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Hochdorf kommt Aktionären nur etwas entgegen

Im Aktionariat von Hochdorf brodelt es. 

Nun bewegt sich doch etwas. Nachdem der Milchverarbeiter Hochdorf sich tagelang nicht zu den Forderungen der Aktionäre geäussert hatte, kommt er ihnen – allerdings nur etwas – entgegen: Er empfiehlt den von der Grossaktionärin ZMP Invest vorgeschlagenen Kandidaten Jörg Riboni zur Zuwahl in den Verwaltungsrat. Die beiden anderen ZMP-Kandidaten, Markus Bühlmann und Bernhard Merki, lehnt er als neue Mitglieder des Verwaltungsrats aber ab.

Damit ist der Verwaltungsrat – wie er am Mittwochabend mitgeteilt hat – auch gegen die Präsidentschaft von Bernhard Merki. Die von der Aktionärsgruppe Weiss/Maurer beantragte Zuwahl von Markus Kalberer als neues Mitglied des Gremiums werde ebenfalls abgelehnt.

In einem Interview mit der «Luzerner Zeitung» bestätigte der amtierende Verwaltungsratspräsident Daniel Suter die Nomination. Die ZMP habe grundsätzlich gute Kandidaten vorgeschlagen. «Aber lediglich einer davon erfüllt die von uns gestellten Anforderungen.» Was genau er damit meint, bleibt unbeantwortet. Zudem sei es eine Anforderung, dass die Grossaktionärin mit lediglich 14,5% im Gremium das Sagen haben will. Es könne vermutet werden, dass ZMP die Kontrolle über Hochdorf anstrebe und eine Übernahme plane.

ZMP Invest hält an Forderungen fest

Das dürfte nicht reichen, um die Aktionäre zufriedenzustellen. Grossaktionärin ZMP Invest, die vergangenen Freitag die Erneuerung des Verwaltungsrats verlangt hatte, hält an ihren Forderungen fest, wie sie gegenüber der «Finanz und Wirtschaft» bestätigt. Es brauche einen neuen Präsidenten, und mit Bernhard Merki schlage sie eine starke Persönlichkeit mit grosser Führungserfahrung in international tätigen Unternehmen vor.

Als grösste Aktionärin mit 14,5% erhebe sie zudem Anspruch auf einen Sitz im Verwaltungsrat und schlage dafür den Vizepräsidenten der Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten, Markus Bühlmann, vor. «Man muss sich fragen, wie ernst der Verwaltungsrat die Anliegen seiner Aktionäre nimmt, wenn er diesen nachvollziehbaren Anspruch einfach vom Tisch wischt.»

Es befremde die Gesellschaft sehr, dass ein Verwaltungsratspräsident solche Gerüchte streue. «Eine Übernahme ist kein Thema.» ZMP Invest wolle einen Beitrag dazu leisten, dass Hochdorf auf die Erfolgstrasse zurückfinde. Zwei der drei vorgeschlagenen Kandidaten, Merki und Riboni, sind unabhängig und haben mit der Gesellschaft nichts zu tun. ZMP Invest habe sie nur deshalb vorgeschlagen, weil der Verwaltungsrat monatelang untätig geblieben sei.

Es brodelt im Aktionariat

Am Freitag hatte ZMP Invest für die Generalversammlung am 12. April die drei Mitglieder zur Wahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen. Damit will sie «die negative Entwicklung beim Unternehmen stoppen und Hochdorf wieder auf die Erfolgsstrasse führen». Die Aktionäre erachten die Führung der Geschäftsleitung durch den gegenwärtigen Verwaltungsrat als mangelhaft.

Im Zentrum der Vorwürfe steht die Verbindung zur Vertriebsgesellschaft Pharmalys für Säuglingsmilchpulver in Afrika und dem Nahen Osten. In den vergangenen Tagen waren bereits andere Kritikpunkte publik geworden .

Familie Weiss unterstützt Forderungen

Seit Freitag haben sich zwei weitere Aktionäre gegenüber «Finanz und Wirtschaft» kritisch in Bezug auf den Verwaltungsrat des Milchverarbeiters geäussert und unterstützten ZMP Invest . Die von der Investmentgesellschaft vorgeschlagenen Kandidaten wollten sie aber nicht kommentieren. Wie am Mittwoch öffentlich wurde, handelt es sich bei einem Investor um die Familie Weiss, die zusammen mit der Innovent Holding 5,35% der Aktien und der Stimmrechte auf sich vereint.

Vor mehreren Wochen habe sie Hochdorf den Chef der im Ausbaugewerbe und im Eventgeschäft tätigen Lenzlinger Söhne, Markus Kalberer, als neuen Verwaltungsrat vorgeschlagen, wie die Familie am Mittwoch über einen Sprecher hat mitteilen lassen. An diesem Vorhaben werde sie auch jetzt – nach dem Vorschlag des Hochdorf-Verwaltungsrats – festhalten.

