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«Europäische Small Caps werden überperformen»

Metsä Board, ein finnischer Karton- und Kartonverpackungshersteller, profitiert vom Trend weg von der Plastik- zur Papierverpackung.

Herr Beiner, Aktien von kleineren und mittelgrossen Unternehmen haben letzten Herbst starke Korrekturen durchgemacht, während die grossen Blue Chips vergleichsweise gut gelaufen sind. Was ist da passiert? - Es kam an den Börsen zu einer mehrstufigen Belastung – erst die Zinswende in den USA, dann Probleme in mehreren Schwellenländern sowie die Sorgen um die Defizitpolitik in Italien. Eine Zeit lang wurde das noch weggesteckt, doch als sich dann konkrete Auswirkungen des Handelskonflikts zwischen den USA und China zeigten, etwa in der Automobilindustrie, da war die Belastung zu gross. Und wie immer, wenn die Stimmung an der Börse kippt und die Vorsicht überhandnimmt, trifft es die Nebenwerte stärker als die Blue Chips. So war es auch diesmal.

Wieso soll ich mich als Anleger in europäische Small- und Midcap-Aktien wagen? - Auf lange Sicht performen Smallcaps viel besser als Blue Chips. Das zeigen die relevanten Indizes. Im den letzten drei und fünf Jahren betrug die Überperformance zum Blue-Chips-Index Stoxx 50 Europe je mehr als 4% pro Jahr, in den letzten zehn Jahren gar mehr als 7%. 2018 mussten die Smallcaps erstmals seit 2011 etwas mehr Terrain preisgeben als Standardwerte.

Wie hat sich Ihr Fonds entwickelt? - Wir verzeichneten in den letzten drei Jahren einen Wertzuwachs von 23%, der Euromoney Smaller European kam auf 14% und der Stoxx 50 Europe auf 10%. Seit dem Start des Fonds im September 2007 ist dessen Wert 83% gestiegen, der Euromoney-Index gewann 30%, der Stoxx 50 Europe 11%. 2018 war schwierig, wir mussten eine Einbusse von 16,6% hinnehmen, was etwa dem Indexverlauf entspricht. Für einmal schnitt der Stoxx 50 Europe mit einem Minus von 10,2% besser ab.

Wieso schlägt sich eine schlechte Börsenstimmung in den Smallcaps stärker nieder als in den Blue Chips? - Das kommt daher, dass einerseits unter den Smallcaps der Anteil zyklischer Aktien höher ist. Das gibt ihnen einen volatileren Charakter. Anderseits spielt die Veränderung der Risikoneigung beim Anleger eine Rolle. Wenn die Börsen wackeln, dann ist der Impuls zu verkaufen bei Nebenwerten grösser als bei Blue Chips mit renommierten Namen. Derartige Kursrückschläge spiegeln nicht mehr den Geschäftsgang der Unternehmen, sondern die Angst der Anleger. Die Erfahrung zeigt, dass solche Phasen aber nur kurz dauern. Nebenwerte erholen sich entsprechend stärker, wenn die Angst an den Märkten weicht.

Wie erklärt sich die Überperformance der Small- und Midcaps? - Ein guter Teil der Überperformance lässt sich mit der unterschiedlichen Branchengewichtung erklären. Unter den Nebenwerten ist der Anteil wachstumsstarker Technologieunternehmen grösser, es hat weniger Pharmaunternehmen und auch der Anteil der Banktitel ist geringer. Dazu ist der Industrieanteil höher, was in Zeiten einer gut laufenden Konjunktur Schub gibt. Die gute Entwicklung der US-Börse ist übrigens auch auf die hohe Gewichtung der Technologieunternehmen in den grossen Indizes zurückzuführen.

Das heisst, wer Geld in europäische Aktien investieren will, sollte das in Small- und Midcap-Titeln tun. - Die Statistiken sprechen dafür, ja. Es gibt viele grosse europäische Unternehmen, die bloss ihren Besitzstand verwalten, aber sich kaum weiterentwickeln. Wir glauben, dass sich dies nicht so schnell ändern wird und deshalb die europäischen Nebenwerte weiterhin überperformen werden. Neben den erwähnten Branchenunterschieden sind es auch neue Geschäftsmodelle, die den Kleinen Vorteile verschaffen. Sie bedrängen damit die grossen, etablierten und weniger beweglichen Konzerne. Beispiel Zalando: Der Verkauf von Mode hat sich stark aufs Internet verschoben, die traditionellen Anbieter leiden, wogegen Zalando als Online-Bekleidungshändler stark wächst.

Wie gehen Sie in der Titelauswahl vor? - Wir folgen konsequent dem Bottom-Up-Approach, das heisst, wir analysieren die Unternehmen und wählen dann diejenigen aus, die uns überzeugt haben. Wichtig ist uns eine gute Marktstellung, ein hohes Gewinnwachstum und eine konsistente Managementleistung über eine längere Zeitspanne. Ferner achten wir auf eine ausgewogene Länder- und Branchenverteilung. Auch kaufen wir keine ganz kleinen Unternehmen. Der Börsenwert muss mindestens 1 Mrd. € betragen, als Obergrenze gelten 10 Mrd. €. Und keine Position darf mehr als 5% ausmachen.

