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George Clooney : «Ich bin jederzeit bereit, den Grossen der Welt meine Meinung zu sagen»

George Clooney: «Ich schäme mich nicht, das Privileg zu haben, mir bestimmte Dinge leisten zu können. Ich gebe auch viel zurück.»

«Hallo, mein Freund aus der Schweiz. Wie geht’s bei den Eidgenossen?» George Clooney ist nicht von ungefähr einer der grössten Stars Hollywoods. Er findet immer die richtigen Worte, der Händedruck ist fest, sein Auftritt zum Exklusivinterview professionell aber charmant. Wir treffen uns in einem Luxushotel in Beverly Hills anlässlich der Lancierung des Films «Suburbicon», bei dem er Regie geführt hat. «Wenn Sie wollen, können wir gerne zuerst über die Schweiz reden», meint er. Was wir dann auch tun.

Anfang Jahr sind Sie ein weiteres Mal nach Davos gereist. Trägt Ihre Präsenz am World Economic Forum konkret dazu bei, die von Ihnen unterstützten Aktivitäten voranzutreiben? - Ich gebe Ihnen ein ganz konkretes Beispiel. Während unseres Aufenthalts in Davos hatten meine Frau und ich Gelegenheit, Manager grosser Unternehmen und Politiker zu treffen. Unser Ziel war es, 5000 syrischen Flüchtlingskindern im Libanon den Schulbesuch zu ermöglichen. Dies ist die Aufgabe unserer Stiftung, die von meiner Frau Amal präsidiert wird.

Sie reden viel über Politik und engagieren sich für karitative Werke. Hören die Grossen dieser Welt auf George Clooney? - Für Amal und mich ist Davos eine wunderbare und unverzichtbare Gelegenheit. Wobei ich nicht unbedingt glaube, dass meine Präsenz viel dazu beiträgt, dass die Dinge global vorankommen. Aber ich hoffe, dass man meine Stimme hört. Ich bin auch jederzeit bereit, den Grossen dieser Welt meine Meinung kundzutun. Ob dies nun zu konkreten Resultaten führt, da bin ich mir keineswegs sicher. Daher privilegiere ich konkrete Aktionen. Wie Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Angesichts der Völkerwanderungen und des Bürgerkriegs in Syrien vielleicht nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Aber gleichzeitig effizient genug, um den Alltag vieler Familien zu verändern.

Sie halten 15% am Kapital von Belenos Clean Power Holding, an der auch die ETH Zürich, Amman Group Holding, Deutsche Bank, der St. Galler  Josef Ackermann und die Swatch Group beteiligt sind. Weshalb dieses Engagement? - Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass meine Beteiligung so hoch ist. Aber ich freue mich sehr, die Initiative von Nick Hayek zu unterstützen. Ich war - sofort einverstanden, als er mir seine Idee erklärte, Leute zusammenzubringen, um die Energien der Zukunft zu entwickeln. Heute liefern Kohle, Erdöl und Naturgas diese Energie, aber diese Quellen werden nicht ewig dauern. Jedermann weiss, dass sie früher oder später versiegen werden. Auch diejenigen, die sich weigern, die Nutzung dieser Ressourcen zu reduzieren, obwohl sie wissen, dass die Stunden gezählt sind. Belenos Clean Power will nicht abwarten, bis es zu spät ist, sondern sucht nach neuen Energieformen und beschäftigt sich mit der Entwicklung umweltfreundlicher Batterien.

Nick Hayek beantwortete in einem kürzlichen Interview die Frage nach dem Stand der Produktion ökologischer Batterien ziemlich ausweichend. Ihre Meinung? - Falls Nick ausweichend antwortete, zählen Sie nicht auf mich, um Ihnen Details zu erklären (augenzwinkernd). Hayek ist der Fachmann, nicht ich. Ich bin im Direktorium von Belenos, weil mich der Bereich fasziniert. Es geht darum, eine Lösung zu finden, um die Autonomie von Batterien zu erhöhen und die Kosten zu senken, indem breit verfügbare Energien wie die Sonnenenergie genutzt werden. Wenn meine Anwesenheit andere Leute motiviert, einen finanziellen Beitrag zu leisten oder sich intensiver mit der Energie der Zukunft auseinanderzusetzen, dann habe ich meine Mission erfüllt. Die Entwicklung ökologischer Batterien nimmt möglicherweise mehr Zeit in Anspruch als geplant, aber schlussendlich wird es das Resultat sein, auf das es ankommt.

