Schock, besinnen, jammern, aber rechtzeitig Mut fassen und handeln. So sah das in etwa aus, in der Schweizer Unternehmenswelt vor mehr als drei Jahren, als sich der Franken zum Euro schlagartig um rund ein Fünftel verteuerte. Wer einen hohen Kostenanteil in der Schweiz zu tragen hatte oder einen hohen Anteil der Einnahmen im Euroraum erwirtschaftete – oder gar beides zugleich –, wurde hart getroffen. Leidensgenossen gab es querbeet, in der Medizintechnik, der Industrie, der Vermögensverwaltung oder im Tourismus.
Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Tempo waren gefragt. Wer darin fit und austrainiert war, war auch für unorthodoxe Massnahmen bereit, etwa für eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit zum gleichen Lohn, für Preissenkungen oder für schnelle Verlagerung von Kosten – unvorstellbar in unseren europäischen Nachbarländern. Viel Spass dem, der so etwas in Deutschland oder in Frankreich durchsetzen will.
Nun notiert der Euro wieder fast da, wo er vorher war, nahe 1.20 Fr., und einige Unternehmen profitieren jetzt . Mag sein, dass die eine oder andere Massnahme von Unternehmen übertrieben war. Doch besser, etwas zu hart trainieren als gar nicht erst damit anfangen.
Geholfen hat Schweizer Unternehmen zudem ein Effekt, der wiederum neue Risiken aufzeigt. Dank Euroschwäche und Niedrigzinsen lief die deutsche Exportwirtschaft lange auf Hochtouren. Das half der Schweizer Wirtschaft. Nun ist der deutsche Exportsektor recht verwöhnt und alles andere als austrainiert. Gemäss Ifo-Institut «verfliegt gerade die Hochstimmung in den deutschen Chefetagen».
Das verheisst nichts Gutes für viele Schweizer Unternehmen und zeigt, dass es dabei bleibt: Die Schweiz ist nichts für Trainingsmuffel. Und das ist gut so, auf lange Sicht.
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Hartes Training
Die Erholung des Euro zum Franken bedeutet nicht, dass Schweizer Unternehmen ihre Trainingsprogramme beenden sollten. Ein Kommentar von FuW-Ressortleiter Adrian Blum.