Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Der finale Test zum Zinsschritt

Janet Yellen steht vor ihrem nächsten grossen Entscheid: Seit die US-Notenbankchefin die Zinsen erstmals leicht erhöht hat, ist fast ein Jahr vergangen.

Jetzt wird es ernst: Bis zum Treffen des Federal Reserve sind es weniger als zwei Wochen. Seit Monaten stimmen die US-Währungshüter die Finanzmärkte auf eine Straffung der Geldpolitik ein. Dass sie bereit zum Handeln sind, macht der Konjunkturbericht des Fed vom Mittwoch deutlich.

«Der Ausblick fällt mehrheitlich positiv aus», heisst es im sogenannten Beige Book, das die wirtschaftliche Entwicklung von Anfang Oktober bis Mitte November beschreibt. Sieben der insgesamt zwölf Distrikte der US-Notenbank haben ein «moderates» oder «anständiges» Wachstum verzeichnet. Aus weiteren drei Regionen wird eine leichte Expansion gemeldet.

Die Zinsfalken im Fed-Vorsitz drängten bereits Anfang Herbst darauf, an der Zinsschraube zu drehen. Dass Notenbankchefin Janet Yellen damals zögerte, hatte vor allem mit den Risiken rund um die Wahlen zu tun. Dieser Unsicherheitsfaktor ist nun aus dem Weg, wie aus dem Beige Book hervorgeht.

«Mit den Präsidentschaftswahlen hinter ihnen und mit der Saison der Weihnachtsverkäufe in Aussicht sind Einzelhändler zuversichtlich, dass sie den Absatz steigern werden», heisst es zum Beispiel aus dem Fed-Distrikt Cleveland.

Der Arbeitsmarktbericht vom Freitag wird damit zum letzten grossen Test für die Zinspläne der Währungshüter, bevor sie sich am 13. und 14. Dezember zum Entscheid treffen. Hier sind die wichtigsten Punkte, auf die Yellen und ihre Kollegen achten werden.

Jobwachstum

Die amerikanische Wirtschaft hat dieses Jahr bislang rund 180’000 Stellen pro Monat geschaffen. Das sind zwar etwas weniger als 2014 und 2016, als monatlich jeweils rund 250’00 respektive 230’000 Jobs hinzukamen. Dennoch dürfte das Tempo für das Fed ausreichen, um die Geldpolitik leicht zu straffen.

Ökonomen erwarten, dass im November ein weiteres Plus von 180’000 Jobs resultiert hat. Wichtig sind zudem die Revisionen der Daten zu den beiden vorangegangenen Monaten, zumal sie andeuten, in welche Richtung der Trend geht.

«Bereits ein Stellenwachstum von 175’000 im November würde die solide Entwicklung am Arbeitsmarkt bestätigen», meint dazu das Researchteam der Bank Barclays. «Eine Zunahme in dieser Grössenordnung wird das Fed auf dem Weg zur Zinserhöhung im Dezember halten.»

Arbeitslosenquote

Eine Schlüsselrolle spielt ebenso die Arbeitslosenquote. Sie ist seit dem Höchststand von 10% im Herbst 2009 deutlich gesunken und hat sich diesen Oktober auf 4,9% bewegt. Das entspricht ungefähr dem Niveau, das in den USA als Vollbeschäftigung erachtet wird.

Ökonomen rechnen für November mit einer unveränderten Arbeitslosenquote. Dass sie sich seit gut einem Jahr auf dem Level um 5% eingependelt hat, beunruhigt Yellen nicht. Die Fed-Chefin interpretiert das vielmehr als Anzeichen dafür, dass mehr Amerikaner aktiv nach einer Stelle suchen und der Arbeitsmarkt an Reife gewinnt.

Lohnentwicklung

Ein Augenmerk wird die Fed-Chefin auch auf die Löhne richten. Nachdem sie sich lange kaum bewegt haben, zeigt sich seit Mitte 2015 ein stetiger Aufwärtstrend. Im Oktober stieg der durchschnittliche Stundenlohn verglichen mit dem Vorjahresmonat sogar um 2,8%, was der grössten Zunahme seit Sommer 2009 entspricht.

Ist das ein erstes Anzeichen für Inflation? «Die anziehenden Bedingungen am Arbeitsmarkt sowie der Auftrieb bei den Löhnen und bei der Kerninflation werden vermehrt von den Fed-Mitgliedern erwähnt, wenn sie eine Zinserhöhung im Dezember andeuten», bemerkt dazu Jim O’Sullivan vom Researchdienst High Frequency Economics.

Reaktion der Finanzmärkte

Kein Geheimnis ist, dass Yellen grossen Wert auf die Stimmung an den Finanzmärkten legt. Dort wird inzwischen fest damit gerechnet, dass die US-Währungshüter das Zielband für die Federal Funds Rate Mitte Dezember um 0,25 Basispunkte auf 0,5 bis 0,75% erhöhen werden.

An der Terminbörse CME messen Investoren einem Zinsschritt sogar eine Chance von 100% zu. Zudem hat das Blue-Chip-Barometer Dow Jones Industrial im November mit einer Avance von 5,4% den besten Monat seit März verzeichnet. Reagiert Wallstreet selbst bei einem leicht enttäuschenden Arbeitsmarktbericht gelassen, heisst das für das Fed grünes Licht.