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Healthcare ist mehr als Pharma

Die Märkte sind derzeit ganz gut zu spielen. Allerdings mache ich mir Sorgen, dass das Spiel plötzlich abgebrochen wird. In der Not frisst der Teufel Fliegen, und Anleger lindern ihren Anlagenotstand mit dem Kauf von «Qualität». Irgendwann kann auch diese rosten und zu Schrott mutieren. Dann gilt die Redensart nach Heinrich von Kleist, wonach der Krug so lange zum Brunnen geht, bis er bricht.

Es gibt mehr als Bullen- und Bärenmärkte, und eine solche Marktphase haben wir jetzt. Man kann gliedern, wie man will: nach Ländern, Regionen, Sektoren oder grösseren Industrien, überall stellt sich das Bild koexistierender positiver und negativer Trends einzelner Aktien. So auch im mit einer Gewichtung von 12,6% drittgrössten MSCI-Sektor Healthcare, der ausser Biotech und Pharma vier weitere Industrien umfasst: Healthcare Equipment and Suppliers, Healthcare Providers, Healthcare Technology und Life Sciences Tools and Services.

Das vorherrschende Muster

Regelmässige Leserinnen und Leser wissen, dass ich mit einem quantita­tiven Modell arbeite, das auf Basis marktgenerierter Daten Ratings ausweist, die mir ermöglichen, alles, was an transparenten, regulierten Märkten gehandelt wird, miteinander zu vergleichen. Healthcare ist auf Platz sechs der elf MSCI-Sektoren. Dass er nicht besser abschneidet, liegt an Biotech und Pharma. Diese zwei Bereiche ­machen zusammen 63% der Kapita­lisierung des Sektors aus.

Das Rating von Biotechnology beträgt 89,2% des Ratings des MSCI Welt, das von Pharma 89,8%. Das des gesamten Sektors kommt auf 95,5%. Unter den zehn besten Industrien figurieren drei aus diesem Sektor: Healthcare Technology mit 108,3% des MSCI-­Ratings, Healthcare Equipment & ­Suppliers mit 104,3% und Life Sciences Tools & Services mit 104%. Zusammen machen sie nur rund ein Viertel der ­Kapitalisierung des Sektors aus, was dessen relativ schlechtes Abschneiden zum MSCI Welt erklärt. In zwei Indus­trien ist die Schweiz mit gut posi­tionierten Aktien vertreten: Sonova und Straumann in Healthcare Equipment und Lonza in Life Sciences Tools and Services.

Und was es bedeutet

Dieses Muster liegt in allen Sektoren, ­Regionen und Ländern vor. Es bedeutet, dass Aktien nicht gekauft werden, weil die Umstände aus Konjunktur, Geld­politik etc. grundsätzlich positiv für die Kategorie Aktie gewertet werden, und, dass nirgends speku­lative Blasen vorkommen. Es bedeutet, dass die tonangebende Population konsequent ­Aktien von Unternehmen auswählt, die fundamental überzeugen. Sie kauft nicht den Markt, sie kauft einzelne Aktien. Das ist grundsätzlich sympathisch. Man muss aber wissen, dass negative Meldungen einzelner Unternehmen oder einer ganzen Branche rasch grosse Kurs­abschläge auslösen können. Das Auffangnetz, das es gibt, wenn die Umstände grundsätzlich für Aktien sprechen, liegt in einer solchen Phase nicht vor.

Allerdings kommt es auch in einer solchen Marktphase nicht völlig über­raschend zu einem Bärenmarkt. Dazu müssen viele Marktteilnehmer in einem engen Zeitfenster übereinstimmend zu Erwartungen gelangen, dass die Umstände für Aktien so schlecht werden, dass auch favorisierte Titel und Industrien verkauft werden. Eher als ein krasser Schwenker dieser Art ist allenfalls ein Bärenmarkt auf leisen Sohlen in der Weise zu erwarten, dass immer mehr Aktien ihre positiven Trends brechen.