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Ein Temposchub für die Schweizer Mode

Aus der Herrenkollektion Julian Zigerli, Frühling-Sommer 2017

Wenn es um erlesene Stoffe geht, ist die Schweiz bei den grossen Haute-Couture-Häusern noch immer die unbestrittene Nummer eins. Neue Modelabels jedoch haben einen schweren Stand. Dabei mangelt es wirklich nicht an Talenten.

Sie lernen ihr Handwerk unter anderem an der Haute Ecole d’Art et de Design (HEAD) in Genf und an der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK) in Basel. Das langsame Aussterben von Mehrmarken-Geschäften und die geringe Nachfrage der Bevölkerung nach einheimischen, hochwertigen Kleidern machen es den jungen Modeschöpfern nicht wirklich einfacher.

Am ungünstigsten ist die Ausgangslage für Designer von Herrenmode. Um zu überleben, müssen sie eine grenzüberschreitende Strategie verfolgen. Doch auch das ist leichter gesagt als getan, denn die hohen Produktionskosten in der Schweiz verteuern die Verkaufspreise.

Zudem ist es schwierig, Käufer zu überzeugen, Kleider einer noch unbekannten Marke zu kaufen. Wie aber lässt sich dieser Teufelskreis durchbrechen? Dazu haben wir uns mit den Schweizer Vertretern von aufstrebenden Herrenmodedesignern getroffen.

Nachdem Adrian Reber bei Hugo Boss für die für die Strick- und Jersey-Abteilung verantwortlich war, lancierte er 2014 seine eigenen Kollektionen, 100% swiss made. Trotz der überragenden Qualität seiner Kreationen hat er den Schlüssel zum ganz grossen Erfolg noch nicht gefunden. «Es ist schwierig, auf dem Schweizer Markt durchzustarten. Hier gibt es nur wenige hochspezialisierte Boutiquen, und ich verfüge nicht über die nötigen finanziellen Mittel, um eigene Verkaufsstelle zu eröffnen», gesteht er.

«Es ist schwer, Investoren zu finden, und die Zusammenarbeit erweist sich oft als problematisch, da sie ihre kommerziellen Entscheidungen oft zulasten der Kreativität fällen. Ideal wäre eine Art Mäzenatentum von Seiten der Lieferanten, gekoppelt mit einer staatlichen Hilfe. Dieser Kombination verdankte die Antwerpener Modeakademie in den 1990er-Jahren ihren Durchbruch: Der belgische Staat hatte damals die Modeschauen in Paris finanziert.»

Julian Zigerli erhielt in seiner Karriere prominente Schützenhilfe. Nachdem er mehrmals den Design-Preis Schweiz und den Swiss Design Award gewonnen hatte, wurde Giorgio Armani auf ihn aufmerksam und lud ihn ein, seine Kollektion 2013 in Mailand zu präsentieren.

Seither werden seine Schöpfungen in London, New York, Tokio und Melbourne verkauft. «Die Schweiz gilt nicht als Modeland, aber unsere Textilien sind sehr gefragt, und ich bin überzeugt, dass unser Stil wie schon im Design, der Architektur oder der Grafik früher oder später die nötige Anerkennung erfahren wird.»

Neu entwirft er auch eine Damenkollektion, was seinem internationalen Wachstum weiteren Schub geben dürfte. Langsam, aber sicher geht in der Schweizer Modeszene auch strukturell etwas. Die von Yannick Aellen und Ursina Widmer 2012 gegründete Plattform Mode Suisse, die Modeschauen organisiert und Showrooms bereitstellt, bietet nationalen Marken ein Schaufenster, das sie allein kaum stemmen könnten. «Junge Modeschöpfer haben nicht das nötige Geld, um sich einen Auftritt an grossen Messen zu leisten.

Dank Mode Suisse haben Designer wie Adrian Reber, Blank Etiquette und Julian Zigerli die Möglichkeit erhalten, ihre Kreationen vor einem Fachpublikum zu zeigen. Nach unseren beiden jährlichen Schweizer Ausgaben – Mode Suisse 10 ist gerade zu Ende gegangen – konnten wir Events in China, Paris, London und Mailand organisieren und ihnen so zu internationaler Präsenz verhelfen», sagt Yannick Aellen. «Einige unserer Modeschöpfer sind auf lokaler Ebene, in ihrer Heimatstadt, sehr erfolgreich, aber um sich im gesättigten ausländischen Markt einen Namen zu machen, braucht es eine Gesamtsicht und viel Talent, und zwar nicht nur in der Mode, sondern auch in der Kommunikation.»

In der Romandie werden ebenfalls die Weichen für die Zukunft gestellt. Für seine zweite Ausgabe tut sich der Showroom Swiss Fashion Point, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge Westschweizer Mode-, Schmuck- und Accessoire-Marken zu fördern, mit den Design Days zusammen.

Die gut besuchten Design Days unterstützen aktiv die Schweizer Designszene und fanden dieses Jahr in Lausanne bereits zum achten Mal statt.