Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

«Es gibt keinen Grund, UBS oder CS zu kaufen»

Ben Lofthouse: «Banken müssen akzeptieren, dass sie nicht mehr in allen Segmenten Geld verdienen können.»

Herr Lofthouse, wenn die Börsen haussieren, können Dividendenfonds den Markt kaum schlagen. Einverstanden? - Teilweise mag das stimmen. Dividendenstarke Aktien weisen meist ein tiefes Beta aus. Das heisst, dass sie in positiven Märkten eher unterdurchschnittlich abschneiden. Dafür halten sie sich in Zeiten von negativen Entwicklungen überdurchschnittlich gut.

Ist demzufolge 2017 ein schwieriges Jahr? - Diese Folgerung ist nicht korrekt. Grundsätzlich steuern bei Börsenhaussen Kursgewinne den Grossteil der Performance bei und nicht die Dividenden. Das sind aber Momentaufnahmen. Ihre Frage impliziert, dass wir wissen, wohin die Märkte gehen. Zumindest ich habe noch niemanden getroffen, der das Rezept für die perfekte Prognose gefunden hat.

Wie sieht die perfekte Dividendenstrategie in guten Börsenjahren aus? - Sie sollte nicht von der Börsenlage abhängen. Ich definiere mein Portfolio aufgrund der Bewertungen. Ich kaufe Titel, die aus meiner Sicht attraktiv bewertet sind. Kurzfristig mögen andere Strategien besser performen, langfristig zahlt sich die Suche nach Value-Titeln aber aus. Gegenüber Anlegern, die nur auf Kursgewinne setzen, habe ich den Vorteil, dass ich in jedem Fall mit einer Dividende entschädigt werde.

Wo sehen Sie attraktive Aktien? - Finanztitel sind immer noch günstig bewertet. Hier sehen wir Möglichkeiten für höhere Kurse. Auch einzelne Pharma-Titel gefallen uns.

Wovon würden Sie die Hände lassen? - Von Versorgern und Mineralölunternehmen. In beiden Branchen erhält der Anleger zwar hohe Dividendenrenditen. Gleichzeitig ist aber die Free-Cashflow-Rendite tief. Dies ist keine gute Kombination für langfristig stabile Dividenden. Auch Telecomtitel sind in vielen Portfolios nicht gerne gesehen, weil niemand weiss, ob die hohen Ausschüttungen in der Zukunft noch realistisch sind.

Stichwort Cashflow: Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, die Dividende nicht am Gewinn, sondern am freien Cashflow auszurichten. Ist das sinnvoll? - Wer nicht genug Cashflow erwirtschaftet, wird eines Tages die Dividende kürzen oder ganz einstellen müssen. Andererseits kann die Ausrichtung am freien Cashflow sehr erklärungsbedürftig sein. Je nach Investitionszyklus kann die Cashflow-Höhe stark schwanken. Soll ein Unternehmen nur deshalb die Dividenden kürzen, weil wegen dem Bau einer neuen Fabrik der Cashflow tiefer als üblich ausfällt? Natürlich nicht, sofern das Geschäftsmodell langfristig stabile Cashflows vorsieht.

Dividenden sind der neue Zins, lautete zuletzt das Mantra. Sind Dividendenaktien ein Ersatz für Bonds? - Ich kann nur betonen, dass Aktien keine Bonds sind. Aktien weisen ein anderes Risikoprofil auf, und auch der Zeithorizont differiert deutlich. Bei Aktien kann es immer Zwischenfälle geben, welche die Kurse deutlich nach unten drücken. Nehmen Sie zum Beispiel Amazon, die die Existenz von Supermärkten bedrohen könnte. Aktien sind zudem verwundbar, wenn sie hoch bewertet sind. Diese Eigenschaften können nicht mit einer Obligation mit gutem Schuldner-Rating verglichen werden.

Banktitel gehören zu Ihren Favoriten. Weshalb mögen Sie den Sektor? - Sie haben ihre Bilanzprobleme in Ordnung gebracht. Zudem dürfte die Aussicht auf eine Zinserhöhung in Europa im kommenden Jahr das Geschäft der Banken weiter ankurbeln.

Zu Ihren grössten Positionen zählt Wells Fargo. Sehen Sie bei US-Banken mehr Potenzial als in Europa? - Wir waren tatsächlich zuversichtlicher für US-Banken, weil sie ihre Probleme früher gelöst hatten. Nun setzen wir verstärkt auf europäische Finanztitel.

