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Der Leistungsfanatiker im Kapuzenpulli

Rorsted nimmt kein Blatt vor den Mund und verteidigt auch gerne hohe Managersaläre.

Kasper Rorsted gilt als Superstar unter den Konzernchefs in Deutschland. Seit zehn Jahren reiht der gebürtige Däne Erfolg an Erfolg. Beim Konsumgüterkonzern Henkel gelang es dem 55-jährigen Manager, innerhalb von acht Jahren die Ebit-Marge zu verdoppeln und den Börsenwert zu verdreifachen, der Sportartikelhersteller Adidas konnte unter seiner Führung in den ersten drei Quartalen 2017 den Umsatz um 12% steigern.

Bemerkenswert war, wie die Investoren den Wert von Rorsteds Arbeit bei dessen Wechsel von Henkel zu Adidas bewerteten: Während Henkels Börsenwert nach Bekanntgabe seines Abschieds 800 Mio. € fiel, kletterte der von Adidas um 1,2 Mrd. €.

Seit Rorsted in der Sportartikelbranche arbeitet, hat sich auch sein optischer Auftritt verändert. Anstelle eines Anzug trägt er heute zumeist Sneakers und Kapuzenpullis. «Die Kleidung sollte im Unternehmen authentisch sein», sagte er in einem Interview. Anzüge, Hemd und Krawatten überlasse er lieber seinen Gästen.

Rorsted nimmt kein Blatt vor den Mund und verteidigt auch gerne hohe Managersaläre. Sein Credo: Einzelne Personen können viel ausmachen. Als Beispiele führt er Elon Musk bei Tesla und Jeff Bezos bei Amazon ins Feld. «Es lohnt sich, Geld in diese Leute zu investieren», sagte er kürzlich in einem «Stern»-Gespräch. Wenn Manager gute Leistungen erbringen, seien die bestbezahlten die billigsten, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis so gut sei. «In Deutschland wird dies oft diskutiert. Das finde ich teilweise populistisch», so der Adidas-Chef weiter. Er selbst erhielt im Geschäftsjahr 2016 eine Gesamtentschädigung von knapp 3 Mio. €.

Diese unverkrampfte Einstellung zu Chefgehältern hat auch damit zu tun, dass Rorsted als Leistungsfanatiker gilt. In seinen jungen Jahren hatte er in der dänischen Jugendnationalmannschaft Handball gespielt. Heute integriert er den Sport in seinen Tagesablauf. Dieser beginnt in der Regel kurz nach 5 Uhr mit dem Aufstehen, dann schwingt er sich auf sein Rad und fährt in die Konzernzentrale in Herzogenaurach. Anschliessend folgt ein Besuch im firmeneigenen Fitnessstudio. Erst dann beginnt sein eigentlicher Arbeitsalltag. Am Wochenende zieht es den Outdoor-Liebhaber in die Berge zum Skifahren oder Wandern.

Ihm komme zugute, dass seine Familie nicht bei ihm wohne, sagte er einst. Zumindest hat er sich ihr seit dem Wechsel von Henkel zu Adidas angenähert. Frau und vier Kinder wohnen in München, er lebt unter der Woche im 200 Kilometer entfernten Herzogenaurach. Zuvor hatte die familiäre Fernbeziehung gar eine Distanz von 600 Kilometer ausgehalten – so weit liegen Henkels Firmensitz in Düsseldorf und München auseinander.

Allerdings ist Rorsted häufig auch ausserhalb seines Chefbüros anzutreffen. Der passionierte Espressotrinker macht sich gerne ein eigenes Bild der wichtigsten Märkte. Bereits bei Henkel galten Russland, China und USA als wichtige Märkte. Das kommt ihm heute zugute und bringt den erklärten Fan des FC Bayern München dazu, auch im Hinblick auf die Fussballweltmeisterschaft im Sommer einen entspannteren Umgang mit Russland zu fordern.

So plädierte der Däne Anfang Januar in einem Gespräch mit der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» für eine Annäherung des Westens zu Russland. «Wir müssen eine Lösung finden», sagte er. Wer glaube, mit Sanktionen nur Putin und seine Politik zu bestrafen, der irre sich. Auch im Westen seien viele Arbeitsplätze dadurch verloren gegangen.

Bei Adidas bietet sich Rorsted die Möglichkeit, ein Manko aus der Henkel-Ära wettzumachen. Damals hielten ihm Kritiker vor, er habe zugunsten von kurzfristigen Erfolgen die langfristige Entwicklung von Marken vernachlässigt. Bei Adidas investiert Rorsted hauptsächlich in den USA – mit dem Ziel, den Erzrivalen Nike zu überflügeln und den Marktanteil zu deutlich steigern. Experten beziffern diesen gegenwärtig auf rund 10%. Dies würde Kasper Rorsteds Status als Star zementieren.

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