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Erneut ist ein Dividendenrekord in Sicht

Die höchsten Dividenden im Verhältnis zum Aktienkurs zahlen traditionsgemäss die beiden Assekuranzunternehmen Zurich Insurance (Bild) und Swiss Re.

Vorfreude ist die schönste Freude – vor allem wenn man Aktien der grössten Schweizer Unternehmen besitzt. Zwar dauert es noch einige Zeit, bis – im nächsten Frühjahr – die kommende Dividendensaison beginnt. Doch bereits zeichnet sich ab, dass die 20 grössten Unternehmen, die im Swiss Market Index (SMI) zusammengefasst werden, so viel Geld wie noch nie an ihre Eigentümer ausschütten. Knapp 40 Mrd. Fr. des geschätzten Gewinns dürften gemäss Schätzung von «Finanz und Wirtschaft» an die Aktionäre ausbezahlt werden – 5% mehr als noch in diesem Jahr. Seit der Finanzkrise ist die Summe der Ausschüttungen kontinuierlich von 25 auf gegen 40 Mrd. Fr. gestiegen.

Getrieben wird das Wachstum von den drei Indexgrössen Nestlé, Roche und Novartis. Das Trio setzt seine nachhaltige Dividendenpolitik fort und wird seine Ausschüttung für das laufende Geschäftsjahr voraussichtlich 5 bis 7% erhöhen. Die höchsten Dividenden im Verhältnis zum Aktienkurs zahlen traditionsgemäss die beiden Assekuranzunternehmen Zurich Insurance und Swiss Re. Gemessen am aktuellen Kurs ergibt die kommende erwartete Ausschüttung eine Dividendenrendite von gut 6%. Die durchschnittliche Dividendenrendite des Schweizer Aktienmarkts lag auf Basis des Geschäftsjahrs 2017 auf 3,2%.

Keine Kürzungen im SMI

Den grössten Dividendensprung bei den SMI-Titeln erwartet FuW bei der Credit Suisse. Allerdings hatte die Grossbank 2017 die Ausschüttung markant gekürzt. Auch mit der erwarteten Erhöhung bleibt Credit Suisse unter dem Niveau der vergangenen Jahre. Auch die Aktionäre von Lonza, Julius Bär und Geberit dürften sich über eine deutlich höhere Ausschüttung freuen. Das liegt auch daran, dass sich die Wirtschaft global gut entwickelt. «Verschiedene Unternehmen hatten 2017 einen gedämpften Geschäftsgang. Sie ­haben sich erholt», sagt Nils Wimmers­berger, Fondsmanager bei Vontobel.

Bemerkenswert ist, dass aus heutiger Sicht kein einziges SMI-Unternehmen ­Gefahr läuft, die Ausschüttung kürzen zu müssen – was jeweils vom Markt als negatives Zeichen aufgefasst wird. Der Zeitarbeitsspezialist Adecco wird im schwierigen Branchenumfeld die Ausschüttung unverändert belassen. Auch bei Swatch Group erwartet FuW keine Veränderung der Ausschüttung. Sollte die zweite Jahreshälfte die Erwartungen übertreffen, könnte auch der Uhrenhersteller eine ­höhere Gewinnsumme auszahlen.

Interessante Dividendentitel lassen sich auch ausserhalb des SMI finden. So gehört die Banque Cantonale Vaudoise seit Jahren zu den beständigen Dividendenzahlern. Auch der Immobiliensektor, der Telecomanbieter Sunrise sowie die Versicherer Helvetia und Baloise gehören zu den Dividenden-Champions.

An Bedeutung eingebüsst hat die Form der steuerbefreiten Ausschüttungen aus den Kapitalreserveeinlagen. «Viele Unternehmen haben ihr Potenzial weitgehend ausgeschöpft, auch mit Blick auf die Steuervorlage 17, die nur noch eine Teilbesteuerung der Dividenden vorsieht.» Im SMI verfügen derzeit noch die beiden Grossbanken, UBS und CS, sowie LafargeHolcim und Geberit über die Möglichkeit, steuerbefreit auszuschütten.

«Eldorado für Dividenden»

Derzeit deutet nichts darauf hin, dass der Trend zu noch höheren Ausschüttungen zu einem baldigen Ende kommt. «Wir ­befinden uns in einem Eldorado für Dividenden», sagt Lorenz Reinhard, der für Pictet Schweizer Aktienfonds leitet. «Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück und suchen eine höhere Effizienz über Prozessoptimierung bei der IT. Gleichzeitig bleiben die Cashflows stark, die Verschuldung hingegen tief. Das spricht für weiterhin wachsende Dividenden», so Reinhard.