Sie arbeiten für mindestens drei Schweizer Unternehmen – Omega, Nespresso, Belenos. Weshalb diese Wahl? Was bedeuten diese Firmen für Sie? - Jede hat in ihrem Bereich eine Form der Exzellenz erreicht. Das gefällt mir. Als Mitglied des Direktoriums von Belenos kann ich es mir zudem erlauben, mit dem Team über die Arbeit und die Konzeption von Projekten zu diskutieren. Wenn ich mich in Como aufhalte, ist es einfach, für einen Tag nach Itingen im Kanton Baselland zu fahren, wo Belenos ansässig ist.

«Suburbicon» kommt in die Schweizer Kinos. Es ist der sechste Film, den Sie als Regisseur gemacht haben. Welchen Stellenwert hat der Film neben Ihren vielen anderen Aktivitäten? - Die Regiearbeit fasziniert mich sehr. Ich habe im Moment keinerlei Lust auf Schauspielerei. Das kann sich schon morgen ändern, vorausgesetzt, man legt mir ein hervorragendes Drehbuch vor. Aber bis jetzt hat man mir keine Rollen angeboten, die mich bewegen könnten, mein Leben für Dreharbeiten zu ändern.

Was hat Sie an «Suburbicon» fasziniert? - Vor fünfzehn Jahren hatten die Brüder Coen das Drehbuch zum Film «Suburbicon» geschrieben und offerierten mir die Rolle des Versicherungsdetektivs. Ich akzeptierte, aber aus verschiedenen Gründen wurde der Film nie realisiert. Nach meiner letzten Regiearbeit mit «Monuments Man» im Jahr 2014 machte sich mein Freund und Produktionspartner Grant Heslov auf die Suche nach einem neuen Projekt. Dabei tauchte die Idee «Suburbicon» auf. Ich rief Joel und Ethan Coen an und fragte sie, ob es für sie okay wäre, wenn ich diesen Film mache. Sie gaben grünes Licht. Wir haben das Drehbuch leicht verändert. Es basierte auf einer Familie in den Fünfzigerjahren, die Opfer eines Einbruchs wurde. Oscar Isaac spielt den Detektiv der Versicherungsgesellschaft, dem die Geschichte etwas seltsam vorkommt.

Als Hauptdarsteller haben Sie Matt Damon gewählt. Weshalb? - Matt ist ein Freund. Wir haben zusammen sieben oder acht Filme gedreht. Ich mache über ihn oft Witze, aber er ist ein hervorragender Schauspieler, und es ist eine grosses Vergnügen, mit ihm zu arbeiten. Er macht die Arbeit am Set sehr einfach. Er fühlt sich weder als Nummer eins noch diskutiert er lange. In «Suburbicon» spielt er für einmal nicht den netten Helden, den er sehr oft gegeben hat. Es war wirklich toll, ihn in einer anderen Rolle zu sehen.

Sie reisen oft in die Schweiz. Wie nehmen Sie unser Land wahr? - Ich liebe die Landschaft und die Panoramen. Den Sommer verbringe ich jeweils in unserem Anwesen am Comersee, das nur wenige Minuten von der Schweiz entfernt ist. Ich unternehme Ausflüge auf dem Motorrad und bin damit mindestens zweimal wöchentlich in der Schweiz unterwegs. Das ist mein liebstes Freizeitvergnügen, und ich werde dabei oft von Freunden begleitet. Sie haben zwei kleine Kinder.

«Das Motorrad ist das Einzige, was ich nicht aufgeben will. Auch nicht als Vater.»

