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Ein Startschuss mit viel Zündstoff

279 Tage sind seit der Brexit-Abstimmung vergangen, bis Premierministerin Theresa May das offizielle Schreiben zum Austritt aus der Europäischen Union an Donald Tusk, den Präsidenten des Europäischen Rates, übermittelt hat.

Viel ist in den vergangenen Monaten diskutiert worden, zahlreiche Planspiele wurden gemacht und Versprechungen abgegeben – und vor allem haben die Beteiligten, das Vereinigte Königreich und europäische Spitzenpolitiker, versucht, ihre Fronten mit teils deutlichen Voten abzustecken.

Diese Phase des Taktierens ist nun vorbei: Grossbritannien wird sich von der Maxime, dass «kein Deal besser ist als ein schlechter Deal», lösen müssen. Gleichzeitig wird sich auch die europäische Gemeinschaft schrittweise dem abtrünnigen Land, das sich nach 44 Jahren aus dem europäischen Verband löst, nicht nur mit Worten, sondern auch in den Verhandlungen annähern.

Ein Scheitern könnte kaum modellierbare negative Folgen für das europäische Wirtschafts- und Finanzsystem haben. Davor warnen immer mehr Ökonomen und internationale Institutionen.

Banken unter Zugzwang

Auch für die Finanzinstitute ist die Zeit angebrochen, ihren Plänen Taten folgen zu lassen. Zahlreiche Investmentbanken hatten in den vergangenen Monaten laut darüber nachgedacht, einen Teil ihrer Belegschaft aus London abzuziehen.

Sie kommen jetzt unter Zugzwang, den Entscheid über Verlagerungen zu fällen – ohne allerdings zu wissen, wie die Verhandlungen zwischen Grossbritannien und Europa verlaufen werden. Das Dilemma bleibt: Niemand will der Erste sein, der diesem Entscheid vorgreift. Wer sich aber zuletzt bewegt, könnte zu den Verlierern gehören.

May im Zweifrontenkampf

Derweil kämpft Theresa May je länger, je mehr an zwei Fronten – gegen innen und gegen aussen. Die Schotten drohen mit einem zweiten Unabhängigkeitsreferendum, Nordirland befürchtet die Rückkehr der Grenzkontrollen zu Irland. Einzig Wales verhält sich ruhig.

Die wachsende Unruhe in Teilen des Vereinigten Königreichs zeigt die Versäumnisse, die die Regierung May zu verantworten hat. Mit einer Last-Minute-Tour durch das Land versuchte May in den vergangenen Tagen, die entstehenden Risse zu kitten – statt wie während Monaten vor der Weltöffentlichkeit die globalen Chancen zu predigen.

May schien dabei vergessen zu haben, dass gerade die Internationalisierung ein wesentlicher Faktor war, weshalb sich in Grossbritannien eine knappe Mehrheit von 51,9% gegen die Personenfreizügigkeit und damit auch gegen die EU entschied.

Gelingt es der Premierministerin nicht, das gesamte Land hinter sich zu bringen, schwächt sie ihre eigene Position vor den bevorstehenden Austrittsverhandlungen selbst. Der Preis, den die britische Exportwirtschaft dafür bezahlen müsste, wäre hoch.