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Der nicht so ruhige Pazifische Ozean

Der blühende internationale Handel und die unangefochtene militärische Überlegenheit der USA liessen im westlichen Pazifik lauernde geopolitische Rivalitäten zeitweise in den Hintergrund treten. Doch vor allem der scheinbar unaufhaltsame Aufstieg Chinas zu einer globalen Supermacht und die infolge ihrer desaströs verlaufenen nahöstlichen Abenteuer an den Tag gelegte Schwäche der USA haben eine ganze Reihe von längst erloschen geglaubten Konfliktherden wieder aufflammen lassen.

Zwar hat das von Nordkorea vorangetriebene Programm zur nuklearen Aufrüstung (lange vor den umstrittenen Aussagen des gewählten amerikanischen Präsidenten Donald Trump über die in den Augen Pekings abtrünnige Provinz Taiwan) nicht vergessen lassen, dass die Region Asien-Pazifik ein heisses Pflaster ist. Für den ehemaligen australischen Premierminister Kevin Rudd geht von den Spannungen auf der koreanischen Halbinsel die grösste Gefahr für die Stabilität Asiens aus. Doch auch abgesehen von den nordkoreanischen Atombomben und den Unabhängigkeitsbestrebungen Taiwans scheint keine Insel der Region zu klein, um eine Lunte am Pulverfass zu sein.

So etwa die im Südchinesischen Meer liegenden Spratly-, Paracel- und Zhongsa-Atolle, über deren Hoheit China unter anderem mit den Philippinen und Vietnam streitet. Japan verlangt seinerseits von Russland die am Ende des Zweiten Weltkriegs verlorenen Kurilen zurück. Südkorea wiederum hat bis heute nicht verkraftet, dass die im Japanischen Meer liegenden Liancourt-Felsen von Tokio und nicht von Seoul aus verwaltet werden.

Verpasstes Krisenmanagement

Allein die Grösse der Inseln, Atolle oder auch nur der aus dem Wasser ragenden unbewohnten Felsen zeigt, dass es bei den Streitigkeiten nicht in erster Linie um die Territorien selbst, sondern um die sie umgebenden reichen Fischgründe, Bodenschätze und meist vor allem um militärische Fragen geht. Die damit verbundenen Risiken sind dieser Tage umso grösser, weil viele Regierungen mit innenpolitischen Herausforderungen konfrontiert sind, die ihnen wenig Zeit zur Lösung aussenpolitischer Probleme lassen.

Das trifft nicht nur auf die USA zu, die mit der Wahl von Donald Trump wahrscheinlich vor einer epochalen Wende stehen. Auch Südkorea, wo Präsidentin Park Geun-hye wegen angeblicher Verfehlungen vom Amt suspendiert bleibt, ist aussenpolitisch gelähmt. Wegen der innenpolitischen Krise musste ein auf Ende Dezember geplantes Treffen der Regierungs- und Staatschefs Chinas, Japans und Südkoreas auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben werden.

Welche weitreichenden Folgen ein verpasstes Krisenmanagement haben kann, zeigt der Konflikt in Südchinesischen Meer. Abgelenkt von ihrem Engagement in Nahost, vernachlässigten die USA ihre strategischen Interessen im asiatisch-pazifischen Raum. Dieses Machtvakuum füllte China auf. Es war aber nicht die Armee, sondern chinesische Erdölkonzerne und Fischer, die mit ihrer von kommerziellen Motiven getriebenen Expansion das Südchinesische Meer zuerst ins Zentrum von Pekings Aussenpolitik rückten. Die Regierung versäumte es, die breitspurig auftretende Volksbefreiungsarmee rechtzeitig zurückzupfeifen. Nicht zuletzt deshalb haben die USA mittlerweile einen Grossteil der Kriegsflotte in den westlichen Pazifik verlegt.

Naturschutz soll es richten

Das muss nicht heissen, dass alles auf eine militärische Konfrontation hinausläuft. So hat sich im japanischen-russischen Verhältnis jüngst eine Entspannung abgezeichnet, die eine baldige Lösung der Kurilen-Frage möglich erscheinen lässt. Die Philippinen wiederum haben mit der Anrufung eines internationalen Schiedsgerichts im territorialen Streit mit China recht bekommen. Peking erkennt das Urteil zwar nicht an, doch hat ein Regierungswechsel in Manila es wahrscheinlicher gemacht, dass die umstrittenen Territorien zukünftig kommerziell gemeinsam genutzt werden.

Die USA wiederum, die – ähnlich wie China in der Südchinasee – umstrittene Ansprüche über riesige Gebiete im zentralen Pazifik erheben, haben ihrerseits gezeigt, wie man territoriale Dispute auch auf kreative Art und Weise entschärfen kann. Die Administration Obama hat dort 2014 ein Meeresschutzgebiet von der Grösse Westeuropas geschaffen und es der kommerziellen und (zumindest in Friedenszeiten) auch der militärischen Nutzung entzogen.

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