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Guan Jianzhong: Ein Chinese fördert die Schweizer U-Bahn

Guan Jianzhong ist Gründer und Mehrheitseigner des chinesischen Finanzdienstleisters Dagong Global Credit Rating.

Die chinesische Volkwirtschaft ist reich an schillernden Persönlichkeiten. Dazu zählen etwa Chen Feng, Gründer des Konglomerats HNA, der zwar strammer Kommunist ist, doch gleichzeitig seine Nähe zum Buddhismus bekundet, oder Wang Jianlin, der grösste Immobilientycoon des Landes, der trotz vieler Rückschläge China an die Spitze des Weltfussballs bringen will. Chinas Unternehmer mögen noch so verschieden sein, in einem sind sie alle gleich; sie meiden wenn immer möglich die Nähe zu den Medien. Ganz anders Guan Jianzhong, Gründer und Mehrheitseigner des chinesischen Finanzdienstleisters Dagong Global Credit Rating.

Guan redet mit Journalisten nur allzu gern über die Unzulänglichkeiten der von den amerikanischen Ratingagenturen Moody’s, Standard & Poor’s oder Fitch entwickelten Bonitätssysteme. Damit ist er ausserhalb seines Heimatlands bisher zwar kaum auf Gehör gestossen – auch nicht, nachdem Dagong die Kreditwürdigkeit der USA vor wenigen Tagen mit Verweis auf den hohen Schuldenberg und vor allem auf die «defiziente politische Ökologie» des Landes nahe an den Rand des Ramschstatus herabgestuft hat. In der Schweiz ist Guan, der angeblich schon im Jünglingsalter der Kommunistischen Partei Chinas beitrat, diese Woche indes nicht wegen dieses harschen Urteils einem grösseren Publikum bekannt geworden.

Für Aufsehen sorgte vielmehr die Ankündigung, dass die ebenfalls von ihm kontrollierte Dagong Investment Holding einer der Ankerinvestoren von Cargo Sous Terrain (CST) wird – neben der Migros, SBB Cargo oder Credit Suisse. CST will bis 2045 schweizweit ein vollautomatisches unterirdisches Gütertransportsystem aufbauen. Guan sagte Anfang Woche, er gehe davon aus, dass ein solches Projekt in seiner Heimat viel früher umgesetzt werde.

Der Chinese macht mit seiner Doppelrolle als Chef eines Unternehmens, das Risiken im Finanzsystem einschätzt, und einer Holding, die in ein mit sehr hohen Risiken behaftetes Projekt investiert, einen gewagten Spagat. Auf alle Fälle ist der Interessenkonflikt nicht kleiner als im Falle der westlichen Ratingagenturen, die sich die Risikobeurteilung von einer interessierten Partei bezahlen lassen. Welches Risiko das birgt, hat die globale Finanzkrise gezeigt. Doch macht Louis Kuijs, Asienökonom des unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstituts Oxford Economics, dennoch einen feinen Unterschied: «Die Erfolgsbilanz der US-Ratingagenturen mag zwar nicht gut sein, doch konzentrieren sich diese wenigstens auf ihr Kerngeschäft.»

Obwohl Guan sehr gesprächig ist, was das Business betrifft, hält er sich über seinen persönlichen Werdegang bedeckt. So etwa über sein Alter. Dazu lässt er einzig wissen, er sei im Jahr des Pferdes geboren. Dazu würden dem Zodiak folgend die Geburtsjahre 1954 oder 1966 passen. Klar ist allerdings, dass seine makellos schwarzen Haare wie unter eitlen chinesischen Eliten üblich gefärbt sind. Weiter heisst es, er hätte vor dem Wechsel in die Privatwirtschaft beim Staat gearbeitet. Das ist für seine Generation ein nicht unüblicher Karriereweg, denn bis weit in die Achtzigerjahre hinein lag praktisch die gesamte Wirtschaft in Staatshand.

Guan beteuert anders als von kritischen Stimmen immer wieder behauptet, dass seine Unternehmen mit der Regierung nichts zu tun hätten. Der Unterschied ist in China, wo bei Konflikten nicht unabhängige Gerichte, sondern die allmächtige Kommunistische Partei das letzte Wort hat, indes kaum relevant. Das trifft besonders auf die wirtschaftlich und politisch so kritische Finanzindustrie und damit auch auf eine Ratingagentur wie Dagong zu. Das zeigte sich Mitte 2015 während des Crashs der chinesischen Börsen, als auf Anweisung der Regierung die Berichterstattung über die Lage am Finanzmarkt gleichgeschaltet wurde. Auch Dagong und ihr Chef fielen damals nicht mit Analysen auf, die von der obrigkeitlich vorgegebenen Meinung abgewichen sind.

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