Fed setzt in der Zinsfrage auf Dezember
Die US-Notenbank sieht eine Aufhellung der Konjunktur. Für die nächste Zinserhöhung will sie auf Nummer sicher gehen. Damit steigen die Chancen einer geldpolitischen Straffung.
Noch schlägt das Federal Reserve vorsichtige Töne an. Klar ist aber, dass die US-Notenbank bis Ende Jahr mindestens einen weiteren Zinsschritt machen will. Neue Anhaltspunkte zum Zeitplan der Währungshüter gibt das Protokoll zu ihrer letzten Sitzung, das am Mittwoch veröffentlicht worden ist.
Wie aus den Unterlagen hervorgeht, wächst die Zuversicht im Vorsitz der US-Notenbank. «Die Mitglieder waren sich generell darüber einig, dass sich mit der raschen Erholung der Finanzmärkte nach der Brexit-Abstimmung und mit der Beschleunigung des Jobwachstums im Juni zwei massgebliche Unsicherheitsfaktoren verringert haben», heisst es im Protokoll.
Vorbehalte bleiben
«Viele Teilnehmer» äusserten am letzten Fed-Treffen von Ende Juli aber weiterhin Vorbehalte. Sie wollten deshalb «zusätzliche Informationen abwarten, um den Grundtrend in der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt besser einzuschätzen und zu sehen, ob sich die Inflation weiterhin den Erwartungen entsprechend gegen 2% bewegt.»
Drei Wochen später steht den Währungshütern nun eine Reihe neuer Konjunkturdaten zur Verfügung. Dazu zählen in erster Linie die Zahlen zum Arbeitsmarkt , der sich im Juli mit einem Zuwachs von 255‘000 Stellen erneut solid entwickelt hat. Auch tendierten Vorlaufindikatoren zur Industrie- und zum Dienstleistungssektor leicht fester. Enttäuscht haben jedoch die Daten zum Bruttoinlandprodukt , gemäss denen die US-Wirtschaft im zweiten Quartal nur 1,2% gewachsen ist.
Zeit wird knapp
Die nächste Sitzung der US-Notenbank steht am 20 und 21. September an. Im Anschluss daran wird Fed-Chefin Janet Yellen ihre vierteljährliche Pressekonferenz halten, weshalb dem Treffen eine höhere Bedeutung als gewöhnlich zukommt. Die Zeit bis dahin erscheint allerdings knapp. Auch deutet das Fed-Protokoll auf keine Eile für den nächsten Zinsschritt hin.
Das sehen auch die Finanzmärkte so. An der Chicagoer Terminbörse CME stufen Investoren die Chancen auf eine Zinserhöhung an der kommenden Fed-Sitzung auf weniger als 20% ein. Anders sieht es hingegen für das Treffen von Mitte Dezember aus. Für diese Sitzung ist die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritts am Dienstag erstmals seit der Brexit-Abstimmung auf über 50% gestiegen und verharrte am Mittwoch auf diesem Niveau.
Risikofaktor Trump
Für ein Abwarten bis gegen Ende Jahr würde auch die Entwicklung in Washington sprechen. Die Präsidentschaftswahlen sind am 8. November, wobei sich die US-Notenbank unmittelbar vor wichtigen politischen Entscheiden in der Regel möglichst im Hintergrund hält. Das dürfte besonders in diesem Jahr gelten, zumal das politische Klima in den USA derzeit besonders stark aufgeheizt ist.
Aus dem Vorsitz der US-Notenbank sind in den vergangenen Tagen widersprüchliche Signale gekommen. John Williams, Präsident des Notenbankdistrikts San Francisco zum Beispiel, hat zu Wochenbeginn für eine milde Haltung in der Zinsfrage plädiert. Seine Äusserungen werden auch massgeblich für die jüngste Abschwächung des Dollars verantwortlich gemacht. Eine etwas forschere Tonalität wählte am Dienstag hingegen Bill Duddley, der dem Distrikt New York vorsteht.
Warten auf Jackson Hole
Investoren werden deshalb genau hinhören, was Notenbankchefin Yellen am 26. August in Jackson Hole sagt. Bereits ihr Vorgänger Ben Bernanke hatte das renommierte Wirtschaftssymposium im Bundesstaat Wyoming mehrfach dazu genutzt, um wichtige Schlüsselentscheide in der Geldpolitik voraus zu telegrafieren. Entscheidend werden ebenso die Jodaten zum August sein, die am 2. September veröffentlicht werden.
Die amerikanischen Börsen verharrten am Mittwoch in Lauerstellung. Der Leitindex S&P 500 rückte bis Handelsschluss leicht auf 2182,22 vor. Der Dollar notierte gemessen an den wichtigsten Währungen praktisch unverändert. Die Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen sank zwei Basispunkte auf 1,56%.
Ende letztes Jahr hat die US-Notenbank den Leitzins erstmals seit der Finanzkrise leicht erhöht. Seither hat sie das Zielband von 0,25 bis 0,5% unverändert gelassen.
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