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Die Uhrmacherkunst von morgen? Fundamentale Innovation

Die QP à Equation von Greubel Forsey.

Greubel Foresey, 2004 in La Chaux-de-Fonds gegründet, hat technische Erfindungen zur Spezialität des Hauses gemacht. Ein höchst ehrgeiziger Ansatz, denn die beiden Uhrmacher wollen ihre Kunst vor allem beim Tourbillon auf die Spitze treiben. Und zwar ohne technologischen Firlefanz.

Art of Invention» ist Teil des Logos der jungen Marke und gleichzeitig Einstieg ins Gespräch. «Innovation ist eine massgebliche Säule für Greubel Forsey», sagt Stephen Forsey. «Wir reden nicht gerne von Marke oder Uhren, sondern lieber von Kreationen.» Auch sucht man vergeblich nach exotischen Materialien oder Hightech-Verfahren. 2004 aus der Zusammenarbeit der beiden Uhrmacher Robert Greubel und Stephen Forsey hervorgegangen, hat die in La Chaux-de-Fonds ansässige Manufaktur technische Erfindungen zu ihrer Spezialität gemacht. So wurden in zwölf Jahren in den Ateliers sieben wegweisende Innovationen entwickelt: Double Tourbillon 30°, Quadruple Tourbillon, Tourbillon 24 Secondes, Balancier Spiral Binôme, Différentiel d’égalité, Double Balancier sowie der Computeur Mécanique du QP à Equation.

Jedes Mal eine Herausforderung Diese rein mechanischen Erfindungen sind Teil langfristiger Überlegungen. Man hat hier die feste Absicht, die Uhrmacherkunst immer weiter voranzutreiben. «Wir sind keineswegs der Meinung, dass schon alles erfunden ist», betont Stephen Forsey. «Es ist unser kreativer Geist, der uns vorwärtsbringt. Das Gegenteil also von Marketinglogik. Am Anfang sind immer ein weisses Blatt und die Herausforderung, eine Idee zur Vollendung zu bringen.»

Die Uhren von Greubel Forsey sind vielfach asymmetrisch, sehr architektonisch – selbst für Kenner verblüffend. Und die technischen Entwicklungen sind bis ins letzte Detail dermassen ausgeklügelt, dass es unmöglich ist, ihre Brillanz ohne solide Kenntnisse einzuschätzen. Das Modell Quantième Perpétuel à Équation ist darin geradezu beispielhaft. Der für das 21. Jahrhundert entwickelte «mechanische Computer» basiert auf einem beweglichen Codierer mit «Fingern», die für die Anzeigen verantwortlich sind: Dauer des Monats, Schaltjahr, Jahreszeiten, Sonnenwende, Tagundnachtgleiche, Zeitgleichung. All diese Angaben werden mit der sich in beide Richtungen drehenden Krone reguliert und synchronisiert.

Erfindung contra Neuheit

«Vielleicht sollten wir bei einer künftigen Überarbeitung eine Aktualisierung vornehmen, um den Wechsel ins 22. Jahrtausend zu markieren», witzelt Stephen Forsey. «Diese Uhr ist so etwas wie unsere Smartwatch!» Eine betreffend Mechanik völlig verrückte Kreation, deren Entwicklung acht Jahre gedauert hat und die selbstverständlich nicht für die Massenproduktion gedacht ist. Die Manufaktur, die dem Finish grösste Aufmerksamkeit schenkt, produziert von diesem Meisterwerk nur etwa hundert Exemplare zum Durchschnittspreis von 400’000 Fr. «Wir werden nicht günstiger produzieren, um möglichst viel Gewinn zu machen. Das ist nicht unser Businessmodell.» Dieser Philosophie entsprechend wird auch nie ein Modell durch ein neues abgelöst. Das Konzept der Neuheiten, wie es in der Uhrenindustrie üblich ist und oft auch Modediktaten folgt, ist bei Greubel Forsey kein Thema.

Seit 2006 zu 20% im Besitz der Richemont-Gruppe, verweigert sich das Haus jedoch keineswegs dem technologischen Fortschritt. So betreibt es auch die Forschungsplattform EWT (Experimental Watch Technology), wo beispielsweise die physischen Charakteristiken von künstlichen Diamanten getestet und bewertet wurden. Die Ergebnisse mündeten 2007 in die Entwicklung der Binom-Unruh-Spiralfeder aus Diamantchrom, das antimagnetisch und temperaturunanfällig ist. Solche Erkenntnisse führen immer wieder zu neuen Arbeiten. «Heute ist beispielsweise häufig von Graphen, einer Modifikation des Kohlenstoffs, die Rede.

Möglicherweise wird das Material eines Tages Silicium ersetzen, das vor allem im Servicebereich keine Universallösung ist. Wobei wir solche Recherchen nicht als unsere Hauptaufgabe betrachten. Es sind einfach unsere Werkzeuge.»