Hinzu kommt, dass weitere Sektoren wieder vermehrt versuchen, Kapital an die Aktionäre zurückzugeben. So wird für das Geschäftsjahr nicht nur die Credit Suisse ihre Dividende kräftig erhöhen. Aktionäre des Papierherstellers CPH dürfen mit fast fünfmal mehr Dividende rechnen, nachdem das Innerschweizer Unternehmen die Krise in der Papierbranche hinter sich gelassen hat. Auch bei Mikron und Zehnder Group rechnet FuW mit einer deutlich höheren Ausschüttung gegenüber dem Vorjahr.

Es gibt aber auch Unternehmen, die aufgrund negativer Entwicklungen in ihrem Kerngeschäft nicht in der Lage sind, ihre bisherige Ausschüttung beizubehalten. Der Backwarenspezialist Aryzta, der im Vorjahr noch eine Dividende in Form eigener Aktien bezahlt hatte, wird wegen seiner finanziellen Schieflage auf eine Ausschüttung verzichten. Der Haustechnikspezialist Meier Tobler, bis anhin beliebt unter Dividendenjägern, streicht wegen schwierigem Geschäftsgang die Dividende gleich für zwei Jahre . Auch die Food-Unternehmen Emmi und Bell werden ihre Dividenden reduzieren. Bei der St. Galler KB entfällt die Jubiläumsdividende zum 150. Geburtstag.

Grosszügige Zykliker

Im breiten Markt kommen die höchsten Dividendenerhöhungen aus der zyklischen Branche. Sowohl Industrieunternehmen wie SFS, OC Oerlikon, Schindler und VAT dürften ihre Ausschüttung um mehr als 10% erhöhen. Auch beim österreichischen Technologiekonzern AMS erwartet FuW eine Dividendenerhöhung.

Vor allem im Industriesektor dürften die Dividenden auch in Zukunft weiteres Aufwärtspotenzial haben. Vontobel-Fondsmanager Wimmersberger weist darauf hin, dass heute zahlreiche Industrieunternehmen weniger als die Hälfte des Jahresgewinns ausschütten. Auf der anderen Seite stehen Immobilienunternehmen, die heute praktisch den gesamten Jahresüberschuss an ihre Aktionäre weitergeben.

Anleger sollten sich auch nicht von überdurchschnittlich hohen Dividendenrenditen blenden lassen. Oft entstehen solche Konstellationen, weil wegen eines deutlich gefallenen Aktienkurses eine überhöhte Dividendenrendite berechnet wird. Aktuelles Beispiel ist der Vermögensverwalter GAM, dessen Aktienkurs wegen verschiedener Probleme eingebrochen ist. Zwar liegt die Rendite auf die Dividendenzahlung über 7%. Das kompensiert das Minus des Aktienkurses von 60% in wenigen Tagen nicht in Ansätzen.

«Anleger sollten sich von einer optisch hohen Dividende nicht täuschen lassen», sagt Sven Bucher, Leiter Research der Zürcher Kantonalbank. Das habe sich jüngst bei Meier Tobler gezeigt, die für 2018 und 2019 die Dividende streicht. «Es ist wichtig, bei Unternehmen nicht nur auf die Vergangenheit zu schauen, sondern auch auf den Ausblick», so Bucher. Selbst in wirtschaftlich guten Zeiten können einzelne Branchen in Schwierigkeiten geraten – wie 2015 und 2016 die Luxusgüterbranche. «Wer auf Dividenden setzt, muss auf eine gute Diversifikation achten. Die Gefahr ist gross, dass Anleger dividendenfreundliche Branchen übergewichten», sagt Bucher.

Gefahr von Kürzungen

Gleichzeitig sollten Anleger nicht ausblenden, dass der Wirtschaftszyklus, der die Märkte in die Höhe getrieben hatte, allmählich seinem Ende entgegengeht. «Heute müssen sich Anleger fragen, bei welchen Unternehmen die Dividenden im Fall einer Rezession gefährdet wären», sagt Pictet-Fondsmanager Reinhard.

Zu den Kandidaten grösserer Kürzungen gehört nebst zyklischen Unternehmen auch die Finanzbranche – inklusive den Versicherern. Defensive Unternehmen wie Roche, Novartis und Nestlé, Riechstoffspezialist Givaudan oder Telecomunternehmen wie Sunrise und Swisscom wären auch in einer Rezession wohl in der Lage, Dividenden auszurichten.