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Für Privatbanken wird's in Asien eng

Die Grossen unter einem Dach: Im Bankenviertel von Singapur sitzen UBS und Credit Suisse im selben Hochhaus (Mitte).

Eine ganze Weltregion ist auf dem Sprung: Seit Jahren wachsen die Volkswirtschaften im Raum Asien-Pazifik mit atemberaubender Geschwindigkeit. Und während in den vergangenen zwölf Monaten die Vermögen fast weltweit rückläufig waren, wuchsen sie laut «Global Wealth Report 2016» der Credit Suisse im Raum Asien-Pazifik immer noch über 8%.

Besonders die Zahl der Reichen und Superreichen explodiert. Schon heute gibt es in der Region mehr High Net Worth Individuals als in den USA, sprich Personen mit einem Vermögen über 1 Mio. Fr. «In Asien werden wahrscheinlich die meisten Millionäre produziert», sagt Daniel Kobler, Private-Banking-Experte des Beratungsunternehmens Deloitte. Und obwohl vom Volumen an verwalteten Vermögen her die Schweiz immer noch den Spitzenplatz einnimmt: «Die Private-Banking-Plätze Hongkong und Singapur weisen weltweit die höchsten Wachstumsraten auf.»

Kein Selbstläufer mehr

Von dieser Entwicklung wollen die Vermögensverwalter weltweit profitieren. «Die Hälfte der Privatvermögen in Asien werden nicht professionell verwaltet, zudem steht ein Generationenwechsel bevor», sagt Michael Blake, Asien-CEO von UBP.  Die meisten der 20 grössten Vermögensverwalter Asiens stammen nicht aus der Region. Sechs davon kommen aus der Schweiz und Liechtenstein. Unangefochten auf Platz 1: UBS, die grösste Vermögensverwalterin der Welt.

Doch Asien ist kein Selbstläufer. 2015 stagnierte der Zuwachs an Kundenvermögen der grössten Vermögensverwalter. Die wirtschaftliche Dynamik kühlte sich ausgehend von China ab. «Es wurden gewaltige Werte geschaffen», sagt Georg Schubiger, Private-Banking-Chef von Vontobel. «Manche wurden an der Börse auch wieder vernichtet.» Das spüren auch die grossen Schweizer Institute vor Ort, wie Julius Bär mit CEO Boris Collardi: «Der Unterschied zur Schweiz ist die höhere Volatilität. Wenn die Märkte einbrechen, geht das Geschäft stärker zurück», sagte Collardi im Interview mit «Finanz und Wirtschaft» Mitte 2016. Und auch der Fürstenbank LGT weht ein stärkerer Wind um die Nase: «In Asien sind klar zweistellige Wachstumsraten vorbei,» sagte CEO Prinz Max von und zu Liechtenstein im FuW-Interview Anfang Oktober.

Während vor wenigen Jahren die Gewinnmargen noch bei 90 bis 100 Basispunkten lagen, befinden sie sich im aktuellen Marktumfeld laut SBVg bei 60 bis 70 Basispunkten. Zudem sind die Ansprüche der neureichen Kundschaft andere als die der gesetzteren in Europa. «Tendenziell sind asiatische Kunden risikobereiter und aktiver in ihrem Handeln», sagt Karin Brigl, Sprecherin von LGT. «Die Kunden in Asien sind grösstenteils Unternehmer, die investieren wollen», sagt Kobler. Sie wollen also oft nicht nur Vermögensberatung, sondern die ganze Palette einer Universalbank . «Ein Vermögensverwalter muss unter anderem bereit sein, Kredite zu vergeben, sprich die eigene Bilanz einzusetzen», sagt Kobler.

Das wollen oder können viele Schweizer Institute nicht. Sie versuchen andere Wege oder halten sich gleich von der Region fern . «Manche mittlere Privatbanken haben den Rückzug angetreten», sagt Kobler. Auch weil sich die Regulierung mittlerweile auf demselben Niveau wie in Europa bewegt und die lokale Konkurrenz aufrüstet.

Der Markt konsolidiert

All diese Faktoren machen Asien für Vermögensverwalter zu einem sehr teuren Pflaster. Die Betriebskosten sind hoch und sie steigen weiter. «Es ist nicht mehr das Eldorado von einst», sagt Kobler. Die Folge: Der Private-Banking-Markt konsolidiert. Dabei geben auch die Grossen Marktanteile preis. In den vergangenen zwei Jahren haben Barclays and Société Générale ihr asiatisches Private Banking verkauft. Deutsche Bank und UBS haben sich aus Australien zurückgezogen, HSBC aus Indien. Zurzeit sucht ABN Amro für sein Asiengeschäft – immerhin 19 Mrd. Fr. an Kundenvermögen – einen Käufer.

Für andere bietet sich die Chance, ihren Fussabdruck zu vergrössern. Und das haben manche auch nötig. Unter 20 Mrd. Fr. an Kundenvermögen ist es laut einer Analyse des Beratungsunternehmens EY kaum möglich, das Geschäft profitabel zu betreiben. So stehen offenbar Julius Bär und DBS aus Singapur um ABN Amros Asien-Arm an.

Doch Vorsicht ist geboten: «Übernahmen bieten hohe Risiken», sagt Kobler. Ein Beispiel bietet EFG. Die Top-20-Bank will mit der Übernahme von BSI in Asien einen grossen Sprung machen und bei über 24 Mrd. Fr. an Kundenvermögen in der Region landen. Doch zum Halbjahr sind von den weltweit knapp 88 Mrd. Fr. an BSI-Geldern bereits rund 10 Mrd. Fr. abgeflossen. Dies aufgrund von Verstrickung in den Geldwäschereiskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB, was BSI im Mai die Banklizenz in Singapur kostete und in der Schweiz zur vollständigen Auflösung des Tessiner Instituts führte. Und auch auf Konten des Asien-Primus UBS landeten via BSI unsaubere Gelder aus dem Umfeld von 1MDB. Wenn sich eine ganze Weltregion auf dem Sprung befindet, kann mancher dabei eben auch auf die Nase fallen.

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