Hot Corner: Mit Vollgas
Elektromobilität ist in China ein grosses Thema. Der Autobauer Geely könnte zu den Profiteuren gehören.
Wenn es um die Elektromobilität geht, spricht die westliche Welt nur von einem Unternehmen: Tesla. Dabei geht gerne vergessen, dass im Fernen Osten bereits heute ein ungleich grösserer Markt für batteriebetriebene Autos existiert. Neben BYD (Build Your Dream), der als weltgrösster Akkuhersteller auch Elektroautos produziert, könnte der chinesische Autohersteller Geely (Hongkong: 175.HK; Kurs 26.85 HK-Dollar; Börsenkapitalisierung von 30,5 Mrd. Fr.) zu den grossen Gewinnern der E-Mobilitäts-Offensive in Asien gehören.
Einiges an Erwartungen ist in Geelys Bewertung bereits eingepreist. In den letzten zwölf Monaten hat sich der Aktienkurs fast vervierfacht. Aktuell wird der Titel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 41 gehandelt. Das ist auf den ersten Blick nicht günstig. Vergleicht man Geely jedoch anhand der Marktkapitalisierung mit Konkurrent Tesla (55 Mrd. Fr.), erscheinen die Chinesen geradezu als Schnäppchen.
Vom Motorrad zum Auto
Die Ursprünge von Geely liegen im Bau von Motorrädern, seit der Jahrtausendwende konzentriert sich das Unternehmen mit Sitz in der 190 km südlich von Schanghai gelegenen Stadt Hangzhou auf die Herstellung von PKW. In Europa ist Geely weitgehend unbekannt, obschon die Gesellschaft in den vergangenen Jahren gleich zweimal im Westen zuschlug: 2010 kaufte sie den schwedischen Hersteller Volvo, 2014 folgte die Übernahme der konkursiten Muttergesellschaft der Black Cabs in London.
In der Schweiz wurde Geely im Sommer 2016 zu einem Begriff. Damals liess Swatch-Group-Konzernchef Nick Hayek verlauten, dass die Chinesen an der Superbatterie interessiert seien. Die Swatch-Group-Tochter Belenos ist dabei, eine Autobatterie zu entwickeln, die bis zu 30% effizienter sein soll als herkömmliche Antriebsbatterien. Noch hat sie allerdings nicht die Produktionsreife erlangt.
Elektrohype erst am Anfang
Unabhängig davon geht die Entwicklung in China Schlag auf Schlag weiter. 2016 hatte sich die Zahl batteriebetriebener Autos innerhalb eines Jahres auf 350 000 Einheiten verdoppelt. Von solchen Grössenordnungen kann der Westen nur träumen. Selbst die Absicht von Frankreich und Grossbritannien, in Zukunft nur Elektroautos zuzulassen, wird an den Marktverhältnissen zwischen West und Ost nichts ändern.
Kürzlich hat Morgan Stanley ein neues Kauf-Rating für Geely herausgegeben. Darauf haben die Notierungen mit deutlichen Avancen reagiert. Die Analysten sind überzeugt, dass es dem Hersteller gelingen wird, vorerst mit neuen Sport-Utility-Vehicle-Modellen (SUV) im mittleren bis hohen Preissegment zu punkten. Bereits in drei Jahren sollen dank der Initiative der chinesischen Regierung 90% der verkauften Autos einen Elektroantrieb aufweisen. Der Titel ist nur risikofreudigen Investoren empfohlen, die mit überdurchschnittlich hohen Kursschwankungen umgehen können.
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