautos – das gehört heute schon fast zum guten Ton. Diesem publizitätsträchtigen Mainstream huldigte auch die im Dezember noch von der damaligen Bundesrätin Doris Leuthard mitunterzeichnete Roadmap zur Förderung der Elektromobilität, an der auch Auto-Schweiz mitgearbeitet hat. Demnach soll der Anteil von Elektrofahrzeugen an den Neuzulassungen in der Schweiz bis 2022 auf 15% steigen.

Zum Mainstream gehört auch, immer mal wieder auf die Spitzenreiter Norwegen und China zu verweisen – mit ihren stetigen, hohen Zunahmeraten an Elektroautos. Dabei wird gerne verschwiegen, dass dies wesentlich auf staatliche Unterstützung zurückgeht. Ebenso diskret wird behandelt, dass für Elektroautos in der Schweiz keine Automobilsteuer anfällt und sie bei den kantonalen Motorfahrzeugsteuern meist geschont werden. Übersehen wird auch, dass Deutschland seine hochtrabenden Ziele grandios verfehlen wird. Einst war die Rede von 1 Mio. Elektroautos bis 2020 – es sind derzeit nicht einmal 100 000.

Konsequent umschifft der Mainstream vor allem zwei Kernprobleme der Elektromobilität. Stillschweigend wird davon ausgegangen, dass Elektroautos die Umwelt entlasten. Verschiedene Studien legen allerdings nahe, dass eher das Gegenteil zutrifft. Das gilt etwa für eine im vergangenen Herbst im Auftrag des Bundesamts für Umwelt – ein in dieser Sache unverdächtiger Zeuge – aufdatierte Studie zu den Umweltaspekten von Elektroautos.

Der Schluss ist ernüchternd: Elektroautos stossen, über ihren ganzen Lebenszyklus betrachtet, zwar weniger CO2 aus als herkömmliche Autos, vorausgesetzt allerdings, der Strom stammt nicht aus fossiler Produktion. Betrachtet man hingegen die gesamte Umweltbilanz, also besonders inklusive der Batterieproduktion und -entsorgung, ändern sich die Verhältnisse. Die Förderung der für die Batterien benötigten Rohstoffe (Lithium, Kobalt) belastet die Umwelt massiv, das Gleiche gilt für die Entsorgung alter Batterien.

In dieser Gesamtumweltbilanz weist ein durchschnittliches Benzinfahrzeug deutlich bessere Ergebnisse auf als ein entsprechendes Elektroauto. Darin nicht berücksichtigt sind zudem Themen wie Reichweite und Batterieladezeit.

Ebenso vernachlässigt wird eine absolute Kernfrage: Kann überhaupt genügend Strom zur Verfügung gestellt werden, wenn flächendeckend Elektroautos unterwegs sind? Zumindest für die Schweiz ist das sehr ungewiss.

Das Land ist in den Jahren 2016 und 2017 netto zum Stromimporteur geworden. Die Importe stammen vorwiegend aus französischen Kern- und deutschen Kohlekraftwerken. Die Einfuhrmöglichkeiten der Schweiz dürften spätestens ab 2022, wenn in Deutschland die letzten Kernkraftwerke vom Netz gehen, markant eingeschränkt werden. Versorgungsprobleme zeichnen sich schon heute ab – selbst ohne einen allfälligen Elektrofahrzeugboom. Sollte die Zahl von Elektrofahrzeugen jedoch markant steigen, würde der Druck auf die Bereitstellung fossiler Energien deutlich zunehmen – was die Umwelt zusätzlich belasten würde und nicht Zweck der Übung sein kann.

Die Hoffnung, wonach die Umstellung auf Elektrofahrzeuge im grossen Stil einen umweltpolitischen Befreiungsschlag ermöglicht, dürfte bitter enttäuscht werden. Weist der Mainstream in die falsche Richtung, wird am falschen Gegenstand geforscht, werden gar Forschungsgelder verschwendet? Der Verdacht ist nicht völlig von der Hand zu weisen.