Der Monat Oktober geht wohl als Mensis horribilis in die Annalen ein. Die Kurskorrektur an den Weltbörsen hat auch den letzten Investor aus dem Schlaf gerissen, der sich an das jahrelange Niedrigzins-Hochwachstums-Umfeld gewöhnt hatte und es in die Zukunft extrapolierte. Die Volatilität sei zurückgekehrt, argumentieren Ökonomen, das Risiko also gestiegen.
Schwächere Konjunkturindikatoren signalisieren, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Anleger und Unternehmen müssen allzu optimistische Prognosen des Ertragswachstums nach unten korrigieren.
Gleichzeitig signalisieren die Kennzahlen aber auch, dass die Wirtschaft insgesamt solide ist. Viele Gefahren, wie die Bilanzrisiken bei Banken, Leistungsbilanzungleichgewichte und Wechselkursübertreibungen, die vor wenigen Jahren für Kopfzerbrechen gesorgt hatten, wurden beseitigt oder wesentlich entschärft.
Nicht die wirtschaftlichen Aussichten sind das Problem, sondern die politischen. Wenn in diesem Herbst die Meinungsführer an den Finanzmärkten äusserst skeptisch in die Zukunft blicken, dann vor allem deshalb, weil die politische Unsicherheit so gross ist wie seit Jahrzehnten nicht. Die Grossmächte streiten miteinander, Institutionen internationaler Zusammenarbeit verlieren Einfluss, und fast wöchentlich führen Wahlen eine seltsame Bereitschaft zutage, alles über Bord zu werfen. Die Trotzreaktion ist sogar mehrheitsfähig – ganz gleich ob die Wirtschaft boomt oder stagniert.
Diese Lust auf politische Konfrontation gefährdet die Lösung der letzten grossen wirtschaftspolitischen Herausforderungen: des Liquiditätsabbaus der Notenbanken und der Reduzierung staatlicher und privater Schulden. So betrachtet, ist Pessimismus durchaus gerechtfertigt.
FuW – Das Wochenende
Erhalten Sie zum Wochenende handverlesene Leseempfehlungen der Redaktion.Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch
Das Risiko liegt in der Politik
Meinungsführer an den Finanzmärkten blicken äusserst skeptisch in die Zukunft, weil die politische Unsicherheit so gross ist. Ein Kommentar von FuW-Redaktor Andreas Neinhaus.