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Dividenden stossen an ihre Grenzen

Zurich Insurance und UBS müssen ihre Auszahlungen kappen.

Erneut dürfen sich die Schweizer Aktionäre auf die Dividenden im kommenden Frühling freuen. Bereits heute, drei Monate vor dem Ablauf,  zeichnet sich ab, dass die zwanzig im Swiss Market Index enthaltenen Unternehmen zusammen fast 40 Mrd. Fr. ihres Gewinns an die Anleger ausschütten. Das ist so viel wie noch nie und zugleich der siebte Anstieg in Serie seit der Finanzkrise.

Allerdings zeigt sich, dass das Dividendenwachstum praktisch zum Stillstand gekommen ist. Während die in diesem Jahr ausgezahlten Dividenden im Schnitt noch um 4% höher lagen als in der Vorperiode, rechnet «Finanz und Wirtschaft» für kommendes Jahr mit einem minimen Zuwachs von gerade noch 0,2% – von 37,4 auf 37,5 Mrd. Fr. Angetrieben wird das Ausschüttungswachstum von den drei beständigsten Dividendenzahlern im SMI, den defensiven Pharma- und Nahrungsmittelschwergewichten Roche, Novartis und Nestlé. Diese drei Unternehmen setze ihre nachhaltige Dividendenpolitik fort und erhöhen ihre Ausschüttung zwischen 2 und 7%.

Grosszügige LafargeHolcim

Überdurchschnittlich belohnt werden die Aktionäre des Zementriesen LafargeHolcim, des Luxusgüterherstellers Richemont, des Lebensversicherers Swiss Life sowie des Sanitärtechnikers Geberit. Ihre Dividenden für das Jahr 2016 dürften um bis zu 13% steigen.

Augenfällig ist insbesondere der Fall  Richemont: Trotz eines drohenden Gewinneinbruchs um rund die Hälfte wird der Genfer Uhren- und Schmuckhersteller die Ausschüttung weiter anheben. Einerseits, weil man seit einigen Jahren eine entsprechende Dividendenpolitik verfolgt, andererseits, weil der Konzern auf einem Geldberg von über 5 Mrd. € sitzt, den er derzeit nicht anderweitig einsetzen kann.

Auf der anderen Seite stehen Finanztitel, allen voran Zurich Insurance und UBS, die ihre Auszahlungen kappen müssen. Die Grossbank hatte im Vorjahr die Dividende dank einer Sonderausschüttung auf 85 Rp. je Titel hochgetrieben. Dieses Jahr wird sie zurückbuchstabieren müssen. Bei Zurich Insurance erwartet FuW, dass unter dem neuen Konzernchef Mario Greco die Dividende erstmals seit sechs Jahren von 17 auf 14 Fr. gekürzt wird. Mit der daraus errechneten Rendite von attraktiven 5,4% bleibt Zurich Spitzenreiter im SMI, allerdings auf Augenhöhe mit dem Rückversicherer Swiss Re und Credit Suisse.

Allerdings gehört Credit Suisse auch zu denjenigen SMI-Unternehmen, deren Dividende gemäss heutigem Stand längst nicht gesichert ist. Patrik Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) macht sowohl bei CS wie auch UBS ein grosses Fragezeichen. «Bei UBS dürfte die Sonderdividende des Vorjahres wegfallen und maximal noch die normale Dividende ausgeschüttet werden. Bei Credit Suisse ist eine Dividendenkürzung erst recht wahrscheinlich. Die Grossbank müsste derzeit ihr Kapitalpolster stärken, nicht Geld an die Aktionäre auszahlen», sagt Schwendimann. Offen ist auch, ob Swatch Group wie in vergangenen Krisenjahren die Dividende kürzt, trotz eines erheblichen Liquiditätspolsters.

Historisch hohe Rendite

Fondsmanager Pascal Seidner von zCapital stellt fest: «Die Dividenden stossen bei immer mehr Unternehmen allmählich an ihre obere Grenze. Das beschränkt die Möglichkeiten, immer noch mehr auszuschütten.» Auch Schwendimann glaubt, dass die grossen Sprünge bei den Dividenden vorbei sein dürften. Er erwartet, dass sich die  Ausschüttungsrendite zumindest beim Swiss Performance Index (SPI) auf hohem Niveau stabilisiert. «Dividendenpapiere bleiben im Negativzinsumfeld vergleichsweise attraktiv.»

