Der Anfang vom Ende?
Wer Armbanduhren als Kapitalanlage hält, sollte zwischendurch Gewinne realisieren.
Wie wankelmütig der Sammler Gunst, wie kurzlebig die Moden des Kunstmarktes sind, wissen erfahrene Kunsthändler. Und die Erben alter Möbel, Teppiche und Kupferstiche erleben seit Beginn des neuen Jahrtausends immer häufiger, wie einst teuer gehandelte Kunstwerke und Antiquitäten zu kaum mehr absetzbaren Staubfängern und Ladenhütern werden. Selbst heute marktunsterblich scheinende globale Grosskünstler wie Rembrandt, Picasso oder Warhol werden dereinst in die Vergessenheit unzugänglicher Museumsdepots geraten. Die Frage ist nur, ob dies schon in 30 Jahren geschieht, in 300 Jahren oder erst in 3000 Jahren.
Aktuell stellt sich für den Schweizer Luxusuhrenmarkt – und damit zugleich für die Genfer Sammleruhrenauktionen – die Frage, wie lange komplizierte mechanische Zeitmesser ihre heutige Doppelrolle als sammelwürdige Kunstgegenstände und kostspieliger Männerschmuck noch spielen werden. Die zuweilen beschworene Gefahr ihrer Verdrängung durch die neuen Smartwatches von Apple & Co erscheint dabei zwar klein. Schliesslich gibt es ja schon lange beliebig genaue, vielseitige und leistungsfähige elektronische Alternativen zu mechanischen Luxusarmbanduhren, ohne dass deren Absatz darunter gelitten hätte.
Wolken am Sammlerhimmel
So wolkenlos wie noch vor zehn Jahren ist der Armbanduhrenhimmel aber auch nicht mehr. So verliefen die halbjährlichen Sammleruhrenversteigerungen von Christie’s und Sotheby’s in Genf diesen Mai gegenüber früheren Spitzenauktionen auffallend glanzlos. Mit 24,52 Mio. Fr. für insgesamt 579 verkaufte Lose blieb das Totalergebnis dieser beiden wichtigen Marktanlässe jedenfalls gut 25% unter dem mittleren Totalergebnis dieser Genfer Maiauktionen der vorangegangenen vier Jahre von 33,1 Mio. Fr. (2011: 31,2 Mio. Fr., 2013: 38,4 Mio. Fr., 2013: 28,8 Mio. Fr., 2014: 33,9 Mio. Fr.).
Auffällig ist dieser Rückgang nicht zuletzt deshalb, weil er nicht mit einem allgemein lahmenden Marktumfeld zusammenfiel. In ihren thematisch verwandten Genfer Juwelenauktionen verzeichneten Christie’s und Sotheby’s nur wenige Tage darauf zusammen mit 241 Mio. Fr. einen Rekordumsatz.
Ob diese Umsatzschwäche auf eine Konsolidierung und Sättigung dieser Kunstmarktnische hindeutet oder ob sie gar den Anfang vom Ende des bald vierzigjährigen weltweiten Höhenflugs mechanischer Luxusarmbanduhren signalisiert, muss die Zukunft zeigen. Auch ohne statistische Schlüssigkeit erinnert diese Momentaufnahme des Uhrenauktionsgeschehens jedenfalls daran, dass dieser Sammlermarkt nicht grenzenlos wächst.
Kein Markteinbruch in Sicht
Mit einem plötzlichen Markteinbruch ist indes nicht zu rechnen, schon gar nicht im obersten Preisbereich der Sammlerraritäten über 300 000 Fr. Hier dürfte das Preisgefüge nämlich noch auf längere Sicht durch Ankäufe von Uhrenmuseen – darunter natürlich auch die Firmenmuseen bedeutender Hersteller – gestützt und vor allzu heftigen Nachfrageschwankungen geschützt werden. Letztere dürften zuerst die Sammleruhren in der Preislage zwischen 5000 und 50 000 Fr. betreffen.
Die Sammler, die ihre Armbanduhren allein aus Freude an deren virtuoser Technik und dem zeitlosen Design kaufen, mögen Nachfrage- und Preisschwächen sogar begrüssen und für Zukäufe nutzen. Wer jedoch Armbanduhren der höchsten Preisklassen auch als Kapitalanlage hält, der mag dennoch langsam daran denken, wenigstens einen Teil seiner etwaigen Wertzuwachsgewinne zu realisieren. Die zwischen 12 und 30% betragenden Verkaufsmargen – bezogen auf den tatsächlich ausgezahlten Erlös – könnten allerdings manchmal für Ernüchterung bis Enttäuschung sorgen.
Uhrenauktionstermine
14. November: Crott, Frankfurt
21. November: Ineichen, Zürich
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