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Revolte der Hochdorf-Aktionäre

Beim Milchpulverhersteller Hochdorf kommt es zu einigen Wechseln im Verwaltungsrat.

Die Grossaktionäre setzen sich durch: Am Freitagabend folgten die übrigen Investoren von Hochdorf den Vorschlägen von ZMP Invest und wählten die Kandidaten Jörg Riboni, Markus Bühlmann und Bernhard Merki neu in den Verwaltungsrat. Merki übernimmt gleichzeitig das Präsidium von Daniel Suter, der mit rund 53% Nein-Stimmen nicht wiedergewählt wurde.

Auch den Nominierten der Aktionärsgruppe Weiss/Maurer, Markus Kalberer, wollen die Aktionäre künftig im Gremium. Nicht zugewählt wurde dagegen der vom VR vorgeschlagene Kandidat Hans-Peter Hess.

Der bisherige VR geht damit als grosser Verlierer aus dem Konflikt mit den Aktionären hervor, der Mitte März publik geworden war  (vgl. Text unten) . Im Zentrum standen die mangelnde Kontrolle der Geschäftsleitung durch den VR und die nach Ansicht der Aktionäre daraus resultierenden Probleme von Hochdorf. Gestützt wurde ZMP Invest von Weiss/Maurer (Anteil 11%).

Knappes Ergebnis

Das Resultat war bei der Wahl einiger Kandidaten knapp: Nur gut 56% der anwesenden und vertretenen Aktionäre wählten die Kandidaten Bühlmann und Merki. Riboni hatte mit 99% Ja-Stimmen fast alle Hochdorf-Eigner auf seiner Seite. Insgesamt gaben knapp 80% der Hochdorf-Aktionäre ihre Stimme ab.

Abgewählt wurde neben Suter auch das bisherige Mitglied des Personal- und Vergütungsausschusses Niklaus Sauter. Im Amt bestätigt wurden dagegen Michiel de Ruiter, Walter Locher und Ulrike Sailer.

Zu Beginn des Anlasses hatte der abgewählte Präsident Daniel Suter das Wort ergriffen und wiederholt, dass die Situation bei Hochdorf nicht derart schlimm sei, wie von ZMP Invest und den Medien dargestellt worden sei. «Die Erneuerung des Verwaltungsrats ist nicht der richtige Ansatz, um die derzeitigen operationellen Probleme anzugehen», sagte Suter.

Einige Aktionäre unterstützten in ihren Wortmeldungen den VR und forderten Stabilität statt Revolution. Die Gegenwehr dürfte sich unter anderem gegen ZMP Invest gerichtet haben. Als Tochtergesellschaft der Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) vertritt sie die Interessen der Bauern. Der bisherige VR hatte im Vorfeld wiederholt Befürchtungen geäussert, die Grossaktionärin strebe die Kontrolle über Hochdorf an. Doch alles nützte nichts.

Dividende sorgt für Irritation

«Unsere Geduld ist zu Ende», sagte ZMP-Generaldirektor Pirmin Furrer in seiner Wortmeldung vor der Abstimmung. «Wir haben das Vertrauen in den VR verloren.» Ähnlich frustriert äusserten sich auch weitere Redner. Nach zwei Gewinnwarnungen im Jahr 2018 sei es Zeit für einen Wechsel.

Für Irritation sorgte auch die geplante Dividende von 4 Fr. – doppelt so viel, wie der Gewinn je Aktie 2018 betragen hatte. Diese Substanzausschüttung sei nicht wünschenswert, sagte Aktionär Züger in seiner Wortmeldung vor der Abstimmung.

Schlussendlich verzichteten die Hochdorf-Eigner auf die Ausschüttung. Das Votum fiel deutlich aus: Knapp zwei Drittel der Stimmberechtigten sagten Nein. Entscheidend dazu beigetragen dürfte ein starkes Zeichen der Familie Weiss. Sie verzichte in der gegenwärtigen Situation lieber auf 300’000 Fr. Dividende, als zuzusehen, wie das Unternehmen weiter in die Krise rutsche, liess sie durch einen Vertreter ausrichten.

Ebenfalls abgelehnt, wenngleich nur konsultativ, wurde der Vergütungsbericht. Die Vergütung des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung wurde dagegen mit einer Mehrheit von gut zwei Dritteln angenommen. Davor hatten die Aktionäre dem bisherigen VR bereits die Décharge verweigert.

Einbruch der Profitabilität 

Dem teilweise neu eingesetzte VR steht eine Herkulesaufgabe bevor. Nach dem plötzlichen Abgang von CEO Thomas Eisenring Mitte März muss das Gremium als einer der ersten Massnahmen die Konzernleitung neu besetzen.

Hochdorf kämpft zudem mit operativen und finanziellen Herausforderungen. Das traditionelle Geschäft mit Milchpulver für die Lebensmittelindustrie (Dairy Ingredients) ist stark unter Druck. Gleichzeitig enttäuschte zuletzt auch die Tochtergesellschaft Pharmalys, die in Nordafrika und im Nahen Osten Babymilchpulver vertreibt. In China wartet das Unternehmen weiterhin auf die Marktzulassung für den Verkauft von Säuglingsnahrung.

2018 ist die Profitabilität eingebrochen. Würde der Zinsaufwand von circa 11 Mio. Fr. auf der Pflichtwandel- und der Hybridanleihe in der Erfolgsrechnung wirksam, resultierte gar ein deutlicher Verlust. Die operativen Schwierigkeiten und hohe Investitionen führten zu einem negativen freien Cashflow von fast 150 Mio. Fr. Die Nettoverschuldung ist auf das 3,9-Fache des Ebitda gestiegen.

» Die komplette Historie zu Hochdorf finden Sie hier. 

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