Für Bernd Hartmann von der VP Bank sprechen vor allem fundamentale Gründe gegen deutlich höhere Dividenden. «Die Gewinnentwicklung in der Schweiz fällt eher nüchtern aus. Wir sehen hier kein Wachstum», sagt der Chefökonom der Liechtensteiner Privatbank. Dazu kommt, dass die Dividendenrendite auf den Schweizer Markt (SMI: 3,3%, SPI: 3,6%) auf einem im historischen Vergleich hohen Niveau liegt. In den vergangenen zehn Jahren lag sie im SMI nur zwei Mal bei 4% – 2009 und 2011, als markante Kurseinbrüche rein rechnerisch die Dividendenrenditen in die Höhe katapultierten. Denn je stärker der Aktienkurs sinkt, umso höher fällt die Rendite aus.

DKSH für Überraschung gut

Im breiten Markt kommen die höchsten Dividendenerhöhungen aus dem Immobiliensektor. Börsenneuling Investis plant, die Ausschüttung an die Aktionäre fast zu verfünffachen. Bei Zug Estates rechnet FuW mit einem Plus von 20% . Die Glarner Kantonalbank steht an der Spitze eines soliden Regionalbankensektors, dessen Kurs- und Dividendenentwicklung sich stark von derjenigen der Grossbanken unterscheidet.

Hoffnungen auf ein Zückerchen dürfen sich die Aktionäre des Dienstleisters DKSH machen. So spekuliert Kepler Cheuvreux, ob sie neben der geschätzten ordentlichen Erhöhung  um 10 Rp. zusätzlich in den Genuss einer Sonderdividende kommen könnten. Damit dürfte DKSH noch eines von ganz wenigen Unternehmen sein, die eine Zusatzausschüttung in Erwägung ziehen. In den vergangenen Jahren griffen Unternehmen immer wieder zu Sonderdividenden, die sie den Aktionären bei Jubiläen oder gutem Geschäftsverlauf auszahlten – wie UBS, Ems-Chemie und Sulzer im Vorjahr. «Diese Phase der Sonderdividenden wird nun zu einem Ende kommen», sagt Fondsmanager Seidner von zCapital.

Was sich ebenfalls dem Ende zuneigt, sind die steuerbefreiten Ausschüttungen aus den Kapitaleinlagereserven. Ein Mittel, das die Unternehmen in den vergangenen Jahren rege genutzt hatten. Unter den SMI-Gesellschaften weisen nur noch Zurich Insurance, UBS, Swiss Life und Julius Bär genügend Reserven auf, um mindestens noch einmal steuerfrei auszuschütten.

Warnzeichen für Kürzungen

Das schwieriger gewordene Umfeld hat dazu geführt, dass Anleger gerade bei überdurchschnittlich hohen Dividendenrenditen wieder genauer hinschauen müssen. «Die Renditen müssen verstärkt hinterfragt werden. Sind sie hoch, weil der Aktienkurs eingebrochen ist, kann dies ein Warnzeichen für eine künftige Dividendenkürzung sein», sagt Schwendimann.

Ein Blick auf die derzeit höchsten Dividendenrenditen am Schweizer Markt zeigt: Insbesondere Finanztitel wie Credit Suisse, GAM und Bellevue Group, die 2016 einen deutlichen Kursrückgang verzeichneten, stehen an der Spitze. Seidner rät Anlegern deshalb, sich darauf zu besinnen, welche Unternehmen eine nachhaltige Dividendenpolitik betreiben. «Investoren müssen sich fragen, wo Potenzial für Wachstum ist und wo Cashflow erarbeitet wird», sagt der Fondsmanager. Gerade der Cashflow sei ein gutes Mass für Ausschüttungen.

Zu den soliden Dividendenzahlern mit überdurchschnittlicher Rendite zählen deshalb Unternehmen wie die Kreditbank Cembra Money Bank, die Telecomanbieter Swisscom und Sunrise, diverse Immobilienunternehmen, der Private-Equity-Spezialist Partners Group sowie im Small-Cap-Segment der Aussenwerber APG  und der Elektroinstallateur Burkhalter.