Auch auf die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse? - Ich sehe keinen Grund, diese Titel zu halten. Unsere Skepsis hat uns recht gegeben, wie die Credit Suisse mit der jüngsten Kapitalerhöhung gezeigt hat. Auch die UBS gefällt uns noch zu wenig gut. Banken müssen akzeptieren, dass sie nicht mehr in allen Segmenten Geld verdienen können. Andererseits bedingen die höheren regulatorischen Anforderungen, dass die Kapitalbasis gestärkt wird. Uns gefallen deshalb Finanzdienstleister, die in Nischen tätig sind, meist besser.

Auf welche Nischenanbieter aus dem Finanzbereich setzen Sie? - Ein wunderbares Beispiel aus der Schweiz ist die Cembra Money Bank. Das Unternehmen ist im Konsumkreditgeschäft tätig, das für die ganz grossen Banken zu klein und zu wenig skalierbar ist. Das Geschäft ist aber stabil, und Cembra ist hochprofitabel. Und was für Banken unüblich ist: Cembra profitiert von den tiefen Zinsen.

Gibt es weitere Beispiele? - Die Deutsche Börse ist ebenfalls ein Nischenplayer. Sie bewegt sich gemütlich in einem Monopol innerhalb eines kleinen Markts. Trotzdem sind die Titel immer noch attraktiv bewertet.

Die Deutsche Börse hätte mit der Londoner Börse fusionieren wollen, was aber scheiterte. Ist das gut oder schlecht für die Aktie? - Wir hätten einen Zusammenschluss unterstützt, doch auch im Alleingang wird die Deutsche Börse den Anlegern Freude bereiten. Sollten in Europa die Zinsen allmählich steigen, würde die Tochter Clearstream profitieren. Clearstream verwahrt Geld von Banken über Nacht. Höhere Zinsen bringen mehr Ertrag.

Sie setzen auch auf Pharma. Sind Roche und Novartis immer noch attraktiv? - Wir sind in diesen Titeln nicht übergewichtet. Aber sowohl Roche wie Novartis sind relativ zum Pharmasektor attraktiv bewertet. Zudem stehen beide für Innovation, was uns gefällt.

Ist es sinnvoll, beide Titel zu halten? - Ja, sie sind unterschiedlich. Es geht nicht um die Frage, ob die eine oder die andere ins Portfolio gehört wie vielleicht für nationale Investoren. Wir haben mehr Pharmawerte aus der Schweiz als aus den USA im Portfolio. Das macht durchaus Sinn, im Gegensatz zu den vorhin erwähnten Credit Suisse und UBS. Die Banken haben korrelierte Länderrisiken. Wenn der Regulator bestimmt, dass Banken mehr Eigenkapital benötigen, betrifft das beide. Sagt hingegen der US-Pharma-Regulator, dass ein Roche-Medikament nicht wirkt, hat dies keinen negativen Einfluss auf Novartis. Eventuell hilft es ihnen sogar.

Novartis hält eine strategische Position an Roche. Was halten Sie davon? - Ich brauche Novartis nicht, um in Roche investiert zu sein. Das mache ich selbst. Allerdings ist der Marktwert der Roche-Beteiligung für Novartis nicht materiell. Mich interessiert, dass Novartis Medikamente herstellt, für die die Leute zahlen. Der Rest ist Lärm.

Sind Konsumwerte wie Nestlé ein Thema? - Aktien aus diesem Bereich hatten wir im Portfolio. Aus Bewertungsgründen halten wir aber kaum noch welche.

Wie sehen Sie die künftige Dividendenentwicklung? - Sie wird weiter nach oben zeigen. Seit 1995 klettern die Dividenden. Sogar während der Finanzkrise haben verschiedene Sektoren mehr ausgeschüttet. Seit zwanzig Jahren haben in Europa die Mehrheit der Unternehmen die Dividenden gehalten oder erhöht. Dies, obschon Europa kein traditioneller Markt für Dividenden-Investoren ist.

Passive Produkte wie ETF bedrängen immer mehr die aktiven Manager. Was ist Ihr Rezept? - Passive Instrumente setzen auf Indikatoren, die nicht vorausblickend sind. Nehmen Sie das Beispiel der britischen Supermarktkette Tesco. Lange war sie ein guter Dividendenzahler, bis sich die Industrie rapide änderte. Die grösste Gefahr für die Höhe der Dividende sind Veränderungen im kompetitiven Umfeld innerhalb einer Industrie oder Strategieanpassungen. Anderseits winken auch Chancen. So hatte kürzlich die US-Notenbank beschlossen, dass Banken aus ihrem Gewinn Dividenden auszahlen können. Nun fällt das Dividendenwachstum deutlich höher aus als erwartet. Aktive Manager müssen diesen Vorteil ausspielen, um gegen passive Produkte zu bestehen.