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Heikler Ausflug unter die Nulllinie

Jahrelang wurde uns von Notenbankexperten eingeredet, dass die Leitzinsen nicht unbegrenzt gesenkt werden können. Bei 0% sei spätestens Schluss. Ins Minus könnten sie nicht drehen. Deshalb müssten Notenbanken andere Instrumente verwenden, beispielsweise Wertschriften aufkaufen, die Bilanz verlängern – also quantitative Lockerung (QE) betreiben. Dies gehört mittlerweile denn auch zum Standard. Diese Woche stellte die Schweizerische Nationalbank (SNB) die gesamte Argumentationslinie auf den Kopf: Sie teilte mit, künftig negative Leitzinsen anzustreben.

Das Zielband für den Dreimonatslibor, das bislang 0,25 bis 0% betrug, senkte und erweiterte sie am Donnerstag auf 0,25 bis –0,75%. Um dies zu erreichen, bestraft sie fortan Giroguthaben der Banken bei der SNB mit –0,25%. In Euroland, Schweden und Dänemark werden Bankeinlagen ebenfalls negativ verzinst. Aber die SNB betritt Neuland: Keine andere Notenbank hat es bisher gewagt, auch den zentralen Leitzins unter null zu drücken, also den Satz, zu dem sich Banken hauptsächlich refinanzieren.

Offen bleibt deshalb, wie die Massnahme in der Praxis wirken wird. Welche Nebeneffekte wird sie haben? Über massgeschneiderte Freibeträge versucht die SNB, den Strafzoll auf ausländische Banken zu konzentrieren und damit Aufwertungsdruck aus dem Franken zu nehmen. Trotzdem ist nicht auszuschliessen, dass Negativzinsen die Konjunktur zusätzlich stimulieren (durchaus erwünscht), den Immobilienmarkt anfeuern und den Anlagenotstand in der Vorsorge verschärfen (beides unerwünscht).

Für die SNB handelt es sich dagegen um eine elegante Innovation. Negativzinsen dürften ihr dabei helfen, den Mindestkurs des Euros von 1.20 Fr. zu verteidigen. Die Rubelkrise, der Erdölpreiszerfall und die Politik der Europäischen Zentralbank nagen an der Untergrenze. Der Aufwertungsdruck auf den Franken scheint gewaltig zu sein, sonst hätte die SNB nicht jetzt schon Minuszinsen eingeführt. Sie sind eine Alternative zu weiteren Devisenaufkäufen, um die die SNB sonst nicht herumgekommen wäre. Sie muss also keine weiteren Fremdwährungsaktiven auf die Bilanz nehmen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Rechnung für uns alle aufgehen wird.