Streuen sich ihre Positionen über alle europäischen Länder? - Nein, es hat sich eine Konzentration auf Deutschland, Frankreich, Benelux und die nordischen Länder ergeben. In Südeuropa sind wir kaum fündig geworden, in Italien halten wir eine Position, in Spanien gar keine. Auch Osteuropa lassen wir weg. Grossbritannien gewichten wir derzeit etwa mit dem halben Indexgewicht – Grund ist die Unsicherheit um den Brexit. Noch ist völlig unklar, ob es zu neuen Zollschranken kommt und wie britische Unternehmen davon betroffen wären.

Was sind ihre grösseren Positionen, und was ist der Grund für Ihr Engagement? - Ein interessantes Investment ist unsere Position im luxemburgischen Dienstleister Solutions 30. Das Unternehmen führt Arbeiten für die grossen Telecomkonzerne aus. Etwa die Installation eines Glasfaseranschlusses, die Montage von Modems und die Erledigung von Reparaturen, immer im Namen der Telecomgesellschaft. Dazu kamen vor einiger Zeit Smartmeter-Installationen für Stromgesellschaften. Nach dem Start in Frankreich wurde in den letzten 20 Jahren sukzessive in weitere europäische Länder expandiert, alles finanziert mit eigenem Cashflow und geleitet vom langjährigen, bewährten Management. 2019 dürfte der Gewinn etwa 40% wachsen; mit einem KGV von 32 finden wir den Titel, in dem wir seit etwa zwei Jahren investiert sind, weiterhin attraktiv.

Weitere Positionen? - Eine weitere Position ist Teleperformance. Das französische Unternehmen ist weltweiter Marktführer im Bereich Call-Centers für die verschiedensten Branchen, in über 260 Sprachen und mit über 300 000 Mitarbeitern. Das Geschäft wird laufend mit Akquisitionen ausgebaut, der Markt ist aber nach wie vor fragmentiert, Teleperformance hält erst zwischen 3 und 4% und hat entsprechend weiterhin hohes Wachstumspotenzial.

Was noch? - Eine weitere Position ist Eurofins, ein Test- und Prüfdienstleister ähnlich SGS, mit Laboranalysen, die von Nahrungsmitteln bis zu forensischen Tests reichen. Das Unternehmen ist aus einem kleinen Labor entstanden und heute weltweit tätig. Der Gründer hält noch immer 36% am Unternehmen. Jüngst ist der Kurs etwas unter Druck geraten, weil die Verschuldung durch Übernahmen gestiegen ist. Doch das Unternehmen hat einen sehr guten langfristigen Leistungsausweis.

Das sind bisher alles Dienstleister. Welche Industrieaktien hält ihr Fonds? - Zu den von uns gehaltenen Industrieaktien gehören  Metsä Board, ein finnischer Karton- und Kartonverpackungshersteller. Er profitiert vom Trend weg von der Plastik- zur Papierverpackung. Hochwertiger Karton, der nicht oder nur teilweise aus Recyclingmaterial hergestellt werden kann, ist meines Erachtens ein global zunehmend knapperes Gut, weil die schnell wachsenden Märkte wie Asien kaum über eigene Zellulose verfügen. Metsä Board ist dank eigener Versorgung durch Schwestergesellschaften gut aufgestellt. Der Kurs hat wegen Konjunkturängsten stark korrigiert, doch die langfristige Nachfrageentwicklung wird den Markt meiner Ansicht nach weniger zyklisch machen.

Noch haben Sie kein deutsches Unternehmen genannt. - Deutsche Aktien machen rund 35% unseres Fonds aus. Uns gefällt etwa der Leasinganbieter Grenke. Er hat sich auf Leasing für Bürotechnik-, Computerausrüstungen und Praxiseinrichtungen für kleinere Unternehmen, Rechtsanwälte, Notare oder Ärzte spezialisiert. Das ist ein skalierbares Modell, Grenke ist in mehreren Ländern tätig, derzeit wächst das Geschäft besonders dynamisch in Italien, auch dort in Branchen mit wenig Risiko.

Die deutsche Wirecard ist mit 4% ihre grösste Position. Der Kurs ist wegen angeblicher Umsatzmanipulationen in Asien stark unter Druck geraten. Wie reagieren Sie? - Wirecard haben wir seit über fünf Jahren im Fonds, halten heute aber nur noch einen Bruchteil der ursprünglichen Position. Während des starken Kursanstiegs haben wir periodisch verkauft, um die Relation der Positionsgrösse zu halten. Bis anhin halten wir an Wirecard fest. Wir gehen davon aus, dass die Anschuldigungen haltlos sind. Wenn die Fakten auf dem Tisch liegen, werden wir das Potenzial neu beurteilen. Da unser Fondsportfolio gut diversifiziert ist, hält sich der Einfluss des Kursrückschlags in Wirecard auf den Fonds aber in engen Grenzen.