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Goldanleger brauchen langen Atem

Der Preis für eine Unze des Edelmetalls hat sich bei mehr als 1140 $ stabilisiert.

Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hat Wachstumshoffnungen geweckt. Der Republikaner will mit Steuersenkungen und Infrastrukturprogrammen die Wirtschaft ankurbeln. Angesichts der optimistischen Konjunkturprognosen und der steigenden Zinsen liessen viele Investoren Gold links liegen und setzten lieber auf zyklische Aktien.  Auch defensive Werte wie Telecomtitel holten auf . Der Unzenpreis fiel zwischenzeitlich fast 12% unter 1130 $.

Doch nun scheint Gold den Boden erreicht zu haben. Der Preis für eine Unze des Edelmetalls hat sich bei mehr als 1140 $ stabilisiert. Bereits vor den Weihnachtstagen machte sich am Markt etwas Optimismus breit. Ist damit der Moment gekommen, Gold zu kaufen, oder geht’s noch tiefer?

US-Wirtschaft im Aufwind

Die US-Wirtschaft befindet sich im Aufwind. Die Arbeitslosenquote von 4,6% deutet auf Vollbeschäftigung hin, wichtige Konjunkturbarometer wie der Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers Index, PMI) prognostizieren Wachstum in der Industrie, und das amerikanische Verbrauchervertrauen ist im November auf den höchsten Stand seit zwei Jahren gestiegen .

Entsprechend macht auch die Geldpolitik erste Schritte in Richtung Normalisierung. Im Dezember hat die US-Notenbank Fed den Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,5 bis 0,75% angehoben . Für 2017 sind laut Fed-Chefin Janet Yellen bis zu drei Zinsschritte geplant. Zehnjährige US-Treasuries rentieren über 2,5%. Daneben verlieren Anlagen wie Gold, die keine Rendite abwerfen, an Attraktivität.

Grosse Zinsdifferenz beflügelt Dollar

In Europa bleiben die Zinsen dagegen auf sehr tiefem Niveau. Zwar zeigt auch in Europa und der Schweiz die Entwicklung der langfristigen Renditen nach oben. Bundesanleihen der Eidgenossenschaft mit einer Laufzeit von zehn Jahren  rentierten zwischenzeitlich wieder nahe 0% . Doch die europäische Wirtschaft kommt nicht in Gang. Das nötigt die Europäische Zentralbank, ihre expansive Geldpolitik fortzuführen.

Die Differenz zwischen den Renditen (Spread) auf den beiden Kontinenten wächst. Seit mehreren Jahrzehnten war der Spread zwischen deutschen und amerikanischen Anleihenrenditen nicht mehr so gross wie jetzt.

Das macht Dollaranlagen attraktiv und beflügelt den Kurs der US-Währung . Seit dem 8. November betrug die Aufwertung gegenüber dem Euro und dem Franken jeweils gut 5%. Das belastet Gold zusätzlich: Gewinnt die US-Währung, geben in Dollar denominierte Rohstoffe in der Regel nach.

War das bereits alles?

Doch was erwartet Gold mittelfristig? Es gibt Zweifel, wie nachhaltig der wirtschaftliche Aufschwung in den USA tatsächlich ist. Bisher musste der designierte US-Präsident seine Ankündigungen noch nicht in die Tat umsetzen. Sollte sich zeigen, dass das geplante Wirtschaftsprogramm nicht den gewünschten Erfolg bringt und das Wachstum hinter den Erwartungen zurückbleibt, dürfte das die gegenwärtige Euphorie an den US-Börsen kräftig dämpfen – zur Freude der Goldanleger.

James Butterfill, Investmentstratege beim ETF-Anbieter ETF Securities, äussert sich kritisch zum Trump-Boom. Im besten Fall würden die Steuersenkungen einen neutralen Effekt auf die Wirtschaftsleistung haben.

Etwas optimistischer ist Willem Buiter. Der Chefökonom von Citigroup erwartet, dass das Momentum unter Trump dank dem grossen Stimulus und Deregulierungsbemühungen zwei bis drei Jahre anhalten könnte. Danach aber dürfte die schnell wachsende Staatsverschuldung das Wachstum abwürgen, wie er jüngst im Interview mit FuW erklärt hat.

Fragezeichen Inflation

Ein weiteres Fragezeichen ist die Teuerung. Im November betrug die Kerninflation (ohne Nahrungsmittel- und Energiepreise) annualisiert 2,1% und lag damit bereits leicht über dem Zielwert von 2%. Die lange Zurückhaltung des Fed säte Zweifel, ob die geldpolitische Straffung noch rechtzeitig greifen kann.

Sollte die Inflation schneller steigen als das Zinsniveau, würden die realen, sprich inflationsbereinigten Zinsen sinken. Gold könnte so an Attraktivität gewinnen. Ein solches Szenario ist angesichts der – zumindest in Aussicht gestellten – Beschleunigung des Fed etwas weniger wahrscheinlich geworden.

Politische Risiken könnten Gold stützen

Nicht vom Tisch sind dagegen die politischen Risiken in Europa. Nach dem gescheiterten Verfassungsreferendum in Italien und dem Rücktritt von Premierminister Matteo Renzi wartet 2017 mit entscheidenden Neuwahlen in vier europäischen Ländern auf. Ausser in Italien könnten auch in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland populistische Kräfte an die Macht gelangen.

Ein Wahlsieg der europakritischen Parteien wie des Front National oder der italienischen Bewegung Cinque Stelle könnte das ohnehin schwache Wachstum in Europa zusätzlich belasten. Zugunsten von Gold, das als «sicherer Hafen» von der Unsicherheit profitieren sollte.

Gold steht ein turbulentes Jahr bevor

Insgesamt hat der Abwärtsdruck auf Gold zwar spürbar nachgelassen. Anleger brauchen aber einen langen Atem. Angesichts des unsicheren Ausblicks steht dem Edelmetall ein turbulentes Jahr bevor.

Entscheidend wird die weitere Entwicklung des Dollars sein. Kurzfristig dürften vor allem Konjunkturdaten aus den USA – wie der Arbeitsmarktbericht kommende Woche – den Kurs vorgeben.

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