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Ein Rothschild-Banker der siebten Generation

Baron Alexandre ist 2008 ins Familienunternehmen eingestiegen.

Adel verpflichtet – erst recht beim Geschlecht de Rothschild. Alexandre Guy Francesco de Rothschild soll am Donnerstag zum neuen Chef der global aktiven Finanzholding Rothschild & Co. werden. Der 37-jährige bisherige Vize-CEO vertritt die siebte Generation der  Rothschild-Dynastie, die seit 200 Jahren eine Erfolgsgeschichte in der Finanzbranche schreibt. Sein Vorgänger, Vater David de Rothschild, will sich morgen von der Generalversammlung zum Präsidenten wählen lassen.

Sohn Alexandre wurde sukzessive zum Nachfolger des 75-Jährigen aufgebaut, seit er 2008 ins Familienunternehmen eingestiegen ist. Nur vier Jahre zuvor begann er seine Karriere in der Branche als Analyst bei Bear Stearns. Die Investmentbank ging in der Finanzkrise spektakulär pleite. Das zu verhindern bei der Bank, die seinen Namen trägt, und sie an die achte Generation weiterzugeben, wurde Alexandre in die Wiege gelegt.

Mütterlicherseits stammt er vom italienischen Adelsgeschlecht der Aldobrandinis ab. Sie stellten einst Kardinäle und einen Papst, sind aber längst in der Bedeutungslosigkeit versunken. Die Rothschilds finanzieren die Reichen und Mächtigen lieber im Hintergrund und spielen bis heute weltweit eine Rolle. Das Geschlecht geht auf Mayer Amschel Rothschild zurück. Der Hofbanker der Landgrafen von Hessen-Kassel gründete in den 1760er-Jahren seine Bank. Der Familienname rührt vom Sitz Mayer Amschels her, dem Haus zum Roten Schild in der Frankfurter Judengasse.

Seine fünf Söhne schickte Mayer Amschel nach London, Paris, Wien und Neapel (einer blieb in Frankfurt) mit dem Auftrag, dort Banken zu gründen. Fünf Pfeile sind bis heute das Symbol von Rothschild & Co. Die Söhne bauten ein europäisches Finanznetz auf. Bald handelten sie im grossen Stil mit Staatsanleihen und Währungen, investierten in Immobilien, Eisenbahnen, Minen, Versicherungen und Wein.

Damit der Reichtum in der Familie blieb, verfolgten die Rothschilds eine adlige Heiratspolitik. Ehen wurden innerhalb der Familien geschlossen, Cousins heirateten Cousinen. Ende des 19. Jahrhunderts öffnete sich der Clan. Da hatte er bereits selbst Adelstitel in Österreich und Grossbritannien erhalten.

Baron Alexandre stammt aus dem französischen Arm der Familie. Vater David zog 1986 eine neue Bank auf, nachdem das alte Institut 1981 unter Präsident Mitterrand verstaatlicht worden war. Mit ihren britischen Cousins legten die Franzosen die Geschäfte 2003 zusammen. Heute erwirtschaftet Rothschild & Co. in 44 Ländern rund 2 Mrd. € Ertrag als Vermögensverwalter, Unternehmensfinanzierer und Begleitbank bei Übernahmen und Fusionen.

2007 verkauften die britischen den französischen Rothschilds ihre Anteile an der Familienholding, die damals noch den Namen der einstigen Eisenbahngesellschaft Paris Orléans trug. Alexandres Vater David wurde Oberhaupt der Bankdynastie und nannte nun auch die Holding offiziell Rothschild. Damit löste er einen heftigen Familienstreit aus. Denn seit über einem halben Jahrhundert gibt es noch eine andere Bank dieses Namens. Die Genfer Vermögensverwalterin Edmond de Rothschild wurde von ihrem Namensgeber Anfang der 50er-Jahre ins Leben gerufen, womit zugleich ein Schweizer Rothschild-Zweig aus dem französischen Ast ausgegründet wurde.

Die Bank, heute geführt von Edmonds Sohn Benjamin und dessen Frau Ariane, kündigte rechtliche Schritte gegen die Verwendung des Namens durch die französischen Cousins an. Das war 2015, und seitdem schweigt der Clan zum Disput. Im Familienmotto Concordia, Integritas, Industria (Einigkeit, Integrität, Industrie) hat die Einigkeit gelitten. Secretum (Verschwiegenheit) hat ihren Platz eingenommen. Die Holding trägt den Namen jedenfalls weiterhin, und er soll noch bekannter werden. Er wolle in den USA ausbauen, sagte Alexandre in einem Interview mit der «Financial Times». Der neue Chef hat begonnen, an seinem Kapitel in der Rothschild-Geschichte zu schreiben.

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