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Ferien für Superreiche: Nicht ohne Familie

Six Senses-Hotel Zil Pasyon auf der Insel Félicité, Seychellen

Gemeinsam mit Kindern, Eltern und Grosseltern verreisen – ein Alptraum? Nicht für vermögende Weltenbummler. Seit kurzer Zeit ist das sogenannte Togethering stark gefragt. «Die Nachfrage explodiert», sagt Sophie Arbib, CEO von Exclusif Voyages in Paris. «Gemeinsam Zeit mit der Familie zu verbringen, hat für viele Priorität.»

Die Zahlen bestätigen den Trend: «Mindestens 20% der Buchungen fallen in diesen Bereich, und in den kommenden Jahren dürfte dieser Anteil weiter steigen», schätzt Quentin Desurmont, Gründer der französisch-schweizerischen Reiseagentur Peplum. Gemäss der Studie «Future of Luxury Travel», die von der kanadischen Consultingfirma Resonance durchgeführt wurde, möchte ein Drittel der Ultrareichen mit der ganzen Verwandtschaft verreisen.

Paolo Macchiaroli hat die sich abzeichnende Entwicklung erkannt und My Private Villas gegründet. Die in London ansässige Firma bietet 300 exklusive Luxusanwesen auf der ganzen Welt zur Miete an. «Grösse ist ein wichtiges Kriterium», sagt er, «am gefragtesten sind Immobilien mit etwa zwanzig Zimmern und einer Gesamtfläche von 1000 m2.» Obwohl Geld nur eine Nebenrolle spiele, werde positiv gewertet, dass der Mietpreis für eine Villa oft günstiger ist als für mehrere Hotelsuiten.

Neben der eigentlichen Miete bietet Macchiaroli sämtliche Dienste an, die seine Luxusnachfrager wünschen: «Vom Sternekoch, der für Gäste kocht, bis zum privaten, rund um die Uhr erreichbaren Concierge.» Auch grosse Hotelgruppen sind auf den Trend aufgesprungen. Hyatt, The Peninsula Hotels, La Réserve oder Aman bieten immer mehr Mietvillen mit Fünfsterneservice an. Im April verkündete etwa Four Seasons Hotels and Resorts die Eröffnung von neunzig Privatresidenzen in Fort Lauderdale in Florida.

Das Morukuru Ocean House im De Hoop Nature Reserve, Südafrika

Sippenurlaub

In Peru hat sich die Kreuzfahrtgesellschaft Delfin Amazon Cruises auf Erkundungen des Pacaya-Samiria-Naturreservats spezialisiert. Immer zahlreicher werden die Grossfamilien, die dieses Angebot interessiert: «Sie möchten Einzigartiges erleben und chartern dazu ein Luxusschiff, für den Privatgebrauch.» Was bei Multigenerationengruppen besonders gut ankomme, seien Begegnungen mit Schamanen, den geheimnisvollen Heilern, die alles über die Pflanzen der Region wissen, sagt die Buchungsverantwortliche Victoria Vargas.

Wie lässt sich der weltweite Erfolg des Togethering erklären? Quentin Desurmont hat eine Meinung. «Die Ultrareichen von heute arbeiten enorm viel. Ihr berufliches Umfeld wird immer härter. Sie verdienen mehr Geld, haben aber kaum noch Gelegenheit, mit ihren Angehörigen Zeit zu verbringen. Sie müssen sich im Beisein ihrer Lieben erholen können.»

Der französische Soziologe und Forschungsleiter am Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS, Jean Viard, macht gesellschaftliche Umwälzungen für den Trend verantwortlich: «Früher träumte niemand von Familienferien. Heute ist das genau umgekehrt. Wir erleben ein neues Bedürfnis nach kollektiver Streicheltherapie. Sie ist auf die Neuorganisation zurückzuführen, bei der die Verwandtschaft im Mittelpunkt steht.»

Und Manuel Chablais, Gründer von Ailes Voyages in Estavayer-le-Lac, sieht noch folgenden Grund: «Wir leben länger und sind länger gesund, es ist daher einfacher geworden, die Welt gemeinsam zu entdecken. Die heutigen Grosseltern sind die Backpacker von vor vierzig Jahren. Sie möchten ihre Leidenschaft fürs Reisen an ihre Enkel weitergeben.»

Mit der Verwandtschaft zu verreisen, ist im Trend.

Nichts Spektakuläres

Ein weiterer wichtiger Grund für den Erfolg des Togethering ist der Wunsch nach intergenerationellem Austausch. Heute, da die neuen Kommunikationstechnologien unser Leben bestimmen, steigt das Bedürfnis nach echten Begegnungen. Gemäss einer Studie der englischen Universität Brighton verbringen Urlauber ihre Ferien am liebsten mit Essen, Entspannen am Meer und Outdoor-Aktivitäten.

Nichts Spektakuläres also, aber darum geht es gar nicht. Hauptsache, man kann die Auszeit geniessen. Beat Bopp, CEO von Signature Travels in Zürich, bestätigt: «Mit seinem Vater angeln, gemeinsam kochen oder seinen Kindern die Leidenschaft fürs Unternehmertum zu vermitteln, das sind im Prinzip ziemlich banale Glücksmomente – aber nicht, wenn man ultrareich ist.»

Daher werde immer häufiger versucht, familiäre Beziehungen in den Ferien zu pflegen und ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen. Die Agenturen für Luxusferien profitierten ebenfalls davon, sagt Bopp: «Wenn man mit der Familie reist, ist man länger unterwegs. Für einen Travel Designer besteht die Herausforderung also darin, alle Generationen zufriedenzustellen.»

Erst kürzlich habe er beispielsweise eine Grossfamilie nach Japan geschickt. Sie hat dort auf einem alten Bauernhof gelernt, wie man Wasabi herstellt. Together, gemeinsam, natürlich.

Leobo Private Reserve, im Waterberg-Nationalpark,  Südafrika