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Hot Corner: Flugrichtung unbekannt

Es war Deutschlands grösstes IPO seit sieben Jahren, die Hoffnungen waren gross. Als Rocket Internet (Xetra: RKET, Kurs: 19.85 €, Börsenkapitalisierung von 3,28 Mrd. €) Anfang Oktober 2014 an die Börse in Frankfurt ging, kam es aber gleich zu einem ersten Absturz: Der erste Schlusskurs lag 13% unter dem Emissionspreis von 42.50 €. Dann ging es kräftig nach oben bis auf über 57 €, bevor wieder ein tiefer Fall folgte.

Inzwischen scheinen die Aktien einen Boden gefunden zu haben. Und gemäss Bloomberg empfehlen acht von elf Analysten Rocket Internet zum Kauf, mit einem durchschnittlichen Zwölfmonats-Kursziel von 32.58 €. Das impliziert einen Anstieg von fast zwei Drittel.

So einfach ist die Sache indes nicht. Die Beteiligungsgesellschaft und mit ihr Oliver Samwer, der sie 2007 mit seinen Brüdern Marc und Alexander gründete und als CEO führt, stehen unter Druck. Rocket Internet begreift sich als Inkubator, als Brutkasten für junge Internetunternehmen. Aushängeschild ist der Online-Modehändler Zalando, der mit Startkapital der Samwer-Brüder gegründet und ebenfalls Anfang Oktober 2014 an die Börse gebracht wurde.

Das Unterfangen, diesen Erfolg zur Blaupause für allerlei Onlinegeschäfte zu nehmen, will nicht recht vorankommen. Im September vor Jahresfrist versprach Oliver Samwer, in den nächsten achtzehn Monaten mindestens eine der Beteiligungen aus dem Rocket-Reich an die Börse zu bringen. Bereits für Herbst 2015 hatte der deutsche Kochbox-Anbieter HelloFresh sein IPO geplant – das dann offenbar wegen zu hoher Preisvorstellungen Samwers blockiert wurde. Derzeit ist im Umlauf, der deutsche Essenslieferdienst Delivery Hero fasse ein IPO Anfang 2017 ins Auge. Dabei peile die Führung eine Unternehmensbewertung von bis zu 6,5 Mrd. € an, was Beobachter als sehr ambitioniert werten.

Die Vorgänge werfen ein Licht auf die umstrittene Bewertungspraxis von Rocket Internet. Bloomberg wies jüngst in einer grossen Analyse darauf hin, dass die Risikokapitalgeberin ihre Start-ups für sich viel aggressiver bewerte, als das etwa ihre Grossaktionärin Kinnevik tue.

Als Folge neuer Finanzierungsrunden musste Rocket Internet denn auch Bewertungen reduzieren: So hat die Modeholding Global Fashion Group statt 2,8 Mrd. nun 1 Mrd. € Wert. Der Online-Möbelhändler Home24 hat seine Finanzierungsrunde im September zu einer Bewertung von 420 Mio. € durchgeführt, im März lag sie bei 981 Mio. €.

Eine Kritik bezieht sich darauf, dass es für das breit aufgestellte Beteiligungsportfolio an Expertise mangelt. Nach Bloomberg sei etwa Home24 von Logistikproblemen geplagt worden. Bei HelloFresh sollen Mitarbeiter ohne entsprechende Erfahrung aufgefordert worden sein, mit Grosshändlern zu verhandeln oder Lieferungen zu organisieren.

Klar ist, dass die Euphorie für Online-Start-ups nachlässt. In welche Richtung die Rocket-Aktien gehen, hängt denn auch sehr davon ab, wie sich das Klima an der Börse entwickelt – und ob bald ein Börsengang gelingt.