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Hohes Schadenpotenzial

Totgesagte leben länger: Das gilt auch für die Baukonjunktur. Schon mehrmals ist das Ende der seit Jahren anhaltenden Wachstumsphase prognostiziert worden, eingetreten ist es jedoch nicht. Das gilt besonders für den Wohnungsbau. Gemäss den neuesten Zahlen des Bundesamtes für Statistik sind die Bauausgaben auch im vergangenen Jahr 0,8% gestiegen. Im Hochbau erreichte das Plus 2,1%, während im Tiefbau ein Minus von 5,2% zu verzeichnen war.

Der Trend hat sich gemäss den Zahlen des Schweizerischen Baumeisterverbandes im ersten Quartal 2018 fortgesetzt. Die Umsätze im Bauhauptgewerbe stiegen gegenüber dem Vorjahresquartal gar 5,1%. Aufgrund der Zunahme des Arbeitsvorrats per Ende März von 1,1% dürfte sich am grundlegenden Trend vorerst nichts ändern.

Damit setzt sich das Wachstum der Bautätigkeit fort. Es war und ist stark getrieben von den äusserst niedrigen Zinsen sowie der starken Zuwanderung aus dem Ausland. Dieser zweitgenannte Effekt hat sich nun massiv abgeschwächt – was sich aber (noch) nicht auf die Bau­tätigkeit ausgewirkt hat.

Das zeigt sich deutlich in den Leerwohnungsbeständen. Am 1. Juni des vergangenen Jahres (Zahlen für 2018 liegen noch nicht vor) standen gut 64 000 Wohnungen leer – das ist deutlich mehr als eine Jahresproduktion an Wohnungen. Allein seit 2012 hat der Bestand leerer Wohnungen damit fast zwei Drittel zu­genommen. Der Trend dürfte sich auch zum 1. Juni 2018 fortgesetzt haben.

Die Leerwohnungsziffer (leer stehende Wohnungen, die auf dem Markt angeboten werden in Relation zu allen bewohnbaren Wohnungen) hat 2017 den Wert von 1,45 erreicht. Letztmals lag die Ziffer im Jahr 2000 mit 1,49 noch höher. Das ist ein Alarmzeichen: Die hohe Wohnungsproduktion kann nicht mehr vom Markt absorbiert werden, wie das noch vor wenigen Jahren der Fall gewesen ist. Oder anders ausgedrückt: Es werden Wohnungen auf Halde gebaut.

Ein ähnliches Phänomen zeigt sich im Wirtschaftsbau, der auch wieder angezogen hat – ungeachtet von Überangeboten im Bürobereich. Dahinter steht in beiden Segmenten die Tatsache, dass die Renditen im Immobiliengeschäft höher sind als auf den Finanzmärkten – und die Hoffnung, dass das so bleiben wird. Viele Banken und Investoren lassen sich davon offenbar blenden. Dabei vergessen sie eins: Die Korrektur wird kommen. Und je länger sie auf sich warten lässt, desto schmerzhafter wird sie.

Die Situation wird durch die enorme Verschuldung der privaten Haushalte noch verschärft. Sie geht wesentlich auf den Hypothekarbereich zurück. Eine abrupte Zinskorrektur nach oben könnte verheerende Auswirkungen haben.

Wirkungsvoll Gegensteuer zu geben ist heikel. Es bleibt fast nur der Aufruf an die Banken und Investoren, Zurückhaltung zu üben und nicht nur auf die kurzfristige Rendite zu schauen. Je ausgeprägter das Ungleichgewicht wird, desto grösser wird das gesamtwirtschaftliche Schadenspotenzial.