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Hohe Löhne und Preise

Die Schweiz ist ein sehr teures Pflaster. Das spüren die Konsumenten jeden Tag, wenn sie einkaufen, ein Kino besuchen oder einen Kaffee trinken gehen. Das spüren aber ebenso die Unternehmen, wenn sie monatlich die Lohnabrechnungen erstellen. Sie zahlen die mit Abstand höchsten Löhne in Europa. Das belegen die neusten internationalen Vergleichszahlen aus der soeben publizierten Lohnstrukturerhebung des Bundesamts für Statistik.

Der mittlere jährliche Bruttolohn für eine Vollzeitstelle in der gewerblichen Wirtschaft erreicht in der Schweiz umgerechnet 71‘694 €. Innerhalb der EU kommen die Löhne in Dänemark (57‘723 €) und Luxemburg (56‘675 €) als Spitzenreiter in die Nähe der Schweiz, liegen aber immer noch rund 20% darunter. Norwegen, das wie die Schweiz nicht EU-Mitglied ist, erreicht einen Wert von 60‘229 €. Verglichen mit Bulgarien liegen die Schweizer Löhne rund zwölfmal höher.

Nun wird mit Recht eingewendet, dass nicht die absolute Höhe der Löhne entscheidend ist, sondern ihre Kaufkraft –  auch die Preise sind also zu berücksichtigen. Zu diesem Zweck werden die Löhne umgerechnet in sogenannte Kaufkraftstandards (KKS), die die unterschiedlichen Preisniveaus zwischen den Ländern eliminieren.

So gesehen kommt Luxemburg nahe an die Schweiz heran – in KKS liegen die Löhne in der Schweiz nur 2,3% höher. Im Vergleich zu Dänemark liegen die Schweizer Löhne in KKS immer noch 16% höher und im Vergleich mit Deutschland 18%, gemessen an Bulgarien immer noch rund um den Faktor vier.

Die zentrale Aussage ist klar: Niemandem geht es in Europa materiell im Durchschnitt besser als den Schweizern. Die Differenz zwischen den Löhnen zugunsten der Schweiz ist grösser als jene zwischen den Preisen. Das führt zur zweiten Erkenntnis: Die so viel zitierte und gescholtene Hochpreisinsel Schweiz ist eher ein fiktives Gebilde denn harte Realität.

Falls es ferner in einzelnen Bereichen tatsächlich überhöhte Preise gibt – was wohl der Fall ist –, so ist das Problem hausgemacht. Neben den genannten hohen Löhnen stehen dahinter regulierte Preise und zu wenig Wettbewerb im Binnenmarkt.

Dennoch führten die Klagen über die vermeintliche Hochpreisinsel Schweiz zu politischen Vorstössen. Das gilt aktuell vor allem für die hängige «Fair-Preis-Initiative», die über höchst fragwürdige und letztlich kaum durchsetzbare Massnahmen die Importpreise reduzieren will. Im Lichte des Schweizer Spitzenplatzes in Sachen Kaufkraft will die Initiative – etwas salopp formuliert – ein Problem lösen, das es gar nicht gibt.

Der Bundesrat ist, wie so oft dem politischen Mainstream gehorchend, auf den Zug aufgesprungen und macht einen nutzlosen bis schädlichen indirekten Gegenvorschlag. Der Politik wäre ab und zu mehr Mut zum Nichtstun zu wünschen – politischer Aktivismus führt nur selten zum Ziel, er richtet gewöhnlich mehr Schaden als Nutzen an.