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Der Markt ist müde

Nachdem das Kunstmarktjahr 2017 mit der Versteigerung des Leonardo da Vinci um 1500 zugeschriebenen Christus-Porträts «Salvator Mundi» zum Auktionsrekordpreis von 450 Mio. $ geendet hatte, lässt das laufende Kunstmarktjahr 2018 solch spektakuläre Höhepunkte vermissen.

Zwar erzielte Sotheby’s beispielsweise am 14. November in New York mit 90,3. Mio. $ für David Hockneys «A bigger Splash» (Acryl, 242,5×243,9 cm) einen neuen Auktionsrekord für ein Werk eines lebenden Künstlers, doch befindet sich diese monumental kitschige Pop-Art-Malerei von 1967 damit eben nur im oberen Routinepreisbereich für solche Kunsttrophäen.

«Weltenretter» gegen Luxusjacht

Schon fast ironisch mutet an, dass im zu Ende gehenden Jahr statt eines weiteren Sensationsverkaufs lediglich einige kuriose Details über den «Salvator Mundi»-Verkauf des Vorjahres bekannt wurden:

Gemäss dem «Handelsblatt» (Düsseldorf) hatten sich die beiden Prinzen Mohammed bin Zayed aus Abu Dhabi und Kronprinz Mohammed bin Salman aus Saudi-Arabien während der Auktion gegenseitig auf 450 Mio. $ hochgesteigert, weil sie irrigerweise beide annahmen, gegen einen Bieter aus Katar zu steigern.

Sieger dieses Bietgefechts wurde der im Umfeld der Khashoggi-Affäre bekannter gewordene Mohammed bin Salman. Religiösen Kreisen seines Landes war dieses Bild allerdings offenbar etwas zu frivol. Daher tauschte er es kurzerhand mit seinem Gegenbieter gegen die 147 Meter lange Luxusjacht «Topaz» aus Mohammed bin Zayeds Familienbesitz.

Dass die geplante Präsentation des «Weltenretters» im Louvre Abu Dhabi am 9. September auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, dürfte Gerüchte und Spekulationen über dieses in Fachkreisen weiterhin umstrittene Gemälde jedenfalls kaum verstummen lassen.

Regency-Mahagony-Esstisch mit vier Pfeilern, um 1815, Länge: 468,5 cm, Breite: 141,5 cm, Schätzpreis: 30 000 bis 50 000 $, Zuschlagspreis: 458 500 $ (Christie’s, New York, 9. Mai, ex Sammlung Rockefeller)

Teuer, teurer, Rockefeller

Als finanziell und vor allem inhaltlich bedeutendster Kunstmarktanlass dieses Jahres dürfte die von Christie’s vom 7. bis 11. Mai in New York durchgeführte Versteigerung der Rockefeller-Kunstsammlung in Erinnerung bleiben. Ihre 1500 Gemälde, Möbel und Antiquitäten erzielten mit 833 Mio. $ einen neuen Auktionsrekord für eine Privatsammlung.

Neben Kunsttrophäen wie Picassos eher unattraktiver «Fillette à la Corbeille Fleurie» von 1905 für 115 Mio. $ profitierten auch unspektakuläre Antiquitäten wie sechs auf 50 000 bis 80 000 $ geschätzte silberne Charles-II.-Kerzenleuchter aus der Zeit um 1670 von der stolzen amerikanischen Herkunft und kletterten auf 212 000 $.

Aber den klassischen Kunst- und Antiquitätenhandel, der den seit über zwanzig Jahren erkennbaren Strukturwandel verschlafen hat und dem Wertverfall seiner Lagerbestände tatenlos zusah, dürften solche Lichtblicke kaum retten.

Die massenweise Verlagerung des Handels mit Kunst- und Sammelgegenständen des niedrigeren bis mittleren Preisniveaus zur Konkurrenz im Internet zwingt immer mehr traditionelle Galerien und Antiquitätenläden zur Geschäftsaufgabe. Die seit einigen Jahren in Europa zu beobachtende Kunstkaufmüdigkeit – wer kennt schon jemanden, der im vergangenen Jahr tatsächlich einen Kunstgegenstand gekauft hat? – beschleunigt dies noch.

Wie lange bleibt Art in Basel?

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie lange Kunsthändler und Galerien dem Verlangen der grossen Messeveranstalter nach immer mehr und häufigeren Messeteilnahmen noch entsprechen wollen und können. Die Aufgabe zahlreicher Messen – in der Schweiz etwa der Schweizer Kunst- und Antiquitätenmesse und ihrer jüngeren Schwester im Zürcher Kongresshaus – könnte sich als Vorbote einer Schrumpfung des heutigen Kunstzirkus erweisen.

Jährlich mehrere kostspielige Messeauftritte in Basel, Hongkong, Miami, New York und London können sich einerseits nur finanzstarke Galerien und Kunsthandlungen leisten, andererseits nützt sich der Marketing- und Prestigewert solcher Grossanlässe mit ihrer Häufigkeit ab, zumal der Kunstmarkt auf die Dauer gar nicht genügend marktfrisches Material hergibt, um jeden dieser Anlässe für Käufer attraktiv zu bestücken.

Wenn jedoch auffällige Spitzenobjekte auf mehreren solchen Messen hintereinander auftauchen, degradiert das selbst die besten Kunstwerke zum Ladenhüter und raubt diesen Messen zugleich ihre Exklusivität. Wenn jüngere, mehr kosten- als traditionsbewusste Kunsthändler daraufhin ihre teure Messepräsenz zurückfahren, zwingt das die Messeorganisationen zu einer Konzentration ihrer Veranstaltungstätigkeit.

Nachdem globale Verlagerungen der Nachfrage nach Luxusgütern und Kunst zwei führende Kunstmesseveranstalter Europas und der Schweiz bereits zur Expansion nach Amerika und Asien veranlasst haben, stellt sich daher die Frage, wie lange die Art Basel noch in Basel und die europäische Kunstmesse Tefaf noch in Europa stattfinden wird.

Claude Monet, «Nymphéas en Fleur», 1914 bis 1917, Öl auf Leinwand, 160,9×180,8 cm, Zuschlagspreis: 84,7 Mio. $ (Christie’s, New York, 8. Mai, ex Sammlung Rockefeller)

Picasso antik

Viele prominente Künstler der klassischen Moderne haben sich von der Kunst der Ägypter, Griechen, Etrusker und Römer inspirieren lassen, doch kaum ein anderer lässt diesen Einfluss in seinem Werk so deutlich erkennen wie Pablo Picasso. Vor allem die vor rund 2400 Jahren entstandene fröhlich dekorativ bemalte Keramik des damals zu Grossgriechenland gehörenden Süditalien spiegelt sich fast eins zu eins in Picassos eigener Keramik.

Bemerkenswert ist indes, dass originale Beispiele dieser antiken Keramiken zu Bruchteilen der Preise zu haben sind, die heute für Picassos Keramikarbeiten zu zahlen sind.

Allerdings sind die Preise für originale Kunstwerke der Antike inzwischen so weit zurückgekommen, dass Preisvergleiche selbst mit zweitklassiger Gegenwartskunst geradezu lächerlich anmuten. Dabei ist zu bedenken, dass heute für jede noch so bescheidene Antike die rechtlich einwandfreie Herkunft vom jeweiligen Händler schriftlich dokumentiert sein muss.

Andernfalls droht bei der Einfuhr in die Schweiz – und sogar schon bei der Ausfuhr – teurer Ärger. Zudem sind undokumentierte Antiken heute kaum wiederverkäuflich. Von Flohmarktkäufen antiker Kunst ist daher abzuraten.