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Ein Jahrhundert Weltmacht USA

Am 6. April 1917 erklärte der amerikanische Kongress, in einer gemeinsamen Sitzung beider Kammern, dem Deutschen Reich den Krieg. Damit traten die USA vor genau hundert Jahren ihre Rolle als die führende Weltmacht an – zunächst sehr wohl contre coeur.

In Europa tobte seit dem Sommer der Weltkrieg. An der Westfront hatten sich die Feinde ineinander verkrallt und führten entsetzliche Abnützungsschlachten. Amerikas Präsident, der Demokrat Woodrow Wilson, hielt das Land strikt neutral und versuchte, ohne Erfolg, zwischen Entente und Mittelmächten zu vermitteln. Er liess auch nicht vorsorglich aufrüsten. 1916 war ein Motto seiner Wiederwahlkampagne «He kept us out of war». Allerdings warnte Wilson damals Berlin deutlich, dass U-Boot-Angriffe auf amerikanische Schiffe ein Casus Belli sein könnten.

Noch Anfang 1917 sagte Wilson, es wäre ein Verbrechen, Amerika in den Krieg zu führen. Doch im Februar 1917 ging Deutschland zum uneingeschränkten U-Boot-Krieg gegen alliierte und neutrale Schiffe über. Erschwerend kam in diesen Wochen die «Zimmermann-Depesche» hinzu, eine weitere Torheit der Berliner Aussenpolitik: Sollten die USA in den Krieg eintreten, dann würde das Reich Mexiko darin unterstützen, seine verlorenen Gebiete im Südwesten der USA (Texas, Arizona usf.) zurückzuerobern. Der britische Geheimdienst schnappte die Botschaft auf, entzifferte sie und übergab sie Washington.

Im März versenkte die Reichsmarine einige amerikanische Schiffe. Nun war das Mass an Provokation voll. Wilson brach die diplomatischen Beziehungen zum Reich ab und beantragte dem Kongress am 2. April, die USA an der Seite der Entente in den Krieg zu führen. Dafür gab es strategisch handfeste Gründe: Eine deutsche Vorherrschaft auf dem europäischen Festland lag nicht im politischen  Interesse Amerikas, ein Triumph der  Franzosen und Briten nicht im wirtschaftlichen. Wilson begründete die Intervention aber auch moralisch: Amerika werde die Demokratie auf der Welt schützen: «Make the world safe for democracy.» (Dieser Gedanke leitete die USA auch später immer wieder, teils mit den bekannten ernüchternden Ergebnissen.)

Das amerikanische Expeditionskorps war erst im Frühling 1918 allmählich einsatzbereit. Die deutsche Heeresleitung startete damals Grossoffensiven, um den Sieg zu erzwingen, bevor die geballte Kraft der Amerikaner das unmöglich ­machen würde. Doch die Franzosen und Briten knickten nicht entscheidend ein.

Im Juni standen die Amerikaner an der Front, und Monat für Monat ergänzten nun 200 000 frische Kämpfer die ausgelaugten französischen und englischen Truppen. Die Alliierten gingen im Sommer zum Angriff über, die Moral der deutschen Verbände zerbröselte und im Oktober war der Krieg militärisch entschieden.

Woodrow Wilson versuchte, mit seinem 14-Punkte-Programm eine dauerhafte Nachkriegsordnung zu schaffen, konnte sich jedoch nicht ganz durchsetzen. Die USA blieben dem von ihnen angeregten Völkerbund fern und kehrten einstweilen zum Isolationismus zurück.

Dennoch, Amerika war als führende Weltmacht aufgetreten, politisch, militärisch, wirtschaftlich. Nach dem Waffenstillstand zogen die amerikanischen Soldaten ab.  Am 6. Juni 1944 kamen sie zurück, am D-Day in der Normandie, und blieben, später im Rahmen der Nato. Sie blieben auch in Japan, in den 1950er-Jahren in Südkorea. Amerika löste Grossbritannien als Herrscher der Weltmeere ab und hat in dieser Funktion nach wie vor keine ernsthafte Konkurrenz.

Heute scheint das Pendel von einer expansiven in eine vermehrt introspektive Politik zurückzuschlagen, summiert in Präsident Trumps Parole «America First». Der Widerstreit der beiden Reflexe in der amerikanischen Politik ist alt und wohl nicht aufzulösen. Und die USA werden ihre Rolle als (vielleicht nicht mehr alleinig) führende Weltmacht nicht einfach abschütteln können – und wollen.

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