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Wie Geberit zum Liebling an der Börse wurde

Ab den Fünfzigerjahren bringen Kunststoffspülkästen neue Wachstumschancen.

Am 1. August 1961 stösst ein älterer Herr mit Hut und Gilet einen Spaten im Schachen in Jona, Kanton St. Gallen, in den Boden. Es ist der 81-jährige Albert Emil Gebert – die treibende Kraft in der Entwicklung der Geberit von einer Spenglerei zu einem Industrieunternehmen. Er lässt es sich trotz seines hohen Alters nicht nehmen, den ersten Spatenstich für die neue Fabrik selbst zu setzen.

Die Geschichte von Geberit reicht zurück ins 19. Jahrhundert: 1874 eröffnet Caspar Melchior Albert Gebert eine Spenglerei. Zwei Jahre später heiratet er Josefina Domeisen. Das Ehepaar hat sechs Kinder, die vier Töchter sterben allerdings früh. Es bleiben die Söhne Albert Emil und Leo. Nach dem Tod des Vaters 1909 übernehmen sie die Spenglerei.

Der erste Spülkasten

Schon 1905 gelang es den Geberts, den ersten mit Blei ausgeschlagenen Holzspülkasten herzustellen. Vier Jahre später verlassen die ersten derartigen mit Bleiarmaturen ausgerüsteten Spülkästen die Werkstatt. Sie bilden den Grundstein für die künftige Entwicklung des Unternehmens. Ein wichtiger Schritt folgt 1916: Albert Gebert kann an der Falkenstrasse in Rapperswil ein Grundstück von fast 1500 Quadratmetern erstehen. Ein Jahr später beginnt der Bau der neuen Fabrik, sie geht 1918 in Betrieb.

Mit der Fabrik wird auch das Sortiment vergrössert. Der inzwischen patentierte Spülkasten Phoenix wird ergänzt mit Geruchsverschlüssen, Siphons und Absperrventilen für die chemische Industrie. Diese Schritte wären kaum möglich gewesen ohne Alberts Frau, Regina Gebert-Droeser. Ihre Familie unterstützt das unternehmerische Paar finanziell.

Schon 1929 wagt das Unternehmen den Schritt ins Ausland, nach Paris. Auch diese Expansion wäre ohne Alberts Ehefrau kaum möglich gewesen. Die Filiale in Paris kann zehn Jahre lang gehalten werden. Mit Kriegsbeginn 1939 muss sie allerdings geschlossen werden.

Von 1935 bis 1952 erlebt das Unternehmen schwere Zeiten. In den Krisen- und Kriegsjahren kommt die Bautätigkeit fast vollständig zum Erliegen. Das Unternehmen muss sich andere Kunden suchen – und findet sie unter anderem in der kriegstechnischen Abteilung der Eidgenossenschaft. Aufträge für Munitionskisten bringen etwas Arbeit. Zudem stellt das Unternehmen Flachdächer her.

Schon bald nach dem Krieg taucht in der Sanitärbranche ein neuer Werkstoff auf: Kunststoff. Der erste Kunststoffspülkasten wird 1952 hergestellt. Das neue Material bildet die Basis für den kommenden Aufschwung des Unternehmens. Eine zentrale Rolle spielt auch die dritte Generation der Unternehmerfamilie Gebert. Die Brüder Heinrich und Klaus übernehmen 1953 die Geschäftsführung der immer noch mit Schwierigkeiten kämpfenden Gesellschaft. Im selben Jahr wird der Name Geberit als Schutzmarke eingetragen.

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Schritt nach Deutschland

Die Gebrüder Gebert leiten die Internationalisierung ein. Der erste Schritt führt nach Deutschland. 1955 wird eine Vertriebsgesellschaft in Pfullendorf, rund 20 Kilometer nördlich des Bodensees, gegründet. Der Standort wird in den kommenden Jahrzehnten stetig ausgebaut und wird später zur grössten, neben Rapperswil-Jona wichtigsten Niederlassung von Geberit.

Die Internationalisierung wird zunächst  über Vertriebsgesellschaften vorangetrieben. Schon 1959 folgt der nächste Schritt, wieder nach Paris. In den folgenden Jahren werden weitere Niederlassungen in Österreich, den Niederlanden, den USA oder Dänemark gegründet.

