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Die «Porzi» selig

Damals war sie noch kapitalmarktfähig, die Langenthaler «Porzi». Damals gab’s auch noch Zins, der den Namen verdiente, 3¾% für die Anleihe über 10 Mio. Fr. Namentlich die Unterschrift des Vizepräsidenten des Verwaltungsrats, unten rechts auf dem nüchtern gehaltenen Blatt von 1978, bürgte für Solidität: Ulrich Ammann, Besitzer und Chef der Baumaschinengruppe gleichen Namens, zudem Nationalrat (und, was er zu dieser Zeit nicht wissen konnte, Schwiegervater eines späteren Bundesrats). Doch in der Porzellanfabrik Langenthal war in den Siebzigerjahren schon der Wurm drin. Ertrags- und Innovationskraft liessen zu wünschen übrig.

Anno 1906, zu Gründerzeiten, hatte hingegen noch Pioniergeist geherrscht: Auf Betreiben des Langenthaler Industriellen Arnold Spychiger wurde die Fabrik hochgezogen. Zu Beginn wirkten viele böhmische Arbeiter mit – in der Schweiz war dieses Metier noch unbekannt. Um sie unterzubringen, liess die «Porzi» neben dem Werksgelände Wohnhäuser bauen; das Quartier heisst im Volksmund heute noch «Böhmerwald». Die Marke Langenthal auf Haushalt-, Tafel- und Hotelporzellan etablierte sich in der Schweiz rasch; später wurde auch Elektroporzellan für den Kraftwerkbau und die Elektrifizierung der Bahnen produziert. 1988 jedoch, bereits vor dem Ende der Laufzeit dieser Obligation, war die «Porzi» zu lahm, um noch auf eigenen Füssen zu stehen; sie wurde an Keramik Laufen verkauft. Doch Laufen geriet bald selbst aus dem Tritt und ging 1999 an den spanischen Konzern Roca. Im weitläufigen «Porzi»-Fabrikareal gingen nach und nach die Lichter bzw. die Öfen aus. Langenthaler reiferen Jahrgangs erkennt man daran, dass sie mitunter Tassen und Teller wenden – aus Nostalgie nach dem vertrauten Markenzeichen.