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Die USA und Afrika entdecken einander wieder

Wenn Barack Obama und Afrika zusammentreffen, gehören Superlative stets zum guten Ton. Das gilt mehr noch für den gegenwärtig in Washington stattfindenden Gipfel zwischen dem ersten US-Präsidenten mit afrikanischen Wurzeln und den fast fünfzig Staatschefs, die dazu aus Afrika angereist sind. Obwohl Amerikas Erzrivale China schon seit Jahren solche Treffen veranstaltet, war zum Auftakt am Montag vielfach von einem historischen Gipfel die Rede, der nichts weniger als die grosse Wende im angespannten Verhältnis der USA mit Afrika bringen und dem so weit zurückgefallenen Kontinent gleich auch noch Milliardenaufträge bescheren soll. Entsprechend hoch sind die Erwartungen vor allem in puncto wirtschaftlicher Kooperation.

Ob der Gipfel allerdings diese Hoffnungen erfüllt, darf bezweifelt werden. In der Pflicht steht diesmal nämlich vor allem Afrika selbst. Schliesslich hat sich der Kontinent seit der Jahrtausendwende voller Enthusiasmus und zumeist völlig unkritisch China in die Arme geworfen –  und darüber die alten Bande zu Amerika derart vernachlässigt, dass der Handel mit den USA in den vergangenen zehn Jahren auf 60 Mrd. $ geschrumpft ist.  Im Gegensatz dazu hat sich der Warenaustausch Afrikas mit China seit 2000 von einst 10 Mrd. auf nun 180 Mrd. $ drastisch erhöht.

Ernüchterung über China

Ein Grund für diese Entwicklung liegt sicherlich auch darin, dass Obama mit der schweren Finanzkrise im Jahre 2008/9 ins Amt kam und Afrika darüber lange aus dem Fokus verlor. Dies liess China auf seiner Suche nach neuen Rohstoffquellen für den Aufbau der eigenen Wirtschaft bis zuletzt quasi freie Hand. Auf gute Resonanz stösst bei den afrikanischen Eliten zudem, dass Peking keine Moralpredigten zu Demokratie und Transparenz hält, sondern, anders als der Westen, bis heute selbst mit den schlimmsten Diktatoren munter Handel treibt.

Seit kurzem wendet sich jedoch das Blatt: Reichlich spät erkennt nun auch Afrika, dass China kein selbstloser Helfer ist, sondern auch auf dem schwarzen Kontinent knallhart Eigeninteressen verfolgt. Die vielen Billigimporte aus Fernost haben in Afrika bereits grossen Schaden angerichtet und den dürftigen Industriesektor, den der Kontinent hat, etwa eine kleine Textilbranche, weitgehend zerstört. Auch importiert China bei seinen Grossprojekten in Afrika zumeist eigene Arbeiter und verhindert dadurch, dass dort neue Jobs entstehen oder ein nennenswerter Wissenstransfer erfolgt, wie ihn Afrika eigentlich bitter nötig hätte.

Auch ist inzwischen bis Afrika vorgedrungen, dass sich die vom Konsum getriebene amerikanische Wirtschaft allmählich erholt, während China seine bislang sehr hohen Infrastrukturausgaben peu à peu reduziert und deshalb weniger Rohstoffe braucht. Schliesslich kann selbst China nicht ewig immer neue Strassen, Brücken und Häuser bauen. Schon weil seine Exporte noch immer fast ausschliesslich aus unveredelten Rohstoffen bestehen, dürfte dies Afrika zumindest mittelfristig hart treffen.

Freihandelsabkommen verlängern

Die Folgen sind gravierend: Statt den Westen wie in den vergangenen Jahren immer wieder gegen China auszuspielen, droht Afrika abermals, zum Bittsteller zu werden. In Washington erhoffen sich seine politischen Führer vor allem eine Neuauflage des für ihre Länder so wichtigen Freihandelsabkommens Agoa (African Growth and Opportunity Act), das bis Ende 2015 den zollfreien Export fast aller afrikanischer Waren in die USA erlaubt. Die Afrikaner pochen dabei auf eine Verlängerung für weitere fünfzehn Jahre bis 2030. Aber auch in Sicherheitsfragen, besonders im Kampf gegen den islamistischen Terror, der vor allem entlang der Sahelzone aus dem Ruder läuft, teilen Amerika und Afrika weit mehr Gemeinsamkeiten als viele Regierungen zwischen Kap und Kairo bislang glaubten.

Schon weil die USA nicht mehr das Budget haben, um immer mehr Hilfsgelder nach Afrika zu pumpen, liegt es nun an dessen Regierungen, Anreize für eine stärkere Zusammenarbeit mit dem westlichen Privatsektor zu schaffen und ihre zuletzt einseitig auf China ausgerichtete Politik zu überdenken. Sie täten dabei gut daran, sich der Mahnung Obamas zu erinnern, wonach nicht er, sondern die Afrikaner selbst die Zukunft ihres Kontinents in den Händen halten und endlich mehr Verantwortung für das eigene Schicksal übernehmen müssen. Denn anders als viele Dritte-Welt-Bewegte im Westen, die Afrikas Genesung noch immer an die Vergabe stets neuer Hilfsgelder koppeln, hat Obama das Grundübel Afrikas längst an der richtigen Stelle geortet: in seinen korrupten, verantwortungslosen Eliten, die sich fast überall unverfroren an den Rohstoffeinnahmen bereichern und darüber eine nachhaltige Entwicklung ihrer Länder gefährden.

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