Auch das Produktangebot wird erweitert: 1977 kommen Installationssysteme sowie Dusch-WC hinzu. Die ersten Versuche mit Dusch-WC wurden schon zwei Jahre früher gemacht. Allerdings bleiben sie zunächst eher eine Randerscheinung, das Geschäft will in der Schweiz nicht richtig auf Touren kommen.

Erst 2009 wird Geberit das Geschäft unter dem Namen AquaClean neu lancieren, vorerst in Deutschland, der Schweiz und Österreich, weitere Märkte folgen. Die Lancierung wird begleitet von einer Werbekampagne, die die Natürlichkeit und die Kraft des Wassers betont. Als Werbeträgerin kann die frühere Miss Schweiz, Melanie Winiger, gewonnen werden.

Die Gebrüder Gebert bauen das Unternehmen über fast vierzig Jahre zu einem internationalen Konzern aus. Sie ziehen sich 1991 aus dem operativen Geschäft zurück. Erstmals übernimmt mit Günter F. Kelm ein Nichtfamilienmitglied die Geschäftsführung. Er steht seit 1986 in den Diensten von Geberit. Kelm strukturiert das Unternehmen neu und schafft für die Vertriebs-, die Produktions- und die Dienstleistungsaktivitäten je eigene Gesellschaften. Er setzt zudem die Internationalisierung fort und expandiert unter anderem nach China.

Ein tiefer Einschnitt in der Unternehmensgeschichte folgt 1997: Die Gebrüder Gebert ziehen sich ganz zurück und verkaufen das Unternehmen an die britische Investmentgesellschaft Doughty Hanson. Der Verkauf wird über ein sogenanntes Leveraged Buyout bewerkstelligt. Der Kaufpreis von 1,8 Mrd. Fr. wird teilweise durch Eigenmittel von Geberit sowie hauptsächlich über Fremdmittel finanziert. In der Folge schmilzt das Eigenkapital und steigen die Schulden massiv.

Zwei Jahre später bringt Doughty Hanson Geberit an die Börse. Der mit einer Kapitalerhöhung gekoppelte Börsengang ist ein Erfolg. Rund 68% der Titel werden im Publikum gestreut, der Anteil von Doughty Hanson reduziert sich von drei Vierteln auf 16%. Die Aktien von Geberit werden am 22. Juni 1999 erstmals gehandelt. Der Finanzinvestor steigt Ende März 2000 ganz aus.

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Obwohl die Bilanz nach wie vor mit hohen Schulden belastet ist, wirkt der Börsengang wie ein Fanal: Es setzt ein fast stürmisches Wachstum ein. Im selben Jahr wird die britische Caradon Terrain erworben, 2002 folgt die Akquisition der Chicago Faucet in den USA. Geberit gelingt es, die Schuldenlast in wenigen Jahren abzubauen.

Grosse Akquisitionen

Das Unternehmen ist 2004 in der Lage, für gut 370 Mio. € die deutsche Mapress zu übernehmen – die bis dahin grösste Akquisition von Geberit. Die Gesellschaft ist ein führender Anbieter von Metall-Pressfitting-Systemen und Abflussprogrammen aus Edelstahl.

Im selben Jahr tritt CEO Kelm zurück und übernimmt das VR-Präsidium. Sein Nachfolger als Konzernchef wird auf den 1. Januar 2005 Albert M. Baehny. Er kam 2003 als Leiter Marketing und Vertrieb Europa zu Geberit. Baehny drückt weiter auf das Tempo: Neben der Neulancierung von AquaClean treibt er die Internationalisierung weiter voran.

Er fädelt schliesslich, als Höhepunkt seiner Amtszeit, 2014 die Übernahme der finnischen Sanitec ein. Sanitec ist mit einem Preis von knapp 1,3 Mrd. Fr. nicht nur die grösste Akquisition in der Geschichte. Sie bringt auch eine Ausweitung der Strategie: Geberit macht damit den Schritt hin zur Sanitärkeramik und vergrössert so das Wachstumspotenzial.

Ende 2014 zieht sich Baehny auf das VR-Präsidium zurück. Am 1. Januar 2015 übernimmt der 42-jährige Christian Buhl, er steht seit 2009 in den Diensten von Geberit, das Amt des CEO.

Aus einer einfachen Spenglerwerkstatt ist ein global aktiver Sanitärtechniker entstanden, der in Europa in seinem Markt die klare Nummer eins ist. Geberit ist eine Erfolgsgeschichte, die sich fortsetzen dürfte.

Die komplette Historie zu Geberit finden Sie hier. »

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