Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Hörgeräte-Aktien sind korrekturanfällig

Das Tragen von Hörgeräten ist längst nicht mehr so auffällig wie früher. Die soziale Akzeptanz nimmt laufend zu.

Mehr Konsolidierung geht kaum: Bloss fünf Anbieter beherrschen den Markt für Hörgeräte. Ein kümmerlicher Rest von 2% bleibt für andere zurück – vor zwanzig Jahren waren es noch 15% gewesen. Den letzten grossen Schritt haben die frühere Siemens-Tochter Sivantos und die dänische Widex vollzogen, die sich Ende Februar zu WS Audiology zusammenschlossen. Oligopolähnliche Marktstrukturen, ein stetes Wachstum und hohe Rentabilität – das sind attraktive Attribute für Investoren. Auf Schnäppchen dürfen sie allerdings nicht hoffen.

WS Audiology ist nun führend, was die Stückzahlen betrifft. Umsatzmässig ist das neue Unternehmen mit 1,7 Mrd. € nach Sonova und der dänischen Demant die Nummer drei, zusammen mit der ebenfalls dänischen GN Store Nord. Kotiert sind die Aktien von WS Audiology nicht. Die Mehrheit von 53% ist in den Händen der schwedischen Investmentgesellschaft EQT.

Massenphänomen

Die Integration zweier sehr unterschiedlicher Unternehmenskulturen wird sich für WS Audiology als anspruchsvoll erweisen. Sivantos kommt aus dem Siemens-Konglomerat, während Widex familiengeführt war. Sonova-CEO Arnd Kaldowski sagte denn auch in einem Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» Ende März: «Der neue Mitbewerber dürfte die ersten zwei Jahre vor allem mit sich selbst beschäftigt sein.» Davon könnten Sonova und die beiden dänischen Mitbewerber Demant (die frühere William Demant) und GN Store Nord während einer gewissen Zeit profitieren.

Die Aktien der drei grossen kotierten Hörgerätehersteller in Europa sind nicht nur wegen des Marktanteils eine vergleichsweise sichere Wette. Die Branche wächst regelmässig 5 bis 6% pro Jahr, vermutlich auch 2019. Unter den Sektoren der Medizinaltechnologie profitiert sie am meisten von der Alterung der Bevölkerung. Gleichzeitig nehmen lärmbedingte Hörschäden zu. Dazu kommen der technologische Fortschritt, eine wachsende soziale Akzeptanz von Hörgeräten und die geringe Marktdurchdringung in Schwellenländern. Weltweit sind es gemäss Weltgesundheitsorganisation (WHO) 466 Mio. Menschen, deren Hörvermögen beeinträchtigt ist. Bis 2050 sollen es 900 Mio. sein.

Das unberechenbarste Element der Branche sind die Produktzyklen der einzelnen Unternehmen. Alle paar Jahre bringen sie eine neue Generation auf den Markt, aber selten gleichzeitig. Für die kommenden zwölf Monate hat laut dem Sektoranalyseteam von Morgan Stanley Sonova die Nase vorn. Das Unternehmen aus Stäfa/ZH hat vor einem halben Jahr die Produktlinie Marvel lanciert. Ihre Applikation wurde Morgan Stanley zufolge in letzter Zeit besonders oft heruntergeladen: «Das zeigt, dass Sonova zum ersten Mal seit drei bis vier Jahren ein Produkt hat, das Marktanteile gewinnt.»

An der Bilanzpressekonferenz wird Sonova bald mehr sagen. Allerdings: Die Aktien haben ein günstiges Szenario mit einem Kursgewinn von 30% seit Anfang Jahr zu einem guten Teil vorweggenommen. Sie notieren auf Allzeithoch.

Die Valoren von GN Store Nord haben sich in den vergangenen Jahren besser als Sonova entwickelt und sind nun etwa gleich hoch bewertet. Das dänische Unternehmen ist insofern anders positioniert, als es 40% des Umsatzes im Audiogeschäft mit Headsets erwirtschaftet. Vor allem dieser Bereich trug 2018 zu einem organischen Wachstum von 13% bei; im ersten Quartal 2019 waren es gar 19%. GN Store bleibt daher dynamischer unterwegs als Sonova.

Bessere Gelegenheit abwarten

Demant sind die günstigsten der drei Papiere. Das Unternehmen befindet sich in einer späten Phase des Produktzyklus. Erst für das zweite Semester rechnen Finanzanalysten mit besseren Zeiten dank dem neu lancierten Modell OPN S, das mit einer zuverlässigeren Batterie als der Vorgänger ausgestattet ist. Für mehr Schub sollte auch eine Vereinbarung mit Philips sorgen, ein Hörgerät unter deren Markennamen auf den Markt zu bringen.

Investoren sollten zunächst die Bilanzmedienkonferenz von Sonova abwarten. Vor allem für die Sonova- und die GN-Aktien gilt: Sie sind so hoch bewertet wie seit etwa zehn Jahren nicht mehr. Mit Blick auf die langfristigen Treiber der Hörgerätebranche sollten Anleger sie aber nicht aus dem Blickfeld verlieren.

Aktien-Alert

Von ABB bis Züblin – erhalten Sie sofort eine E‑Mail, sobald ein neuer Artikel zum Unternehmen Ihrer Wahl erscheint.

Um diesen Service zu nutzen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.