Drei Jahre und drei Monate ist es her, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Mindestkurs aufgehoben hat. Jetzt kostet der Euro zum ersten Mal seit diesem Entscheid, der die Finanzmärkte und die Schweizer Wirtschaft durchrüttelte, wieder 1.20 Fr. Das Poker der SNB hat lange gedauert. Doch das Blatt war gut, und es sieht aus, als ob es allen Unkenrufen zum Trotz das beste am Tisch war.
Schon damals hatte die SNB klargestellt, in der Gestaltung ihrer Geldpolitik auch künftig der Wechselkurssituation Rechnung zu tragen. Dieses Versprechen hat sie gehalten, und es gilt auch weiterhin, trotz oder gerade wegen des Sprungs über 1.20 Fr. SNB-Präsident Thomas Jordan hat am Donnerstag in typischer SNB-Manier Worte wie «fragil» und «sehr vorsichtig» benutzt, um Lage und Geldpolitik zu beschreiben. Zurückhaltung statt Siegesrede. Das ist auch gut so.
1.20 Fr./€ sind eine psychologisch wichtige Kursschwelle. Mehr aber nicht. Verliert der Franken weiter an Wert, dann wird die SNB ihren Plan schmieden, wie und wie schnell sie sich aus dem Negativzinsszenario verabschieden soll. Ohne Aufwertungs- und Deflationsgefahr hat sie Spielraum. Doch so weit ist es noch nicht. Wie gesagt, 1.20 Fr. sind nicht in Stein gemeisselt. Ein Rückfall auf 1.15 Fr./€ ist denkbar.
Auch wenn einige Strategen davon ausgehen, dass der Franken seine Funktion als Safe-Haven-Währung verloren hat und deshalb nicht mehr so schnell unter Aufwertungsdruck geraten wird, ist es für eine Entwarnung zu früh. Dennoch muss man der SNB an dieser Stelle ein Kränzchen winden. Für die Phase zwischen Ende 2007, als der Franken im Zuge der Finanzkrise unter Aufwertungsdruck geriet, der Einführung des Mindestkurses im September 2011, dessen Aufhebung 2015 bis zum heutigen Tag bekommt die SNB die Bestnote.
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Gut gepokert
Der Euro kostet wieder 1.20 Fr. Die SNB hat sich dafür die Bestnote verdient. Ein Kommentar von FuW-Chefredaktor Jan Schwalbe.