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Die Macht starker Geschichten

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Georges Kern, CEO IWC.
Sie kennen sich schon seit mehreren Jahren, freuen sich, wenn sie sich sehen: Georges Kern, CEO der Schaffhauser Uhrenmanufaktur IWC, und Marc Foster, Schweizer Regisseur mit Status eines Hollywood-Stars.
Marc Foster, Regisseur.

Meine Herren, haben Luxus- und Unterhaltungsindustrie gemeinsame Interessen? - Georges Kern : Die Unterhaltungsindustrie und die Luxusgüterbranchen nähern sich einander immer mehr an. Seit langem praktizieren die Hersteller von Luxusprodukten Product Placement im Kino, sponsern Filmfestivals und arbeiten mit Künstlern als Markenbotschaftern zusammen. Es gibt Luxuslabels, die im Unterhaltungsgeschäft aktiv werden, um, wie ich glaube, markenbezogene Urheberrechte zu schaffen oder zu erwerben. Das gilt etwa für Tiffany mit den Rechten am Film «Breakfast at Tiffany‘s» und an den Aufnahmen von Audrey Hepburn. Die beiden Branchen verfolgen tatsächlich viele gemeinsame Interessen.

Marc Foster: Die Grundlage beider Industriezweige basiert auf der visuellen Umsetzung ihrer Arbeit. Es geht um Stil, um das Konzept.

In beiden Sparten gibt es unabhängige Hersteller, die grossen Konzernen oder Mayor Labels die Stirn bieten. Wer geniesst die grössere Freiheit? - Georges Kern :  Ich bin fast versucht, auch für Hollywood zu reden. Es stellt sich doch die Frage, ob ein Mayor Label zwangsläufig weniger kreativ ist als ein unabhängiges Studio. Die Antwort lautet Nein. Hier wie dort müssen Kreativität und Qualität vorhanden und bedeutungsgleich sein. Sonst bleibt der Erfolg aus. Der Unterschied liegt bei den verfügbaren Mitteln.

Marc Foster:  Die grossen Hollywood-Produktionen haben viel höhere Budgets. Viel Geld bedeutet aber auch viele Leute, die Angst haben, dass ihre Investition zu wenig rentiert. Man muss mit diesen Menschen arbeiten und sie ständig beruhigen. Als Künstler und Regisseur wissen Sie, dass mit diesem Geld die Marketingmaschinerie angetrieben wird. In kleinen, unabhängigen Produktionen sind die Budgets beschränkt, das Risiko ist kleiner und die Idee von Freiheit grösser. Anderseits wissen Sie nicht, ob der Verleiher genügend Geld für die Promotion des Films hat. Es trifft zu, dass man in einer unabhängigen Struktur mehr Freiheit geniesst und kreativer sein kann. Aber, wie Georges Kern sagt, Kreativität muss ihrer selbst wegen bestehen. Es ist spannend, ein einzigartiges Werk für sich und die andern zu schaffen.

Sie haben vom Freiheitsfenster gesprochen, als Sie darauf drängten, das Ende des Films «World War Z» zu ändern. - Marc Foster:  Im Drehbuch war der Schluss nie wirklich definiert. Wir haben den Film gedreht, aber wir waren unzufrieden. Die zweite Version war dann die, die ich mir vorgestellt habe, ruhiger und zum Nachdenken anregend. Spannungen gab’s schon im Vorfeld des Films. Das Studio hat mich unterstützt. Das war eine sehr positive Erfahrung.

Ist die Kreation eines Films oder einer Uhr ein ewiger Neubeginn, oder muss man sich von der Vergangenheit befreien? - Georges Kern :  Wurzeln sind wichtig. Es hat sich oft gezeigt, dass Vergangenheit Erfolg verursacht. Eine Marke oder ein Produkt hat eine Herkunft, die es zu respektieren gilt. Man kann nicht immer wieder alles umkrempeln. Es gilt auch, Dinge weiterzuentwickeln. Wir haben Modellfamilien, die wir immer stetig überarbeiten und so für Überraschungen sorgen. Kunden identifizieren sich mit unseren Uhren, weshalb wir diese kohärent modernisieren. So haben wir die Aquatimer-Linie seit ihrem Bestehen zum dritten Mal überarbeitet.