Ist das Motorradfahren in den Schweizer Bergen nicht etwas gefährlich? - Nein. Das Motorrad ist das Einzige, was ich nicht aufgeben will, auch nicht als Vater. Und ich hoffe, dass ich in einigen Jahren Gelegenheit haben werde, mit meinen Kindern Ausflüge zu unternehmen – jedenfalls solange ich noch den Lenker halten kann (lacht).

John Kerry war kürzlich in der Schweiz und beklagte das unglaubliche Chaos von Trump. Was denken Sie über Trumps Rückzug vom Pariser Klimaabkommen? - John Kerry hat völlig recht. Donald Trump liebt das Chaos, und ich weiss, dass es Leute in der Trump-Regierung in Washington gibt, die wie Kerry denken. Trump hat mehrfach gezeigt, dass er unfähig ist, Präsident der USA zu sein. In Bezug auf die Pariser Verträge scheint mir die Absicht der grossen amerikanischen Städte und einiger Staaten, diese Abkommen dennoch zu erfüllen, in die richtige Richtung zu gehen. Mit dem Verkauf des Unternehmens Casamigos haben Sie 700 Mio. $ verdient.

Was bedeutet dieser Erfolg für Sie? - Mein Freund Rande Gerber (Ehemann des Topmodels Cindy Crawford, Anm. d. Red.) und ich haben den Tequila lanciert, nachdem wir mehrmals in Mexiko in den Ferien weilten und dieses Getränk dort genossen haben. Unser Ziel war einfach: Wir wollten den besten Tequila der Welt machen – zu unserem Vergnügen. Das hat dem Publikum gefallen. Ein doppelter Erfolg, denn wir haben viel Geld verdient mit etwas, was uns ebenso viel Spass gemacht hat. Mit diesem Geld kann ich meine Projekte finanzieren und karitative Projekte unterstützen, die mir wichtig sind. Wir hatten auch nicht die Absicht, einen Luxus-Tequila in eine Luxusflasche abzufüllen, sondern schlicht und einfach einen sehr guten Tequila zu produzieren. Die Flüssigkeit selbst ist der eigentliche Luxus.

Wie ist Ihre Beziehung zu Luxus? Was heisst für Sie ultimativer Luxus? - Für mich bedeutet Luxus, ein Bild oder ein Kunstwerk zu kaufen, um es bei mir zu Hause bewundern zu können. Ich schäme mich nicht, dass ich das Privileg habe, mir bestimmte Dinge leisten zu können. Ich gebe auch viel zurück, Zeit, Geld, ich engagiere mich für viele Anliegen. Dies hilft, meinem Leben einen Sinn zu verleihen und auch zu akzeptieren, dass ich von bestimmten Privilegien profitieren kann.

Ist Luxus für Sie etwas, was man zeigt oder versteckt? - Ich sehe keinerlei Interesse darin, Luxus zu zeigen, nur um seinen Reichtum zu beweisen. Ich verstehe sehr gut, dass man sich etwas Luxuriöses schenkt, etwa um einen beruflichen oder anderen Erfolg zu feiern. Das ist mir schon öfter passiert.

Betrachten Sie Luxus als interessante Industrie, in die zu investieren es sich lohnt? Oder als eine Industrie, die paradox oder dekadent geworden ist und sich neu erfinden sollte? - Hören Sie, Luxus gibt es seit jeher in den verschiedensten Formen. Wie jede Branche muss sich auch die Luxusindustrie entwickeln, sie muss Schritt halten mit der Zeit und dem Geschmack. Aber die Stärke des Luxus – wie auch der Kunst – liegt darin, dass er Wegbereiter einer neuen Bewegung ist, dass er Moden lancieren und die Wünsche der Menschen verändern kann. Was Investitionen in den Luxussektor betrifft, bin ich wirklich überfragt, ich bin kein grosser Spezialist in Sachen Anlagen. Aber die Resultate der grossen Luxuskonzerne sprechen ja für sich.