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Geldwäscherei holt die Banken ein

Geldwäscherei mit System: Der Laundromat wäscht Milliarden zweifelhafter Herkunft.

Am Montag Credit Suisse: eine Rüge in vier Fällen. Mitte der Woche die dänische Danske: ein Untersuchungsbericht zu verdächtigen Geldflüssen in der Höhe von 200 Mrd. €. Bereits zuvor die niederländische ING: 775 Mio. € Busse. Das Thema Geldwäscherei respektive die Aufarbeitung von Verfehlungen der Banken geht in eine neue Runde.

«Die steigende Zahl von Verdachtsmeldungen, verbesserte Aufklärungsmethoden und strengere gesetzliche Anforderungen führen zur vermehrten Ahndung der Nichteinhaltung von Geldwäschereibestimmungen», sagt Veit Buetterlin, Director Investigations, Disputes and Risk bei AlixPartners. Will heissen: Es werden weitere Geldwäschereirügen folgen, denn der Problemkreis ist riesig: «Wir schätzen, dass weltweit jährlich bis zu 2 Bio. € gewaschen werden», sagt Buetterlin. «Banken müssen ein System haben, dass risikoorientiert verdächtige Zahlungen identifiziert», sagt Florian Seiferlein, Senior Vice President Investigations, Disputes and Risk bei AlixPartners.

AlixPartners berät Banken in Sachen Geldwäschereibekämpfung und war mitunter für Schweizer Banken als unabhängiger Prüfbeauftragter von Behörden tätig. Zudem führt die Beratungsgesellschaft Ermittlungen im Auftrag von Banken durch und sichert als US-Monitor die Einhaltung von Geldwäscherei- und Sanktionsregularien. Im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» erläutern Buetterlin und Seiferlein Ergebnisse eigener Studien. Sie stützen sich dabei auf öffentlich zugängliche Informationen, wie Behördendaten oder die Panama- und Paradise-Papers sowie die Bahamas-Leaks. Die Schlussfolgerungen sind von eigenen Erfahrungswerten geprägt, die auf Ersthandinformationen aus einschlägigen Aufklärungen abstellt.

Traditionelle Verflechtung

«Ein Risiko der Schweizer Banken liegt in den Altkundenbeziehungen», sagt Buetterlin. Die Offshore-Leaks zeigten, dass manche Schweizer Bank einen Spitzenplatz bei der Errichtung und Betreuung von Briefkastenfirmen belegt. «Auch wenn Sitzgesellschaften legitimen Zwecken dienen können, so werden viele davon missbraucht, was heute mit erhöhten Compliance-Risiken für betroffene Banken einhergeht.» Auffallend ist, dass Schweizer Banken fast 80% der weltweiten Briefkastenfirmen betreuen, dies jedoch nur in 8% der Fälle direkt aus der Schweiz heraus tun. Rechtlich mögen die Anforderungen an die Geldwäschereibekämpfung in anderen Ländern niedriger sein. Die Risiken fallen gleichwohl oft auf das Schweizer Mutterhaus zurück.

Konkret hat die Finma mit dem Enforcement gegen die Credit Suisse diese Woche das vierte und letzte Verfahren gegen Schweizer Banken im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal um Petrobras/Odebrecht beendet. Nach eigenen Angaben steht die Finanzaufsicht jedoch mit weiteren Banken in Kontakt bezüglich Fifa und der venezolanischen Ölgesellschaft PDVSA. «Die Finma führt aktuell verschiedene Enforcementverfahren, insbesondere um konkreten Hinweisen auf Verstösse gegen die Geldwäschereibestimmungen mit Südamerika-Bezug nachzugehen», schreibt die Behörde. In einigen dieser Verfahren werde auch der Umgang mit der Korruption bei PDVSA abgeklärt. Im Zusammenhang mit dem grössten bekannten Geldwaschsystem, dem sogenannten Russian Laundromat, über den rund 20 Mrd. $ geschleust wurden, wurde die Finma zwar auch aktiv, wie sie auf Anfrage mitteilt, gibt aber keine Details preis.

Unterschiedliches Tempo

Die Regulatoren sind heute bezüglich Geldwäschereibekämpfung dezidierter geworden und auch die Banken haben sich bewegt: «Gemäss unseren Schätzungen verwalteten Schweizer Banken 2008 rund 800 Mrd. Fr. nicht deklarierte Vermögen», sagt Buetterlin. Mit dem UBS-Fall und den folgenden US-Anklagen gegen Schweizer Banken habe ein Umdenken begonnen. «2013 verwalteten Schweizer Banken noch schätzungsweise 200 Mrd. Fr. nicht deklarierte Vermögen.» Ein Trend, der sich fortgesetzt habe.

Die Banken reagierten jedoch verschieden schnell. «Heute gehen Banken in der Schweiz recht unterschiedlich mit Geldwäscherisiken um. Man sieht beispielsweise, dass die Auslandsbanken und stark international ausgerichtete Schweizer Banken stärker vom Recht Gebrauch machen, Verdachtsfälle frühzeitig behördlich zu melden. Viele Privat- oder Kantonalbanken melden dagegen häufig, wenn sie sich in der Meldepflicht sehen.»