Erst kürzlich hatte sich die Aktionärsgruppe um die Familie Weiss und Innovent deshalb mit einem weiteren Aktionär, der Familie Maurer, zusammengetan, um für die Generalversammlung einen Verwaltungsrat nominieren zu können. Für ein Traktandierungsbegehren sind 7% der Aktienstimmen des Milchverarbeiters notwendig.

Bereits davor habe die Familie Weiss mehrfach den Weg zum Verwaltungsrat gesucht. Denn die zahlreichen schlechten Nachrichten im Verlauf des Jahres 2018 hätten sie beunruhigt. Im Spätherbst habe sie den Verwaltungsrat darum gebeten, anlässlich der nächsten Generalversammlung Markus Kalberer zur Wahl vorzuschlagen. «Dieses Anliegen wurde ignoriert.»

«Abgang des CEO steht in keinem Zusammenhang»

Wohl ebenfalls im Zusammenhang mit den jüngsten Ereignissen ist CEO Thomas Eisenring am Dienstag per sofort zurückgetreten . Im Zentrum der Vorwürfe stand aber nicht der Unternehmenschef selbst, sondern die mangelnde Kontrolle der Geschäftsleitung durch das Aufsichtsgremium und die nach Ansicht der Aktionäre daraus resultierenden operativen und finanziellen Probleme von Hochdorf.

Dass zwischen dem Rücktritt von Eisenring und den Forderungen der Grossaktionärin ein Zusammenhang besteht, bestreitet Verwaltungsratspräsident Suter. «Der Abgang des CEO steht in keinem Zusammenhang mit der Forderung der Aktionäre.» Es handle sich um ein zeitlich unglückliches Zusammentreffen.

Dass es sich tatsächlich um einen Zufall handelt, lässt sich zumindest bezweifeln. Der Rücktritt kommt nicht nur unerwartet plötzlich dafür, dass sich Eisenring angeblich seit einiger Zeit beruflich neu orientieren will, der Zeitpunkt ist auch sonst höchst ungewöhnlich. Am kommenden Dienstag wird der Milchverarbeiter die Zahlen zum Geschäftsjahr 2018 präsentieren. Dies dürfte nun wohl der Unternehmenschef ad interim und Geschäftsführer der Hochdorf-Tochter Uckermärker Milch, Peter Pfeilschifter, übernehmen müssen.

Das Hochdorf-Aktionariat

ZMP Invest ist nicht nur Grossaktionärin von Hochdorf, sondern auch Tochter der Genossenschaft der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), deren Mitglieder die Hauptlieferanten des kriselnden Unternehmens sind. Damit hat sie ein doppeltes Interesse am wirtschaftlichen Wohlergehen des Milchverarbeiters. Gemäss eigenen Angaben hält die Investmentgesellschaft 14,5% an Hochdorf und ist seit 2008 beteiligt. Bisher stellte sie aber keinen Verwaltungsrat und ist bis vergangenen Freitag mit ihren Forderungen nicht an die Öffentlichkeit getreten. Mit dem als Kandidaten vorgeschlagenen Markus Bühlmann würde der Vizepräsident von ZMP ins Gremium einziehen.

Ihre grösste Position hält die ZMP-Tochter an der umsatzmässig fünfmal schwereren Emmi. Mit einem Anteil von 53,23% ist sie Mehrheitsaktionärin der grössten Schweizer Molkerei. Die VR-Mitglieder Christian Arnold-Fässler, Thomas Oehen-Bühlmann und Franz Steiger sind Vorstandsmitglieder der ZMP Genossenschaft. Die Beteiligung an Emmi ist historisch bedingt: Das Unternehmen wurde 1993 vom Zentralschweizerischen Milchverband (MVL), dem Vorgänger der Genossenschaft ZMP, gegründet. Bis 2006 hielt ZMP die Aktienmehrheit am Milchverarbeiter direkt.

Zum Aktionariat von Hochdorf gehören neben der Grossaktionärin ZMP Invest die Gruppe um die Familie Weiss und die Investmentgesellschaft Innovent Holding mit einem Anteil von 5,35% des Kapitals und der Simmrechte. Die Aktionäre sind seit 2007 investiert und hielten sich bisher im Hintergrund. Über weitere Engagements der Familie Weiss oder der Innovent Holding geht aus den Beteiligungsmeldungen der Schweizer Börse SIX nichts hervor. Ende Januar hat sich die Aktionärsgruppe mit Mitgliedern der Familie Maurer zusammengeschlossen, die rund 3% an Hochdorf halten. Zusammen mit Wolfgang und Patrik Ringler bringt es die neu gebildete Gruppe auf 11% Stimmenanteil.

Daneben sind die niederländische Stichting General Holdings (4,1%) und der finnische Fondsmanager Taaleri (3,1%) an Hochdorf beteiligt. Zudem hält Pharmalys-Gründer Amir Mechria über Wandelanleihen 20%. Spätestens 2020 werden sie automatisch umgewandelt. Danach ist der Tunesier der grösste Aktionär des Milchverarbeiters. Seine Stimmrechte werden wegen der Vinkulierung aber auf maximal 15% beschränkt sein, und für die kommende Generalversammlung ist die Beteiligung ohnehin nicht relevant.

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