Marc Foster:  Dem stimme ich völlig zu. Es geht immer darum, die Geschichte oder die Vergangenheit zu respektieren. Dies habe ich beim Bond-Film «Quantum of Solace» erlebt. Ich war direkt mit dem seit vielen Jahren bestehenden Franchising-System «James Bond» konfrontiert. Es gibt einen Rahmen, den man beachten muss, gleichzeitig will man im vorgegebenen Kontext seine eigene Identität finden und persönliche Visionen projizieren. Für «World War Z» hatte ich freie Hand, eine Form, die ich vorziehe. Risiken und Schwierigkeiten sind zwar grösser, die Befriedigung am Schluss aber auch.

Inwiefern sind Sie, Herr Foster, in Hollywood Schweizer geblieben? - Marc Foster: Ich trage eine Schweizer Uhr (lacht). Im Ernst, ich bin in der Schweiz geboren, hier habe ich meine Wurzeln. In der Schweiz pflegt man Bescheidenheit. Meine Erziehung war geprägt von viel Disziplin, was wiederum im Filmgeschäft eine grosse Stärke ist. Ich will mich nicht mit einem einzigen Film oder Erfolg begnügen. Man muss sich immer wieder neu erfinden, wissen, wie man Schwierigkeiten angeht, langfristig denken. Auch wenn der Erfolg manchmal ausbleibt, als Künstler muss man versuchen, sich weiterzuentwickeln.

Sind Know-how und Beherrschung aller Produktionsstufen der Schlüssel zum Erfolg? - Marc Foster:  Es gibt zwei Sorten Cineasten. Diejenigen, die die technische Seite bevorzugen, und die andern, die sich eher mit psychologischen Aspekten befassen. Manche lieben unkomplizierte Storys, manche arbeiten mit psychologisch hochkomplexen Figuren. Ich mag beide Varianten. Das ultimative Können besteht darin, technisches und psychologisches Können so zu verbinden, dass Emotionen entstehen. Zur Meisterschaft bringt man es, wenn man sich selbst gut kennt. Im Moment, wo Sie die Beziehung zu sich selbst verlieren, beherrschen Sie nichts mehr. Der entscheidende Punkt ist, sich selbst zu kennen.

Georges Kern :  In der Uhrenindustrie ist es schwierig, das richtige Gleichgewicht zwischen Tradition und Modernität zu finden. Es gibt einen Unterschied zwischen klassisch, traditionell und alt. Wichtig ist, dass man nicht verstaubt wirkt. Man muss modern sein, indem man auf Kompetenz und Technik aufbaut und gleichzeitig abzuschätzen vermag, was zur Marke passt und im Markt funktioniert. Wenn Marc von filmischen Langzeitvisionen spricht, meint er qualitativ hochstehende Filme, die er realisieren will. In unserer Branche ist es etwas anderes, wir verfügen über nur einen «Film», die Marke oder in unserem Fall IWC. Und dieser Film muss viele Jahre leben und bestehen.

Georges Kern, können Sie uns einen Film nennen, der IWC symbolisiert? - Georges Kern : Es wäre eine Abenteuer-, eine Liebes- und eine Krimigeschichte in einem, ein Mix zwischen «Thomas Crown Affair» und «Es war einmal in Amerika». Eine Uhr bedeutet sowohl Emotionen als auch High Tech. Letztendlich geht es darum, die Uhr zu lieben. Heute ist das Markenimage immer wichtiger. Erfolgsmarken beherrschen die Kunst des Storytelling, sie erzählen von Wurzeln, Geschichte, Technik, Know-how.

Marc Foster:  Das Gleiche gilt fürs Kino. Sie können mit den besten Schauspielern und den besten Technikern arbeiten und scheitern dennoch. Hinter jedem Projekt muss eine Vision stehen. Was zählt, ist, vorwärtszukommen und dazuzulernen, indem man sich immer wieder erneuert. Zum Beispiel, indem man von einer Superproduktion zum unabhängigen, intimeren, auf komplexen Figuren basierenden Film wechselt.